Sin City

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Schon etwa sher, dass ich Sin City gesehen hab, hatte danach etwas Zeit und heraus kam dieses Review :

Neumodische Comicverfilmungen. Hassen wir sie nicht, die meisten zumindest? Man bedenke, was aus "Spawn" gemacht wurde. Ein durchaus unterhaltsamer, aber dramatisch-schwachsinniger Abklatsch der genialen Vorlage. Oder Hulk? Ein beknackter, pseudo-tiefgründiger Schlag ins Gesicht für Fans des Comics. Okay, es gibt auch gelungene wie "X-Men", "Spiderman" oder "Batman Begins". Einer der am liebsten begangenen Fehler ist, dass man sich nicht wirklich an den Comics orientiert. So wurde z.B. bei "Spawn" ein Grossteil der interessantesten Figuren weggelassen. Bei anderen wir dide Geschichte verhonepipelt, dass man Parallellen zum Comic kaum mehr festhalten kann (was auch in Ordnung sein kann, bei "Hellboy" waren da ja auch Unterschiede, soweit ich weiss, und der war sehr gut).

Wie steht es nun um "Sin City", der neuesten Comicverfilmung? Ich gestehe, die Comics kenne ich nicht. Hatte ehrlich gesagt nichtmal was von gehört (lese eigentlich ausser "Garfield" und "Clever und Smart" keine Comics mehr, aber mich informieren und dann meckern tue ich gerne ;) ). Okay, manche Bildvergleiche scheinen ja zu besagen, dass manches bzw. vieles 1 : 1 aus den Comics übernommen wurde, dieser Kritik muss sich "Sin City" also schonmal nicht unterwerfen.

Aber kommen wir zum Film oder eher der Handlung. Diese scheint teilweise mehr Alibi zu sein. Drei Kurzgeschichten aus Basin City werdne uns erzählt. Einmal die von Marv, der den Tod einer Prostituierten, die gut zu ihm war (und in die er sich verliebt hat, darf man wohl sagen), rächen will. Dann gibt es die von Dwight bzw. den "Ladies" (eine rorganisierten Bande von Prostituierten), die Gefahr laufen ihren friedlichen Stadtteil aufgrund eines Fehlers wieder an die Mafia und die Polizei zu verlieren, damit natürlich auch ihre Freiheit und Unversehrtheit. Und die erste angeschnittene und als letztes beendete Geschichte vom Senatoren Sohn und Kinderschänder Roark Jr., der das Mädchen Nancy Callahan vergewaltigen will, dabei vom Cop Hartigan gestoppt wird und, nachdem Hartigan die Schuld in die Schuhe geschoben wurde und dieser nach 8 Jahren aus der Haft entlassen wird, bittere Rache an ihm und Nancy üben will.

Man merkt, Charakterkino ist das hier nicht. So enden alle Geschichten dann auch früher oder später in Gewaltexzessen. Es wird geschossen, durchbohrt, verprügelt, Knochen gebrochen, zerfetzt, Körperteile abgetrennt, hier spritzt Blut, dort auch, und so weiter. Natürlich ist das alles comichaft übertrieben, sonst würde sich dieser Film garantiert nicht allzu lange in deutschen Landen in einer unzensierten Version herumtreiben, aber heftig ist es nichtsdestotrotz. Die ganze Gewalt ist oft auch gepaart mit saftigen Actionsequenzen, wie (Auto-)Verfolgungsjagden, Schiessereien und so weiter. Inszenatorisch alles erste Sahne versteht sich.

Aber Gewalt macht keinen Kultfilm, selbst comichafte nicht. Und so sehr die Gewalttätigkeit hier heraussticht, umso mehr fällt ein anderes Merkmal ins Auge : Die brillante Optik. Wie der Comic (soweit ich weiss), ist der Film schwarz-weiss. Das heisst nicht ganz, denn manche Elemente, wie Lippen, Augen und mal auch das Blut sind an gegebenen Stellen durch gelbe, rote oder blaue Einfärbung hervorgehoben. Manchmal schimmert sogar das ganze Bild leicht farblich (also richtig farbig), allerdings nur sehr schwach, als ob dem kaum so wäre. Aber auch das schwarz-weisse hatb etwas ganz eigenes. Man kann es am ehesten so beschrieben, dass es aussieht, wie ein Fleisch gewordener Comic, denn einen sehr surrealen Touch hat die Optik ungemein. Man muss es einfach gesehen haben, denn in meinen Augen ist das schlichtweg brillant geworden.

Aber "Sin City" ist nicht nur ein Eye-Catcher und eine Gewaltorgie allererster Güte. Atmosphäre hat der Film auch. Und zwar eine, die man seit längerem nicht mehr erleben durfte : Die Atmosphäre eines Film Noir. Ein Grossteil des Textes sind innere Monologe der Hauptcharaktere, die die Situation "analysieren", sich selbst über Dinge klar werden wollen und mit sich selbst reden. Man steckt tief in ihnen drin, in den drei "Helden" (Marv, Hartigan und Dwight). Aber die Charaktere haben, Noir typisch, Ecken und Kanten, sind einerseits herrlich stereotyp, andererseits nicht unbedingt allzu oberflächlich (wenn auch tiefgründig das falsche Wort wäre). Die Männer sind noch Männer (zumindest die "Guten"), harte und coole Kerle. Sie wirken, als ob sie die letzten drei Wochen nur Whiskey gesoffen hätten und dabei pausenlos ne Kippe im Maul hatten. Keine Jet-Set Typen und Sunnyboys. Die Frauen laufen die meiste Zeit sehr leicht bekleidet rum und sehen natürlich alle sehr scharf aus. Halt alles wie aus nem schmutzigen Groschenroman, richtig schön heruntergekommen, "hässlich" und düster. Aber mit Stil. Und genau dies wird neben der Optik dafür sorgen, dass dieser Film auch noch in 20 Jahren Kult ist.

Und wenn es das nicht tut, dann der köstlich-fiese Humor ("Schöner Mantel" oder "Ich nehme ihm beide Waffen...") oder die grandiose Darstellerriege. Für so einen, aufgrund der Optik, Gewalt und der Atmosphäre, doch recht gewagten Film, ein solches Starensemble aufzuscheuichen, dass bedarf grösster Bewunderung. Die Liste beginnt mit Bruce Willis, Mickey Rourke, Jessica Alba, Michael Clarke Duncan, Elijah Wood und führt über Rutger Hauer, Powers Boothe, Clive Owen, Benicio del Toro bis hin zu Michael Madsen, Josh Hartnett und Nick Stahl. Ja, selbst kleine Nebenrollen wurdne mit namenhaften Darstellern besetzt und alle tun ihrem Namen alle Ehre und wissen 100%ig zu überzeugen.

Fazit : Optisch brillant, atmosphärisch atemberaubend, superb besetzt, schwarzhumorig und als Schmankerl für Splatterfans auch noch mit ausufernder Gewalt. Rodriguez hat hier ein Meisterwerk geschaffen, dass shcon jetzt Kult ist.

http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=72886&rid=141661
I mean, that's what life is : a series of down endings.

http://www.last.fm/user/DerMuedeJoe/
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