So, hab ihn nun auch endlich gesehen. Erstmal fand ich die Verpackung der koreanischen (Doppel)DVD schon sehr gelungen, hat wirklich was - ein großes Lob an die Macher.
Nun zum Film: Er hat mich schlichtweg umgehauen! Olboy ist einer der wenigen Filme, bei denen ich im Vorfeld keinen einzigen negativen Kommentar vernehmen konnte. Fast überall Lobeshymnen und Bewertungen mit der Höchstzahl - die er letztlich auch von mir bekommen hat.
Mit Sicherheit ist unser guter alter Mr. Park ein Riesenfan von "Fight Club", dessen bedrückende, dreckige Atmosphäre sehr ähnlich, jedoch beinahe noch gelungener, umgesetzt wurde. Auch Einflüsse vom brillanten "Memento" sind zu erkennen.
Nachdem ich "Sympathy for Mr. Vengeance" und zuletzt "Memories of Murder" aus Korea gesehen hatte, dachte ich, die wären so bald nicht zu toppen. "Oldboy" und mit Abstrichen auch "Save the Green Planet" haben mich eines Besseren belehrt. Ich bleibe dabei: mir fällt kein Film ein, der mich mit seiner Intensität in letzter Zeit so nachhaltig beeindruckt hat wie Mr. Parks neuestes Werk.
In diesem Thread wurde glaube ich schon erwähnt, dass der Film zar nicht brutaler als "Sympathy..." sei, dafür aber böser...sehr treffend beschrieben, dem kann ich nur beipflichten.
Zum Abschluss ein paar Verständnis- bzw. Interpretationsfragen. Wie seht ihr das?
*SPOILER*
Hat Daesu (der Hauptdarsteller) nun wirklich etwas so furchtbares verbrochen? Wenn ich das richtig verstanden habe, so war das verstorbene Mädchen doch von ihrem Bruder schwanger, und nicht von Daesu. Dann geschah die Rache nur aus Eifersucht?
Außerdem: Sie hat sich doch dann letztlich selbst umgebracht, ihr Bruder wollte sie doch wieder hochziehen, oder? Sie hatte also den Wunsch zu sterben?
Am Ende findet er ja heraus, das er seine Tochter gevögelt hat. Der Bösewicht sagt ja, sie beide, er und seine Tochter, wären im Bezug darauf hypnotisiert worden, dass sie sich verlieben. Am Ende geht Daesu dann zu dieser einen Hypnosetussi und möchte sich die Erinnerungen entfernen lassen. Warum? Ich denke, da er genau weiß, dass er seiner Tochter niemals die Wahrheit sagen kann, er ihr aber doch nah sein will und er weiß das sie ihn niemals verlassen würde...da sie ihn liebt. Seht ihr das genauso?
Weiterhin ist meine Interpretation das er ganz bewusst das Risiko in Kauf nimmt von der Psychologin hypnotisiert zu werden, ohwohl diese ihn warnt, seine Erinnerungen könnten dadurch in "Unordnung" geraten. Er will also den Zustand in Kauf nehmen, mit seiner eigentlichen Tochter in Zukunft in einer Liebesbeziehung zu leben, richtig? Am Ende, als er sie umarmt, erinnert er sich da an nichts mehr? Weiß er also nicht mehr, dass er gerade seine Tochter in den Armen hat und war genau dies sein (unausweichlicher und trauriger) Plan?
*SPOILER ENDE*
Danke für eure Meinungen. Der Film hat mich wirklich beschäftigt, daher diese Detailfragen. Vielleicht muss ich ihn mir aber auch nur ein zweites Mal ansehen.