Das Buch gestern dann auch gleich zu Ende gelesen.
Puh..........
Diese Lektüre muss ich noch ein wenig verarbeiten.
Aber ich schreibe trotzdem mal was dazu: (noch ein wenig unstrukturiert)
Nach den ganze Diskussionen hier im Forum über dieses Buch, war ich doch sehr interessiert und musste mir dieses Werk
dann auch mal zu Gemüte führen.
Durch diverse Hinweise von eurer Seite aus, war ich ja meiner Meinung nach schon darauf gefasst, was mich mit
diesem Buch erwarten würde. Was aber nichts daran geändert hat, dass ich doch recht hart getroffen wurde.
Die Geschichte, vorgetragen vom Ich-erzähler David, beginnt locker und fröhlich und lässt den Leser
schön am Gefühl der Kindheit und jugend in den USA der 50er Jahre teilhaben. Ungezwungenheit und Abenteuer
bestimmen das Leben der dargestellten Kinder.
Auch das Leben der Geschwister Meg und Susan Loughlin, die ihre Eltern bei einem Unfall verloren haben, und nun bei Bekannten
unterkommen sind.
Alles scheint friedlich und harmonisch, bis jedoch Meg immer mehr das Ziel von kleinen Angriffen und
Ungerechtigkeiten wird. Angeführt von ihrer Pflegemutter Ruth und deren Kindern.
Immer mehr Schatten in Form von kleinen Gemeinheiten legt sich immer mehr über den
glänzenden Schein der 50er Jahre Idylle.
Aus Ungerechtigkeiten werden Gemeinheiten. Aus Gemeinheiten werden Bestrafungen. Aus Bestrafung wird ungezwungener Sadismus und Folter.
Die Pflegemutter Ruth übernimmt hierbei eine führende Rolle und schart dabei nicht nur Ihre eigenen Kinder, sondern auch die aus der Nachbarschaft, als Helfershelfer um sich.
Ab hier deutet sich schon an wie allen Protagonisten, nach und nach, die Kontrolle über ihr Tun entgleitet.
Der innere Konflikt den der Junge David bei den geschilderten Verbrechen hier austrägt, ist der wahre psychologische Horror dieses Buchs.
Die Hilflosigkeit eines 12-jährigen Jungens, der sich nicht mehr entscheiden kann, ob seine stille Duldung der Taten Rechtens ist.
Ketchum schildert Davids inneren Konflikt so gut, dass einem seine Tatenlosigkeit (beinahe) nachvollziehbar erscheint.
Wie kann dies falsch sein, wenn die Erwachsenen (Ruth) dies zulassen?
Was ist daran falsch, wenn doch alle mitmachen und die Sache an sich zum Selbstläufer gerät?
Was ist noch Spiel, und was ist blanker, menschenverachtender Sadismus?
Ein Drama über die tiefe Abgründigkeit der menschlichen Seele.
Auch die Hoffnung, die Ketchum zwischen den Zeilen dem Leser immer wieder vermittelt, verursacht ein Gefühl von
kurzzeitiger Entspannung.
Mehrmals ist man der Meinung, dass sich die Geschichte noch wenden wird......doch da liegt man falsch.
Jack Ketchum hat eine sehr direkte Art zu schreiben. Er nimmt kein Blatt vor den Mund und schildert
hart und direkt. Auch wenn dies dem Leser ein ums andere Mal einen Tiefschlag in die Magengrube versetzt.
Hier gibt es keine Hoffnung. Eine unaufhaltsame Fahrt ohne Rückwärtsgang auf einen sich ankündigenden Abgrund.
Meiner Meinung nach ein sehr wichtiges, wie auch schwer verdauliches Buch.
Im Romansektor eine kleine Grenzerfahrung. Untermalt von der Tatsache, dass die Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht.
Aus diesem Aspekt heraus ein klare Empfehlung meinerseits dieses Buch zu lesen.
Aber eine Bewertung in Form von Punkte möchte ich nicht abgeben.
PS:
Noch was zum Laymon <-> Ketchum Vergleich:
Jack Ketchums Erzählstil ist ein ganz anderes Kaliber als der von Richard Laymon.
Hat man bei Laymon austauschbare 0815-Charaktere, um die man keine einzelne Träne nachweint,
so hat man es bei Ketchum mit glaubwürdigen Personen zu tun, mit denen man bangt, hofft und irgendwie auch mitfühlt.
Auch gibt es hier kein Groschenroman Flair. Ketchums Stil vermittelt eine Glaubwürdigkeit, die sich
schmerzlich realistisch darstellt.
Dies wird auch mit Sicherheit nicht das letzte Buch von Ketchum sein, welches ich lesen werde.
Werde mich gleich mal näher mit diesem Autor beschäftigen.
Gibt es Tipps von eurer Seite?
Welche Bücher von Ketchum sollte man noch kennen?
Gruß,
Havoc.
« Letzte Änderung: 09. Oktober 2009, 17:29:37 von Havoc »
“When I ride my bike I feel free and happy and strong. I’m liberated from the usual nonsense of day to day life. Solid, dependable, silent, my bike is my horse, my fighter jet, my island, my friend. Together we will conquer that hill and thereafter the world”