Also, ich bin ja auch Seriennostalgiker, seit Anfang der 60er jahre. Und obwohl vieles verschüttet war, als ich mich ernsthaft wieder mit Serien zu beschäftigen begann (das war so ca. Mitte 2000), so wunderte ich mich doch, wie viele Einzelheiten ich noch in meinem Gedächtnis hervorkramen konnte.
Ich wusste noch, welche Handbewegungen Yancy Derringer zu seinem stummen Partner Pahoo machte; ich sah meinen helden Jess harper aus "Am Fuß der Blauen berge" förmlich vor mir, und ich wusste noch, welche Farbe seine Klamotten hatten, dass er immer Handschuhe trug, etc. Ich konnte Teile des Vorspanns von "Renn Buddy Renn" und "Immer wenn er Pillen nahm" auswendig, ich hatte die Stimme von Larry Hagman aus "Jeannie" im Ohr und ich konnte die Melodie von SOS Charterboot und Westlich von Santa Fe auswendig...
So gibt es viele, viele Sequenzen und Szenen, Bilder und Textstellen, die sich mir ins Gedächtnis eingebrannt hatten. Ich war als Kind leidenschaftlicher Serienschauer, und ich bins heute noch - man kann sagen fernsehsüchtig; aber auch film-süchtig. Und ich möchte es nicht missen. Es hat meine Kindheit geprägt, und ich glaube sogar, ich habe sehr viel bewusster Fern gesehen als die Kids und Erwachsenen heutzutage, die sich einfach berieseln lassen, ohne auf den Inhalt zu achten, und dann irgendwann vor der Glotze einpennen.
Bei mir hielt sich das Fernsehen mit Lesen die Waage. Beides bot mir das Abtauchen in Fantasiewelten voller spannender Abenteuer - da kam keines der Nachbarskinder mit, die lediglich mit "fußballspielen" oder "Quartettspielen" zu locken vermochten. Pah, was war das schon gegen die Abenteuer in meinen Büchern und auf dem Bildschirm?
Ich muss zugeben, dass ich ab und an schon vor Freude geheult hab, als ich eine lang ersehnte Serie aus meiner Jugend wiedersehen durfte, und sei es im amerikanischen Original. Das gilt insbesondere zweien meiner absoluten Favoriten, "Mit Schirm, Charme und Melone" und "Invasion von der Wega". Und ich habe irgendwann auch jene Serien zu sammeln begonnen, die bei uns leider niemals zu sehen waren. Dabei stellte ich fest, dass es in den 50er und 60er Jahren in den USA und England Serienperlen gab, von denen man heute nur noch träumen kann - großartige Westernserien, tolle Krimiserien, spannende Abenteuerserien.
Klar, nicht jeder teilt meine Begeisterung über diese Serien, aber ein Westernklassiker wie "Have Gun will Travel", von unserem Forenmitglied Thomas Covenant als langweilig abgestempelt, gehört zu den besten und feinsten Westernserienklassikern, die jemals fabriziert wurden. Viele weitere Serien brachte das Fernsehen hervor - vom Range Rider über Restless Gun bis hin zu Gunslinger und viele andere. Von den meisten Serien, die den Weg zu uns fanden, prüfte man vorher, welche Episoden einem deutschen Publikum zugemutet werden konnten. Si wurden von "Am Fuß der Blauen Berge" lediglich 50 von 124 Folgen gezeigt, bei "Twen Police" waren es 18 von weit mehr als 100, und "Cheyenne" brachte es auf gerade mal 8 Episoden. Bei "Invasion von der Wega" schließlich mutete man uns lediglich 20 von 43 Folgen zu und schrieb rasch ein Ende der Serie in die 20ste Folge, obwohl es ab da erst richtig fetzig wurde. So wurden viele Serien von uns "vergewaltigt" und verschandelt...und aus diesem grund werden die Originalfassungen erst wieder zum richtigen Fernsehereignis, da man "neue"Abenteuer seiner Lieblingshelden von einst entdecken und genießen darf.
Für mich schlagen die 50er und 60er Jahre Produktionen die Serien aus den späten 70ern, den 80ern und 90ern und die aktuellen Produktionen um Längen, was Charme und Stories angeht - allein schon die tollen Titelmusiken und die Titellieder gibt es seit den 80er nicht mehr.
Fernsehen und insbesondere Serien haben viel an Qualität verloren. Und für mich ist die DVD-technik eine wahre Fundgrube für Serien, die sich lohnen - viele Serien, die ich endlich, nach rund 40 Jahren, mal sehen darf...und bei denen ich wieder Kind sein darf...
Mit viel Glück gibts zu Weihnachten "Highway Patrol", "The Lawman", "The Rebel Johnny Yuma" und "Flicka".
Und ich freu mich tierisch...
Der Lonewolf Pete