Review : Die 120 Tage von Sodom

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Pier Paolo Pasolinis "Salo" ist ja seit je her als einer der extremsten Filme verschrien. Dies hat allerdings weniger mit direkt gezeigter Gewalt, sondern mit der Perversität der 4 reichen Säcke, die wirklich jeglicher Moralvortsellung widerstrebt, zu tun.

Als Vorlage diente Marquis de Sades "120 tage von Sodom". Die Handlung siedelte Pasolini ins faschistische Italien, genauer gesagt in Mussolinis "Salo", um. 4 ältere Herren (Faschisten) lassen überall junge Männer und Frauen entführen. Auf einem abgelegenen Landsitz missbrauchen sie diese als Lustobjekte. Und keine Phantasie ist pervers genug.

Die Frage, die sich in erster Linie stellt, ist die nach dem Sinn des Ganzen. Manche Quellen sind der Meinung, dass Pasolinis Film die Natur des Menschen, Macht die er (und in diesem Falle die 4 Faschisten) erhält, skrupellos auszunutzen und Triebhandlungen immer mit diesem Faktor zusammenhängen . Zumindest so in diese Richtung wurde der Film ausgelegt. Allerdings auch in eine komplett andere, dass er einfach pure Exploitation sei. Da ich keinen anderen Pasolini Film kenne, kann ich sein Gesammtwerk nicht beurteilen und daher auch keine Rückschlüsse auf "Salo" ziehen. Ich vermute aber mal, dass Pasolini sich schon etwas bei dem Film gedacht hat, da manche Dinge bewusst herausstechen, die auf eine Interpretation, wie oben angeschnitten, deuten.

Davon ab wird der Film seinem Ruf wirklich gerecht. Sicherlich sind erst am Ende direkte und physische Gewaltszenen enthalten. Die sind aber alles andere als von schlechten Eltern. Besonders hart ist die verdammt gut umgesetzte Skalpierung und das Anbrennen des Penisses eines der jungen Männer. Davor beschränkt sich der Film auf psychische Gewalt in Form von Erniedrigungen übelster Sorte. Die 4 alten Säcke leben nämlich all ihre Phantasien aus. Sicherlich sind auch sie manchmal in der erniedrigten Rolle (z.B. als der eine sich von dem Mädel ins Gesicht pinkeln lässt), aber meistens sind es die Entführten, die gedemütigt werden. Das spielt aber auch keine Rolle, da sie ihren Wert als Mensch verloren haben und letztendlich nur noch Lustbobjekte der 4 reichen Säcke sind. Mal werden sie an Hundeleinen durchs Haus geführt und müssen sich wie Hunde verhalten, mal gibt es als Essen nur Scheisse (gesammelt von ihnen), sie werden dauernd befummelt und müssen die 4 Typen befriedigen und was es noch so alles gibt. Und wenn sowas nicht gezeigt wird, dann werden die perversen Gelüste anderer Menschen in den "Stimulationsgeschichten" detailliert geschildert.

Fazit : Ich tendiere auch eher dazu, dem Film eine Aussage/einen Sinn zuzuschreiben, da sehr viel über Macht und deren Ausnutzung und auch über die (u.a. auch oft dekadente)Triebhaftigkeit mancher Menschen gesagt bzw. gezeigt wird. Sieht man davon ab bleibt der Film durch seine gezeigten Perversitäten immer noch sehr krass. Keine leichte Kost, aber auf jeden Fall extreme und gute.
I mean, that's what life is : a series of down endings.

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Tja, Legend bring tjetzt ja erstmal Faust raus. ;) Wehe die Salo wird besser als die britische von BFI ;)
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Zitat von: "ap"
Ich hab auch das Buch gelesen, und da steckt definitiv Keine Aussage dahinter, und ist übrigens noch sehr viel krasser, perverser und extremer als der Film.


Was erwartest du von "de Sade" ;) Dass der keine "Gute Nacht geschichten" geschrieben hat ist klar.

Ich schätze auch, dass Pasolini es ins faschistische Italien umgesiedelt hat, war wichtig, um seine Gedanken besser zu unterstützen.
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