Unbekanntere Ego-Shooter

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Hallo,

mein absoluter Ego Shooter Favorit, der auch noch (leider) relativ unbekannt geblieben ist:

CLIVE BARKERS UNDYING

Eine geniale Horrorstory verpackt in einem Shooter, der nicht nach 8 Stunden Spielzeit vorbei ist.
Abwechslungsreich, und wirklich sehr sehr unheimlich.

Meine Rezi hierzu gibt s hier:

Langsam schleiche ich über knarrende Bodenbretter, während der Sturmwind um die Ecken des alten Hauses jagt und die Luft in den Gängen vibrieren lässt. Plötzlich lässt sich ein Schatten von der Decke herabfallen – es ist ein klauenbewehrtes Monster, das sofort mit wuchtigen Prankenhieben auf mich einschlägt, so dass mein Kopf herumgerissen wird und ich nicht die Pistole abfeuern kann. Ich weiche nach hinten aus, überspringe ein Treppengeländer und suche Schutz. Dann ziele ich und ziehe den Abzug mehrmals durch. Das Monster bricht am Fuß der Treppe zusammen.

Was wie ein Ausschnitt aus einer unheimlichen Kurzgeschichte klingt, ist eine typische Szene des Horrorshooters „Clive Barkers Undying“, in welchem man sich aufmacht, ein düsteres Familiengeheimnis zu enträtseln. Das Spiel ist jüngst als Nice-Price Titel erhältlich, was eine Besprechung sinnvoll macht.

Story: Irland 1920. Patrick Galloway, der Held des Spiels, ist ein Weltenbummler und Abenteurer, der überall dort auftaucht, wo unheimliche Gegner aus dem Jenseits bekämpft werden sollen. Diesmal hat ihn ein Brief seines alten Kriegskameraden Jeremiah Covenant errreicht, in welchem dieser Patrick bittet, auf den Stammsitz der Covenants nach dem Rechten zu sehen. Dort ereignen sich mysteriöse Dinge: längst totgeglaubte Familienmitglieder tauchen wieder auf und seltsame Monstren huschen durch die Gänge. Jeremiah leidet an einer geheimnisvollen Krankheit, welche ihn ans Bett fesselt, so dass er selbst den Dingen nicht nachgehen kann. Er bittet daher Patrick, das Geheimnis um die unheimlichen Ereignisse zu lösen. Man merkt im Laufe des Spiels deutlich die Hand des Autoren Clive Barker, der die Story entwickelt hat. Immer tiefer dringt man in die morbide Familiengeschichte der Covenants ein, erfährt Stück für Stück mehr über die einzelnen verstorbenen Geschwister, die ihr Leben als Untote weiterführen. Dabei ist die Geschichte alles andere als linear. Der Plot ist durchdacht und bietet einige Überraschungen, die ich nicht verraten möchte.

Gameplay: Man ist in den verschiedensten Spielumgebungen unterwegs. Zunächst gibt es das unheimliche Herrenhaus der Covenants, ein Mausoleum auf den Klippen, einen verlassenen Friedhof, eine mit Monolithen besetzte Insel vor der Küste, ein zerfallenes Kloster, einen verwunschenes Gewächshaus im Mondlicht. Es gibt sogar mehrere Paralleldimensionen, die man erkundet. Eine scheint dabei direkt aus einem Hellraiser-Film zu stammen: zerbrochene Ruinenfragmente wabern schwerelos in der rötlichen Luft, die sich um einen Strudel am Zenit dreht. Der Spieler wird sogar durch die Zeit geschleudert und landet in einem Kloster des Mittelalters mit allem, was dazugehört: kuttentragende Mönche und klirrende Kälte. Meist ist man mit Schleichen und Schießen beschäftigt. Die eingestreuten Rätsel sind nicht besonders schwierig und sollten auch von Einsteigern gelöst werden können. Anders sieht es mit dem Schwierigkeitsgrad der Actioneinlagen aus. Hier ist die geschickte Koordination von Hand und Auge gefragt, wenn es darum geht, Scharen von plötzlich auftauchenden Gegnern das untote Leben auszublasen. Die Gegner haben unterschiedliche Verhaltensmuster. Manche sind durch ihre hüpfende Gangart schwer zu treffen, andere erwehren sich durch Fernwaffen wie Armbrüste oder Feuerbälle. Patrick selbst kann auf ein Arsenal von magischen Zaubersprüchen und einige Handfeuerwaffen zurückgreifen. Dabei wurde der gleichzeitige Einsatz von normalen und magischen Waffen elegant gelöst: durch einen rechten Mausklick verschießt man magische Strahlen, mit der linken Maustaste feuert man Pistole, oder Schrotflinte ab. Zusätzlich gibt es noch Dynamitstangen, die auch zum Lösen einiger Rätsel eingesetzt werden müssen.

Zwischendurch gibt es immer wieder kleine Bossmonster: die untoten Familienmitglieder. Damit das aber nicht zum langweiligen Geballer und Gerenne wird, haben sich die Macher von UNDYING einiges einfallen lassen. Alle Zwischengegner haben verwundbare Stellen, die man erst herausfinden muss. Ansonsten lassen sie sich nicht erledigen. Damit hebt sich dieser Part wohltuend von dem im Genre üblichen Vorgehen ab. An einigen Stellen ist auch das Spring- und Hüpfvermögen der Spielfigur gefragt, doch sie halten sich in erträglichen Grenzen, so dass aus UNDYING kein „Rayman“ wird.

Grafik: Die Szenarien sind hervorragend gestylt und wirken durch geschickt gewählte Texturen und Schatteneffekte atmosphärisch dicht. Es erscheint einem geradeso, als würde man tatsächlich durch die dunklen Katakomben laufen. Dabei wurde besonders viel Aufmerksamkeit der Stimmigkeit geschenkt. Das Herrenhaus ist nicht eine simple Anordnung uninspirierter Räume, die nur den Zweck haben, Schauplatz der Kämpfe zu sein. Es gibt alle Räume, die ein echtes Herrenhaus auch besitzt: Bibliothek, Küche, Badezimmer, getrennte Schlafzimmer, Dienstbotenzimmer, etc. Die Aufmachung der Gebäudeflügel spiegelt die einzelnen Charaktere wider, welche die Räume bewohnten: die schöne und junge Lizbeth lebte in einem verspielten Barockambiente, der wissbegierige Künstler Aaron in einem Atelier mit großen Fenstern. Echtzeitschatten und im Wind wehende Vorhänge zeigen, dass die Entwickler die Unreal-Tournament Engine kräftigt aufgebohrt und verbessert haben.

Sound: Was wäre ein Horrorspiel ohne den passenden Sound? Eine Fischsuppe, die nach Pfefferminz schmeckt. Undying glänzt in dieser Kategorie mit herausragenden Effekten. Die Tritte der Spielfigur hallen in großen Räumen nach und wirken gedämpft, wenn sie über Teppichböden läuft. Der Wind heult um das Haus, Fledermäuse flattern mit knatternden Schwingen vorbei und Brunnen plätschern geheimnisvoll. Die Monster heulen, kreischen, grunzen und brüllen, dass es eine wahre Freude ist. Am spannendsten ist es, wenn man in einem dunklen Zimmer mit einer guten Surroundanlage spielt. Man springt förmlich aus dem Sitz, wenn hinter einem der Schrei eines Howlers ertönt. Die Musik ist stimmungsvoll und passt sich dem Geschehen an. Schon die Intromusik ist hörenswert und jagt dem Spieler einen wohligen Schauer über den Rücken: ein Musikstück mit mehrstimmigem Chor, das an „Carmina Burana“ von Orff erinnert. In der Kategorie „Sound“ hat das Spiel den begehrten Hauptpreis der Internetseite IGN erhalten.

Fazit: Wer auf atmosphärisch stimmige und anspruchsvolle Horrorunterhaltung mit Storytiefgang steht, wird mit UNDYING bestens bedient. Hier kann ich bedenkenlos eine Kaufempfehlung aussprechen.

Systemvoraussetzungen:
Windows 95/98/ME; Pentium II 400 MHz; 64 MB RAM;
Festplattenplatz: 350 MB; CD-Rom Laufwerk; 16 MB
Grafikkarte (Direct 3d, Glide); Soundkarte mit Direct X 8.0 Unterstützung; Direct X 8.0 (beim Spiel mitgeliefert);
Tastatur; Maus.

Und hier ist eine Fansite über das Spiel:

http://www.3dactionplanet.com/undying/

Auf bald,

Markus


Hallo,

wobei DOOM3 ich gar nicht sooo gruselig fand nach einer Weile. Anfangs war die Dunkelheit ganz schön übel, aber irgendwie gewöhnt man sich später in der Mitte des Games an den Spielablauf, der sich wiederholt und daher kaum Horror aufkommen lässt.
Am Ende soll DOOM3 noch richtig in Fahrt kommen - auch Horrortechnisch - aber soweit bin ich nicht...spiele lieber momentan JUDGE DREDD.

UNDYING ist genial - da stimme ich dir zu, AndreMaster.
 :D
Bislang kenne ich keinen Horror-Egoshooter, der diese dichte Atmosphäre erreicht. THE SUFFERING hat das Zeug dazu, verfehlt aber IMHO das Klassenziel, weil die Atmo nicht ganz so extrem spannend ist, wie bei UNDYING.

auf bald,

Markus


Hallo,

richtig - einen offiziellen zweiten Teil wird es aller Voraussicht nach nicht geben.

Aber ein paar Freaks basteln an einem inoffiziellen zweiten Teil auf der Website, die ich genannt habe.
Und es gibt einige tolle Mappacks, die man spielen kann. Viele davon sind richtig umfangreich und sehr schön designt!

Lohnt sich, mal auszutesten.

Auf bald,

Markus


Hallo JasonXtreme,

gute Entscheidung - du wirst es nicht bereuen. Hoffentlich gibt es das Game noch! Hat inzwischen 3 Jahre auf dem Buckel!

Wirklich eine Schande, dass nicht so viele Leute das Game gekauft haben, dass es einen Nachfolger geben kann.

Auf bald,

Markus


Also ... ich verkaufe mein Exemplar garantiert nicht....
 ;)
...da hängen sehr schöne Erinnerungen dran.
Und ab und an spiele ich es noch.

Auf bald,

Markus