Ich hab mich sehr über Gunthers Geschenk gefreut und den Film direkt kurz nach Erhalt angesehen.
Der schwarze Falke (1956)
Mit Western aus den 50ern tue ich mich meistens etwas schwer. Das liegt daran, dass ich in meiner Kindheit und Jugend nur ganz wenige davon und auch nicht so viele Karl May Filme gesehen habe. Da bin ich mehr mit den raueren, dreckigeren Italo Western, amerikanischen Spätwestern aus den 60er und 70er-Jahren und eben Wiederbelebungen des Genres in den 90ern, wie "Der mit dem Wolf tanzt", "Maverick" oder "Erbarmungslos" sozialisiert worden. Diese Filme wirken für mich einfach glaubhafter und schaffen es besser, mich reinzuziehen.
"Der schwarze Falke" landet bei mir irgendwo zwischen den Stühlen. Zu Beginn habe ich die gleichen oben genannten Probleme mit Filmen aus dieser Ära:
innerhalb von Gebäuden wirkt die Belichtung sehr künstlich, manche Dialoge klingen nach Theater, also auch künstlich, die Farben sind sehr grell und satt (das mag ich bei Horrorfilmen, Hitchcock-Thrillern oder Komödien aus der Zeit gerne, aber bei Western passt es für mich einfach nicht zusammen). Und dann ist da noch die Musik, super kitschig und viel zu dick aufgetragen, wie Zuckerguss, der sich auf die Ohren legt. Der obligatorische, gesungene "Cowboy"-Song am Anfang darf natürlich auch nicht fehlen, oje.
Die ersten 15-20 Minuten wurde mir alles präsentiert, was ich am Western nicht mag. Es gibt sogar die Figur des Quotenclowns, damit die Zuschauer auch etwas zu lachen haben...
ABER es wird zum Glück besser. Ab dem Moment, wo wir den limitierten Schauplatz der Familienfarm verlassen und eine Jahre umfassende Verfolgungsjagd, nach einer Geisel aus einem Indianerüberfall beginnt, gewinnt der Film an Größe. Wir bekommen tolle Landschaftsaufnahmen zu sehen und ein gutes Gefühl für die Weite. Anstatt in beengten Studiokulissen, spielt die Geschichte von da an überwiegend im Freien und das tut dem Film sehr gut. Zudem ändert sich der Soundtrack komplett und wird sogar phasenweise richtig stark.
John Ford lieferte in seinem gefeierten Werk auch ein paar absolut ikonische Momente, welche andere Filmemacher geprägt haben. George Lucas hat eine Szene fast 1:1 in "Krieg der Sterne" übernommen, aber auch Leone soll sich hier inspirieren lassen haben.
Die Actionszenen sind teilweise sensationell gemacht. Alleine die Situation, in der unser Trupp auf zwei Seiten von den Comanchen flankiert wird und es nur noch die Flucht nach vorne als Überlebenschance gibt. Wow! Generell sind die Konfrontationen mit den Indianern genial inszeniert, trotz der ein oder anderen gut sichtbaren Zeitraffer-Szene. Was der Film ebenfalls gut macht, ist die Auflösung des Ganzen. Es werden wichtige Fragen gestellt. Lohnt sich das alles überhaupt? Gibt es gut und böse? Muss ein Filmheld immer Recht haben...
Erwartungsgemäß kann ich nicht leugnen, dass ich ein kleines Problem mit dem allgegenwärtig mitschwingenden Rassismus habe. Ja, der Film spielt in einer Zeit, wo alle weißen Menschen Angst vor allen hatten, die nicht so aussehen, wie sie. Die Figur von John Wayne wäre damals mit seinen Ansichten keine Ausnahme gewesen. Da der Film ihn aber, wie in den 50ern noch üblich, als Identifikationsfigur und Helden der Geschichte präsentiert, hat das einen etwas unschönen Beigeschmack.
Genauso verstehe ich aber die ganzen Regisseure und Kritiker, die den "Schwarzen Falken" dennoch abfeiern.
Warum ich den Film niemals zu meinen Lieblingswestern zahlen könnte, hab ich eingangs erklärt. Es wird zwar besser im Laufe des Films, aber hier und da haben mich die "Trademarks" dieser Western-Ära auch später noch gestört. Unterm Strich wurde ich über weite Strecken gut unterhalten, die positiven Eindrücke überwiegen und am Ende lande ich bei einer soliden