[Review] Das Fest

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline Max_Cherry

  • Die Großen Alten
      • Show all replies
    Das Fest

    Endlich hab ich den ersten "Dogma-Film" von Thomas Vinterberg gesehen. Ein Film, der mit sehr geringem technischen Aufwand und fast ohne Hilfsmittel auskommt. Es gibt im Grunde nur die Kamera und ein Haufen begnadeter Schauspieler.
    Das Fest erzählt die Geschichte eines Familienfestes. Es ist der 60ste Geburtstag eines Vaters von 3 Kindern: Seine beiden Söhne und einer Tochter, die Ihre Zwillingsschwester durch Selbstmord verloren hat. An diesem feierlichen Geburtstag triff sich die ganze Sippe um nach traditionellen Vorgaben zu feiern. Doch diese Feier wird durch einen der Söhne gestört, der ein Tabu-Thema aus der Vergangenheit anspricht und damit durch den pseudo-feierlichen Schein des Ereignisses bricht. Dies ist aber nur der Anfang, denn nach und nach entladen sich immer mehr Emotionen und "das Fest" wird zu einer Farce zwischen gekünsteltem Rollenverhalten, in dem alles scheinbar in Ordnung ist und absolutem Chaos und dem Aufzeigen menschlicher Abgründe.

    An die wackelingen, dokuartigen Bilder gewöhnt man sich schnell, da die Verantwortlichen trotz der Einschränkungen des Dogma-Abkommens einen hoch künstlerischen Film abgeliefert haben, denn die Kameraführung ist äußerst originell und vermittelt die gewünschten Effekte auch ohne Hochglanz. Ziel des ganzen war es, Filme zu drehen, die durch ihre Geschichte und durch Schauspiel überzeugen und nicht durch die Verpackung. Das gelingt Vinterberg mit "Das Fest" absolut hervorragend. Die Geschichte wirkt sehr authentisch und die Schauspieler leisten Großartiges. Jeder kennt Familienfeiern, auf denen sich alle zusammenreissen müssen, damit man blos höflich bleibt und nach Außen ein möglichst perfektes Bild zeigt. Mit diesem Verhalten rechnet Vinterberg gnadenlos ab und zeigt uns echte Menschen mit echten Probelmen. Nach und nach brökeln die Fassaden und die Familiengeschichte entwickelt sich zu einem harten Schlag in die Magengrube. Hinzu kommt ein gewisses Maß an Gesellschaftssatire, denn die Absurdität mancher Situation wirkt in Ansätzen auch komisch.

    Unterm Strich freu ich mich sehr, dass ich dem Film endlich eine Chance gegeben habe, denn es handelt sich hierbei um ein experimentelles Meisterstück, das  durch hervoragende Schauspieler und eine bedrückende Atmosphere, die sehr mitreisst, überzeugt. Das Fest ist ein interessanter und innovativer Film, der zeigt, dass man keinen Hollywoodstandard braucht um einen guten Film zu machen.
    Nach "Dogville" und "Flickering Lights", der beste dänische Film, den ich gesehen habe. Wird Zeit, dass ich mir die 3 Pusher-Filme ansehe. 8,5/10 mit Tendenz nach oben.


    Offline Max_Cherry

    • Die Großen Alten
        • Show all replies
      Zitat von: "Frankenpest"
      Zitat von: "Max_Cherry"

      Nach "Dogville" und "Flickering Lights", der beste dänische Film, den ich gesehen habe. Wird Zeit, dass ich mir die 3 Pusher-Filme ansehe. 8,5/10 mit Tendenz nach oben.


      Wie siehts mit "In China essen sie Hunde" und "Old men in new cars" (2.Teil von ICesH) aus?

      Sind glaub ich die einzig dänischen die ich kenn... Seit haben die Dänen für mich n Knall (gutartig gemeint natürlich) :)


      Ich kenn nur den ersten "In China...", der war ganz gut, aber umgehauen hat er mich nicht (mal abgesehen vom Ende). Finde den sogar recht überbewertet. Ist für mich eben die dänische Antwort auf Tarantino und Flickering Lights bzw. Das Fest gehen andere Wege, die mir etwas eigenständiger erscheinen, ist aber auch alles Geschmackssache. Hab mich übrigens mit "Dogville" vertan, der ist ja "nur" von einem dänischen Regisseur (von Trier). "Das Fest" ist deutlich ernster als z.B. "In China...", geht also in eine völlig andere Richtung.


      Offline Max_Cherry

      • Die Großen Alten
          • Show all replies
        "Das Fest" hab ich gerade nochmal gesehen und bin sprachlos. Ein Film, der so schonungslos Hass, Ekel und Entäuschung schürrt und dem Zuschauer dermaßen in die Magengegend boxt kann nur ein Meisterwerk sein.
        Man sollte "Das Fest" als Lehrfilm an Hollywood-Produzenten und Regisseure schicken, denn es geht auch anders als einfach unterhaltend. Ein Film, der den Zuschauer ähnlich mitnimmt, wie "Dogville" oder rein von den freigesetzten Emotionen her "Requiem for a dream". Wer dieses Meisterwerk noch nicht kennt, sollte das schnell nachholen. 9,5/10


        Offline Max_Cherry

        • Die Großen Alten
            • Show all replies
          Tut mir Leid Leute, aber das passt hier alles nicht wirklich hin. Diese ganzen "Gauner-Filme" bzw. schwarzen Komödien haben außer dem Entstehungsland null Gemeinsamkeiten mit "Das Fest". Das ist anspruchsvolles Kino mit Botschaft und geringsten Mitteln, welches bewusst auf ablenkende "typische" Verpackungen verzichtet und Inhalt und Emotionen an erste Stelle stellt. Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass der Film mit Handkamera gefilmt ist und schon ein Stück weit gewöhnungsbedürftig ist und auch eine kleine Aufwärmphase benötigt. Ein Film, der berührt, der aufregt und unglaublich authentisch wirkt. Ich kann ihn besonders Matze, Gunther und Gert empfelen, denn dieser Film ist einfach in Sachen Emotionen einfach einzigartig, vielleicht nicht ganz so provokant wie "Dogville", aber dafür auch weniger symbolisch sondern sehr direkt und ungeschminkt.


          Offline Max_Cherry

          • Die Großen Alten
              • Show all replies
            Zitat von: "JasonXtreme"
            Zitat von: "Max_Cherry"
            Tut mir Leid Leute, aber das passt hier alles nicht wirklich hin. Diese ganzen "Gauner-Filme" bzw. schwarzen Komödien haben außer dem Entstehungsland null Gemeinsamkeiten mit "Das Fest". Das ist anspruchsvolles Kino mit Botschaft und geringsten Mitteln, welches bewusst auf ablenkende "typische" Verpackungen verzichtet und Inhalt und Emotionen an erste Stelle stellt. Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass der Film mit Handkamera gefilmt ist und schon ein Stück weit gewöhnungsbedürftig ist und auch eine kleine Aufwärmphase benötigt. Ein Film, der berührt, der aufregt und unglaublich authentisch wirkt. Ich kann ihn besonders Matze, Gunther und Gert empfelen, denn dieser Film ist einfach in Sachen Emotionen einfach einzigartig, vielleicht nicht ganz so provokant wie "Dogville", aber dafür auch weniger symbolisch sondern sehr direkt und ungeschminkt.


            EVIL hat sehr wohl einiges an Anspruch ;)


            Oh, den hab ich übersehen. Hab ewig vor, mir den mal anzusehen, hat sich bisher nicht ergeben.


            Offline Max_Cherry

            • Die Großen Alten
                • Show all replies
              Wenn ich dran denke, bring ich mal 1-2 TV-Aufnahmen von "Das Fest" mit, können ja rum gehen.


              Offline Max_Cherry

              • Die Großen Alten
                  • Show all replies
                Hey AP, komm mal langsam ausm Quark, oder haste den schon gesehen?
                Wenn der dir nicht gefällt, fall ich vom Glauben ab ( ;) ).

                @Akos: Schon gesehen?


                Es ist wirklich bekackt, dass ich den nicht in der Sammlung stehen habe.
                « Letzte Änderung: 15. November 2012, 22:21:32 von Max_Cherry »


                Offline Max_Cherry

                • Die Großen Alten
                    • Show all replies
                  Toll, das freut mich. Ich liebe diesen Film! Die DVD muss unbedingt noch her.


                  Offline Max_Cherry

                  • Die Großen Alten
                      • Show all replies
                    @Tobi:  Das hat Verstand. Mal sehen, eigentlich muss der echt mal drin sein.

                    Sagt dir "Das Erbe" was? Tönt auch nicht schlecht.
                    http://www.amazon.de/Das-Erbe-Ulrich-Thomsen/dp/B0009WV3UK/ref=pd_sim_d_1?ie=UTF8&refRID=15ACQFA7CXD50052539B