12 Angry Men

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Sidney Lumets Regiedebüt "12 angry men" ist sicher einer der eindringlichsten und besten Gerichtsfilme und Filme über die Todesstrafe.

Ein 18 jähriger Junge aus den Slums soll seinen Vater erstochen haben. Es ist eindeutig bewiesen. Nun müssen die 12 Geschworenen entscheiden, ob der Junge auf den elektrischen Stuhl kommen soll oder freigesprochen wird. Alle scheinen sich einig: Er war der Mörder. Nur Geschworener Nr. 8 hegt Zweifel. Nun geht eine Diskussion los über die Argumente, denn das Urteil muss einstimmig sein.

Die Handlung an sich ist natürlich sehr simpel. Trotzdem steckt eine Menge in ihr. Dem Zuschauer dürfte von vorneherein klar sein, dass am Ende ein Freispruch steht, aber wie heißt es so schön: Der Weg ist das Ziel. Und der Weg sind die genialen Dialoge. Nicht nur, dass jedes Argument sehr logisch und nachvollziehbar ist und selbst der Zuschauer am Ende von der Unschuld überzeugt ist, dank der berechtigten Zweifel, nein das Ganze ist auch noch verdammt spannend geworden. Man weiß wie es ausgeht, doch man fiebert jedem neuen Gesichtspunkt über den diskutiert wird entgegen.

Dass dies gelingt liegt natürlich an den großartigen Darstellern. Da es keine Action gibt, nur den Dialog, und auch alles bis auf zwei minimalste Szenen (Anfang und Pause im Badezimmer) nur in einem Raum spielt, müssen die Darsteller sehr überzeugend spielen und auch die Charaktere sollten interessant angelegt sein. Beides ist hier der Fall. Vor allem Henry Fonda, als Nr. 8, Lee J. Cobb als unglaublicher Widerling, der am Ende als letzte Bastion gegen den Freispruch kämpft, und Jack Warden können einen begeistern, auch wenn jeder andere, u.a. auch der allseits bekannte Jack Klugmann ("Quincy"), auch überzeugt.

Aber auch die Charaktere sind verdammt interessant gestaltet. Sie repräsentieren weniger sich selbst, eher gewisse Gruppen von Typen. Das wird zusätzlich von der Anonymität der Figuren unterstrichen. Dadurch wird klar, dass hier im Allgemeinen gezeigt werden soll, welche Macht ein Geschworener hat, dass oft unbegründete Vorurteile oder ein schlampig geführter Prozess für Probleme sorgen. Manch einer denkt wohl auch nicht genau genug nach oder gibt sich die Mühe alles zu hinterfragen, wodurch schnelle Urteile gefällt werden. Es werden also auch Pro und Contra Seiten des Geschworenengerichts aufgezeigt. Insgesamt kann man noch wesentlich mehr in die Dialoge hineininterpretieren, was allerdings zu umfangreich werden könnte. Jedenfalls gibt es immer wieder was Neues zu entdecken.

Fazit: Unglaublich fesselnder, intelligent geschriebenes und hervorragend dargestelltes Gerichtsdrama mit vielen kritischen Ansätzen.
I mean, that's what life is : a series of down endings.

http://www.last.fm/user/DerMuedeJoe/
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