Heute beim FFF gesichtet und für gut befunden.
Lucy Liu spielt eine Reporterin, die auf der Suche nach einer nicht mehr aufzufindenden Interviewpartnerin an den reichen und aalglatten Blutsauger Bishop gerät, welcher sich zusammen mit der ebenfalls blutsaugenden Eve an ihr nährt (I don't know what to do first - fuck her or kill her?" "Kill her.").
Ihre Leiche wird mit anderen zusammen gefunden und in die Pathologie verfrachtet. Dort erwacht sie wieder - und haut sich erst mal den Kopf im Kühlfach an. Als erstes erkennt sie, dass sie kein Spiegelbild mehr hat. Verwirrt landet sie in einer Bleibe für Obdachlose, wo sie ihren Blutdurst entdeckt. Sie beschließt, diesem neuen Leben ein Ende zu setzen und lässt sich von einer Brücke fallen. Das bringt sie allerdings nicht um. So beschließt sie, mit denen abzurechnen, die sie zur Untoten gemacht haben. An ihren Fersen klebt der Cop Rawlins (Michael "The Shield" Chiklis), der das Verschwinden seiner Tochter mit den Morden in Verbindung bringt.
Regisseur Gutierrez (der bisher nur Der Todesengel aus der Tiefe und Judas Kiss gedreht hat, aber u.a. die Drehbücher für Gothica und Snakes On A Plane verfasste) liefert hier einen spannenden und atmosphärischen Vampirfilm ab, der sich angenehm von der Masse abhebt. Hier gibt es keine übertriebenen Vampir-Fights, keine Zeitlupenaction, kein CGI-Zerbröseln. Alles ist erfreulich bodenständig, düster und ernst - von ein paar dezenten One-Linern abgesehen, aber die passen. Lucy Liu performt hier erstklassig. Erst das ängstliche Opfer, das um sein Leben bangt, dann die Verzweiflung, als sie aufersteht, schließlich die Resignation und Abgebrühtheit, als sie ihr Schicksal akzeptiert und Rache nimmt. Ebenso gut kommt Chiklis, der routiniert den schroffen Cop gibt, aber auch Gefühle zeigt.
Gefilmt wurde das ganze (spätestens ab der "Auferstehung") weitestgehend düster und oft in Blautönen gehalten. Ein sauberer Score trägt den Film, und der satte Sound lässt einen gelegentlich im Sitz zusammenzucken. Die FX sind von KNB, wurden aber zurückhaltend eingesetzt. Vieles geschieht im Off, nur gelegentlich gibt es mal einen saftigen Biss oder Kehlenschnitt. Also kein "Splatterfest", und alberne Vampirmasken gibt es auch nicht.
Im FFF-Programmheft wurde groß mit einer nackten Liu getönt - was prinzipiell sogar stimmt. Nur wird dies nie plakativ eingesetzt, sondern tatsächlich handlungsrelevant. Als Leiche trägt man nun mal nichts. Die Kamera ist dabei aber weder voyeuristisch, noch verschämt - sie fängt einfach ein. Anders als in Grütze wie Hostel II.
Ein kleiner, aber sehr feiner Film, der auf dem DVD-Markt leicht untergehen könnte. Ich bin jedenfalls froh, ihn auf der leinwand gesehen zu haben. Das hatte er verdient.