Nachdem ich die erste Folge auf Premiere angesehen hatte wurde sofort die Box bestellt. Habe nun die ersten vier Folgen angesehen und schildere mal meine Eindrücke. Der Pay TV Sender HBO ist ja mittlerweile ein Garant für erstklassige Serien die mit grossem Aufwand und Kosten produziert werden. Hinzu kommt die fehlende Zensur des Commercial TV und damit TV Unterhaltung die clever und wahrlich adult ist. Die Knastserie OZ und die Sopranos sind Beispiele für brilliantes Fernsehen ohne Zugeständnisse an den Massengeschmack.
HBOs neuestes Wunderkind ist eine Westernserie und dass allein ist ja schon bemerkenswert, da dass Genre des Western ja nahezu tot ist. Im TV gab es zuletzt PARADISE(cool), BRISCO COUNTY(eher ein Zwitter) und die GLORREICHEN SIEBEN(leider recht kurzlebig). Im Kino gab es THE MISSING und OPEN RANGE(eine Pracht).
Das alles bereitet einen nicht auf das Erlebnis DEADWOOD vor. Hier wird dem Westernfan und ich bin einer, das Staunen beigebracht.
DEADWOOD ist dreckig, roh, derb und kompromislos und rechnet so ziemlich mit allen Klischees ab die wir so vom Western kennen.
Die Serie ist nicht actionlastig und räumt den Charackteren sehr viel Entwicklung ein- es gibt viele erstklassige Dialoge und Wortgefechte bei denen man genussvoll zuhört. Die Darsteller sind First Class, Keith Carradine, Timothy Olyphant, Brad Dourif und Powers Boothe um nur einige zu nennen. Das Gefluche im Film setzt neue Maßstäbe. Was hier abgelatzt wird ist olympisch und feinsinnige Geister und Westernfans könnten vielleicht schockiert sein, da einem andauernd Worte wie Cocksucker, Fuck und Cunt um die Ohren fliegen. Es ist ein herrliches Erlebnis mitanzusehen wie Wild Bill Hickock zu seinem Poker Gegenspieler sagt er hätte ein Gesicht wie eine Möse mit Hut(Original -a cunt with a hat on). Sorry aber mich hat es gebretzelt-und das in einem Western.
DEADWOOD zeigt einen wilden Westen bar jeglicher Romantik und mit einem Hang zum Realismus der einzigartig ist. Deadwood ist eine Stadt ohne Gesetz. Im Goldrausch entstanden mitten im Indianerland zieht es allerlei Gesocks an. Goldgräber, Geschäftsleute, Banditen und Huren. Es gibt keinen Sheriff oder Marschal, es herrscht das Gesetz des Stärkeren.
Schon die erste Szene ist erfrischend anders. Marshal Bullock hat an seinem letzen Tag noch einen Pferdedieb im Knast. Als der Lynchmob auftaucht erwartet man den typischen Ablauf einer Szene, wie schon hundertmal gesehen, Sheriff redet mit Mob, erschiesst einen und der Mob zieht weiter. No Sir. Deadwood kommt!
Der Marshal nimmt das Seil und knüpft den Burschen selber auf, und bricht ihm noch selber das Genick als er nicht aufhört zu zappeln. Warum für etwas unvermeidliches sein Leben riskieren, auch noch am letzten Tag als Marshal. Danach zieht Bullock mit seinem Kumpel nach Deadwood um dort einen Eisenwarenladen zu eröffnen. Hier treffen sie auf Wild Bill Hickock und Calamity Jane. Der Ort wird von einem skrupellosen Saloonbesitzer regiert, der alle Gegenspieler gnadenlos killen lässt und die Toten zur chinesischen Wäscherei bringen lässt, wo dann die Schweine leckeres Menschenfleisch kriegen 8O . Überhaupt schreckt Deadwood nicht vor Greuel und Tabubruch zurück. Schweine wühlen sich ins Gedärm von Leichen, der Doc durchbohrt schon mal einen Schädel um an eine Kugel ranzukommen ohne dass die Kamera wegschwenkt, Hunde werden gegessen, Augen ausgeschossen, Huren wischen sich den Saft aus dem Schritt nach getanem Job, Cowboys rennen mit dem Pimmel in der Hand herum, Titten und Schambehaarung werden gezeigt und es wird gefurzt und gepisst wie auf einem Landstreicher Treffen. Der Doc kriegt 50 Dollar für die wöchentliche Nutteninspektion und für die reibungslose Versorgung mit Gleitmittel 8O . Ja das ist eine Premiere, das Wort Gleitmittel wir doch tatsächlich in einem Western ausgesprochen-Sakrileg!!
Ich bin aus dem Staunen nicht mehr rausgekommen. Dies ist wahrscheinlich näher am realen Westen als alle bisherigen Verfilmungen.
Deadwood ist sehr intelligent und tiefgründig und man spürt die Liebe der Macher für diese Ära durch den Realo Anspruch den sie haben und den sie kompromisslos umsetzen. Dass es sowas wie Deadwood noch gibt ist für mich ein Wunder.
Die DVD BOX ist wunderschön aufgemacht und beeinhaltet die komplette erste Season mit 12 60minütigen Folgen. Ich kann schlecht abschätzen ob es diese Serie ins normle TV schafft ohne zensiert zu werden oder auf einen Sendeplatz um Mitternacht verbannt wird. Allen andere sei der Kauf unbedingt empfohlen, nicht nur Western Liebhabern sonder generell Freunden von erstklassiger hochkarätiger TV Ware wie sie selten ist.
Wertung definitive 10/10