Review : Fahrenheit 9/11

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Also ich weiss ja nicht...

Moore bekam einen grossen Schub an Popularität durch genau zwei Dinge : Erstens seinen Film "Bowling for Columbine", der gekonnt, wenn auch mit einer nicht geringen Portion Subjektivität und Polemik, die Panikmache der Medien in Amerika blosstellt und darin die Grundlage für andere Dinge, wie das berüchtigte "Waffennarrentum" um nur ein Beispeil zu nennen. Zweitens sein Buch "Stupid White Men" in dem er auh viele Sauereien erkennt, aber noch polemischer und utopischer vorging als in "Bowling for Columbine". Es zeichnete sich ab, dass er wohl nicht nachdenklicher und ehrlicher wird, sondern eher manipulativer und noch polemischer.

So kam es dann auch. Fahrenheit 9/11 ist zweischneidiger als jedes zweischneidige Schwert.

Ich fange erstmal mit der positiven Seite an. Moore hat sich seine für ihn typisch ironische, eigentlich schon zynische, Art an diverse Dinger heranzugehen beibehalten. Bei einigen Szenen, so schockierend sie eigentlich sind, muss man dann doch shcon ziemlich lachen. Das war ja auch schon seine Stärke bei "Bowling for Columbine" oder "Stupid White Men", nämlich keine staubtrockene Doku zu drehen/kein reines Sachbuch zu schreiben, sondern das Ganze bei aller Ernsthaftigkeit, auch mit Humor anzugehen.

Und Moore hat teilweise wieder sehr gut gearbeitet. Sicherlich manches ist mit Vorsicht zu geniessen, viele seiner "Fakten" könnten genauso gut aus dem Zusammenhang gerissen worden sein oder manches könnte bewusst gelogen sein (ob George W. Bush auf seiner Ranch war und Urlaub machte und die Bilder die Moore dann zeigt wirklich zusammengehören oder nicht, dass kann man nicht beurteilen, man kann sowas ganz leicht verfälschen). Aber mit manchen Dingen, da landet er Volltreffer. So verdeutlicht er Ungereimtheiten nach dem 9/11 Attentat, interviewt Leute, die wirklich Interessantes zum Thema beizutragen haben, zeigt die Verbindungen zwischen den Saudis und dem Bush-Clan auf und kritisiert den Irkakrieg bzw. den Krieg und die Ausbeutung der eher Ärmeren Schichten als Soldaten im Allgemeinen. Soweit so gut.

Allerdings geht Moore teilweise in seiner Polemik und Subjektivität zu weit. Dass Moore ein Patriot und dem linken Flügel zuzuordnen ist, ist kein Geheimnis. Er sagt so z.B. indirekt, dass die Jungens, die als Soldaten in den Irak gingen, ja alle gute Jungs sind, aber durch die Bush-Regierung zu bösem gezwungen werden. Stimmt ja teilweise, aber so wie Moore es sagt, klingt es so, als ob es nur an Bush läge. Diese Anti-Bush-Polemik zieht sich durch den ganzen Film. War zu erwarten. Aber nicht in dem Maße. Es wirkt teilweise wie ein Propaganda Film gegen Bush. Ein weiteres Beispiel, wahrscheinlich das schlimmste : Die eine Frau deren Sohn im Irak gefallen ist. Moore zeigt sie als sehr gläubige, überdurchschnittliche Patriotin. Nicht weiter schlimm, aber er biedert sich da ganz schön an das Volk an. Dann zeigt er sie, wie sie und ihre Familie da über das gefallene Familienmitglied reden und natürlich sehr emotional reagieren. Das Ganze ist so theatralisch in Szene gesetzt, dass einem sich wirklich der Magen umdreht, in Angesicht solch mieser und manipulativer Mittel, denn man merkt, dass Moore Antipathien gegen Bush sammeln will. Noch plumper wird es vor dem Weissen Haus, als diese Frau sich mit einer anderen untehrält und urplötzlich eine Frau erscheint und da rummeckert. Letztendlich sind Al Kaida Schuld am Irakkrieg und nicht George W. Bush. Dann redet diese "gläubige Patriotin" noch etwas zu sich und Moore/dem Kameramann, was in die Richtung geht, dass viele immer noch keine Ahnung haben und so weiter. Man bekommt das Gefühl, dass Moore viele seiner "richtigen" und wichtigen Aussagen nicht um ihrer Willen tut, sondern um Bush eins reinzuwürgen. Ich selbst zähle mich zu den überzeugten Bush Hassern, ich konnte diesen Mann nie leiden, ich halte ihn für einen Stümper, aber ich muss hier mal Bush mehr oder weniger in Schutz nehmen. Moore will einem weismachen, dass Bush das grösste Übel ist, das Amerika passieren kann. Dass einige Ex-Präsidenten und sicherlich auch einige zukünftige keinen Deut besser waren/sein werden als George W. Bush, steht ausser Frage. Bush ist nur dumm genug in alle Fettnäpfchen öffentlich hineinzutreten, während andere dies im heimlichen taten.

Fazit : Moore ist zu sehr auf Bush fixiert in diesem Film. Dies ist ein Fehler, der jeden Zuschauer, der noch einen Funken Objektivität im Leibe hat, wirklich stören sollte. Da wirkt es so, dass er viele kluge Aussagen und das Aufdecken mancher Machenschaften nur einbaut, um Bush eins auszuwischen und nicht, um die Leute wirklich zu informieren. Diesen Fehler hat er in "Bowling for Columbine" nicht begangen, wodurch dieser sehr gut ist, bei aller Polemik und Subjektivität. "Fahrenheit 9/11" ist ein propagandistischer Film, der einige wichtige Statements setzt, einige erschreckende Fakten aufzeigt und einige sehr humoristische Stellen hat, der aber an seiner Manipulativität sehr leidet.

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I mean, that's what life is : a series of down endings.

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Zitat von: "EvilEd84"

Ich bin kein Bush Fan, abr der Film würde mich wenn ich einer wäre sicher auch nicht vom Gegenteil überzeugen!!


Er schafft es mit dem Film ja nichtmal überzeugte Bushgegner auf seine Seite zu ziehen ;)

btw. Bei Sat 1 fand ich die Drumheruminfos ulkig. Kerry hatte ein Problem, da er von vielen als liberal angesehen wird. Und Amerika ist recht konservativ. Da meinte Kronzucker glaube ich, soetwas in die Richtung, wen die als links oder halt liberal (was bei denen fast schon ein Schimpfwort ist) bezeichnen, der stände bei uns locker in der politischen Mitte. Als was bezeichnen die Moore dann. Dne würde ich ja schon linksaussen einordnen, aber wie müssen die Amis den empfinden 8O Ich bezweifle teilweise sogar, dass der dort so beliebt ist wie hier.
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Zitat von: "Crypt Keeper"
Ich liebe Moores Sarkasmus! Einfach genial!


Aufgrund dessen fand ich "Bowling for Columbine" ja auch recht gut. Da war auch ein Polemiker, aber er hatte noch ein wirkliches Ziel verfolgt : Kritik an der Panikmache der Medien. Das hat er auch herausgestellt, selbst wenn vieles übertrieben, überspitzt und einseitig betrachtet wurde.

Aber bei "Fahrenheit" hat er das übertrieben, teilweise richtig lächerliches inszeniert und vor allem nur Anti-Bush-Hetze betrieben.
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