Inhalt:
Hannibal Lecter wächst in Litauen auf. Als die Schrecken des Zweiten Weltkriegs auch dort zu wirken beginnen flüchten seine Eltern mit ihm und seiner kleinen Schwester in eine Jagdhütte auf dem Land. Dort kommen die Eltern dann bei einem deutschen Bombenangriff ums Leben und der 8-jährige Hannibal und seine Schwester Mischa werden von ein paar Soldaten gefangengenommen – die kurz darauf aus Hungersnot die Kleine schlachten und verspeisen – vor Hannibals Augen.
Seitdem wird er in seinen Träumen geplagt von dieser Tat und er will Rache an den Männern die seine Schwester verspeisten. In Paris geht der mittlerweile zum jungen Mann gereifte Hannibal zu seiner Tante Lady Murasaki – um von dort aus mit seinen Plänen zu beginnen…
Fazit:
Jonathan Demme bescherte uns 1991 einen der besten Serienkiller Verfilmungen unserer Zeit – und zugleich eine superbe Romanverfilmung des Buchs von Harris. 2001 konnte Ridley Scott mit der Fortsetzung Hannibal bei vielen Fans punkten – und auch Brett Ratner bot mit der Neuverfilmung von ROTER DRACHE noch eine passable Verfilmung des Harris Stoffes. Nun sind die Bücher von Harris aber alle verfilmt, und das Buch zu HANNIBAL RISING wurde quasi für die Verfilmung geschrieben. Hat dies funktioniert?
Schauspielerisch auf jeden Fall – zum Teil! Gaspard Ulliel spielt den jungen Hannibal mit einer solchen Hingabe, dass es eine Freude ist ihm zuzuschauen – und auch Gong Li als seine Tante ist ein Fest für die Augen. Der Oberbösewicht wird von Rhys Ifants auch super verkörpert… aber dann wird es leider schon sehr dünn! Der Polizist Inspector Popil, der Hannibal auf den Fersen ist wirkt auf mich fast einschläfernd – keine gute Leistung von Dominic West, von dem man sonst besseres gewohnt ist. Der Rest der Darsteller ist nicht der Rede wert, man denkt fast die Leistung schwindet zum Ende hin immer mehr.
Und leider waren das noch nicht alle negativen Punkte. Wenn ich den Film als Teil der Hannibal-Reihe verstehe – was er ja sein will – muss ich leider sagen: Das war nichts! Dieser Hannibal handelt aus einem Ziel heraus: Rache! Es geht nicht primär ums Töten oder ums verspeisen seiner Opfer – das wird nur angerissen und dann stiefmütterlich links liegen gelassen. Es handelt sich in meinen Augen vielmehr um einen Selbstjustizthriller – als der der Film (eigenständig) noch eher funktioniert hätte. Hannibal ist exzentrisch, intelligent, Feinschmecker, Perfektionist und er hat Leidenschaft – das alles findet man hier in seiner Person absolut nicht – auch nicht die Ansätze, die ihn vielleicht zu dem werden lassen könnte. Somit verkommt der Film zu einem reinen Rachethema mit Dezimierung der Schurken, und einer Liebesgeschichte die nicht funktioniert und dann auf einmal völlig auf der Strecke bleibt.
Auch die Länge des Films von knapp 2 Stunden lassen einiges an Leerlauf und unnötigen Szenen aufkommen. Nach einem fulminanten Anfang plätschert der Film eine Zeit dahin – zum ersten Mord – und dann wieder lange weiter bis man endlich wieder darauf hoffen darf, das es weitergeht. Die Gewaltszenen ansich sind gut in Szene gesetzt und rechtfertigen die KJ-Freigabe – leider möchte ich persönlich aber keinen Hannibal Lecter sehen, der mit einem Samurai-Schwert kunstvoll jemanden aufschlitzt – ich möchte keinen Hannibal sehen, der ein verstecktes Messer hinter seinem Kopf vorzieht – und ich möchte keinen Hannibal der sich mittels einer chemischen Bombe aus einer verzwickten Situation befreien kann – das ist McGyver vorbehalten.
Als Resumeè bleibt mir nur eines zu sagen – man hätte mit „Roter Drache“ Schluss machen, und Hannibals Geschichte auf sich beruhen lassen sollen. Als eigenständiger Film wäre noch ein Mittelmaß eingehalten worden – so bleibt von mir leider nur eine 4/10 zu vergeben – ich habe mir mehr erwartet.
Somit wäre die Reihe zu bewerten:
SCHWEIGEN DER LÄMMER 9/10
HANNIBAL 7/10 mein Fall wars nicht
ROTER DRACHE 6/10
HANNIBAL RISING 3,5-4/10 wenn nicht Teil der Reihe würde er noch 5/10 kriegen