Also, dass Fulci bei diesem Western die Hände im Spiel hatte wird genauso wenig offensichtlich wie bei "Silbersattel", wo er auch Regie führte.
"Verdammt zu leben..." ist ein zweischneidiges Schwert. Zum einen ein atmosphärischer Italo-Western mit guten Darstellern, allen voran Fabio Testi, der hier wirklich großartig ist, und Thomas Milian, der den Bösewicht mal wieder mit ständigem Fletschen seines Pferdegebisses gibt und vorgibt, ein eiskalter Kotzbrocken zu sein. Zwischen den wenigen wirklich gut inszenierten Actionsequenzen leidet der Film allerdings an unglaublichen Längen, denn außer Gelaber und endlosem Marsch durch die vorwinterliche Landschaft passiert da nicht viel.
Ein Häuflein zusammengewürfelter Menschen wird aus einer Stadt vertrieben und sucht ein neues Zuhause. Unterwegs marschieren sie, labern, treffen auf Bösewicht Milian, ein paar beißen ins spärliche Gras und schlucken Staub, dann wird wieder marschiert, gelabert, dann gibts ne Vergewaltigung, dann wird wieder marschiert...und so weiter, bis es im Winter dann zum unausweichlichen Showdown kommt.
Ich hab schon wesentlich besseres gesehen, aber dennoch bewegt sich der Film in einem guten Mittelfeld und hebt sich teilweise sogar über die Durchschnittsgrenze hinweg. Allein wegen Fabio Testi lohnt sich der Kauf, aber nicht wenn man einen typisch blutigen Lucio Fulci-Film erwartet. In letzterem Falle sollte man die Finger davon lassen.
Es gibt ja auch noch andere Beispiele, wo renommierte Horror-Regisseure bei Western Regie geführt haben, aber von Blut und Gewalt keine Spur ist, wie beispielsweise beim bereits erwähnten "Silbersattel" (ein toller Western!) mit Giuliano Gemma oder bei "Die Rotröcke" von Joe D'Amato, mit Fabio Testi in der Hauptrolle. Man darf bei diesen Ausflügen in den Staub des Westens nicht immer eine Gewaltorgie erwarten. Wenn man das nicht tut, kann man durchaus Gefallen daran finden.
Ich würd sagen, wenn du sicher gehen willst, leih dir den Film erst mal aus. Man tut sich schwer, "Verdammt zu leben..." zu mögen. Aber wenn man ihn nicht mag, dann ist man keinesfalls gleich "verdammt zu sterben".
Der Lonewolf Pete