ACHTUNG: HIER FOLGT SCHEISS VIEL TEXT! (ich habe euch gewarnt :P)
durch gregor im gespräch angeregt, habe ich beschlossen hier einge anregungen zusammenzutragen,
pan's labyrinth und womöglich auch einige andere filme aus einem völlig neuen blickwinkel zu sehn. ich versuchte zwar bereits in mein review so viel wie möglich zu interpolieren, um euch noch vor dem film auf die richtige (bzw. meine) fährte zu locken, um es anders zu erleben, wie spoiler (im folksmund auch trailer genannt) es einem glauben lassen möchten. es ist mir offensichtlich nicht bzw. nur mässig gelungen. ich bin sicher, dass einigen, vielleicht sogar den meisten bereits die folgenden gedanken bereits gekommen sind, es vielleicht sogar als selbstverständlich gesehen haben. anderen jedoch (natürlich nur die, die das auch möchten) hoffe ich hiermit n paar gedanklich alternativen zu bieten. keineswegs will ich hier den eindruck erwecken, es als einziger gerallt zu haben. diese sind nur optionen. alternative sichtweisen einer geschichte.
meines erachtens nach sollte man eines auf keinen fall tun:
pan's labyrinth so hinnehmen wie er ist.
ein normaler "mainstream" film gibt immer das wieder, was "geschieht". immer die "wahrheit". immer "objektiv". immer aus der dritten person, aus der sicht des beobachters. für gewöhnlich erwarten "normale" filme vom zuschauer, dass er das gezeigte als tatsache hinnimmt oder sogar akzeptiert. ich hole ein bisschen weiter aus und geh mal auf einige andere beispiele ein, um es vielleicht etwas greifbarer zu machen (und natürlich um mehr holz ins diskussionskessel zu werfen ^^), was ich meine.
ich fange mit der kurzgeschichte
An Occurrence at Owl Creek Bridge von
Ambrose Bierce an, welches wir in der schule als englischlektüre hatten.
ich lege euch wirklich zu herzen es euch mal selber durchzulesen unterm nachfolgenden link. es ist zwar in englisch, aber wie gesagt, es war ne lektüre in der 6ten klasse. sollte also jeder ohne weiters damit klarkommen. und ausserdem ist es echt kurz ^^ und absolut lesenswert
http://fiction.eserver.org/short/occurrence_at_owl_creek.htmlfür alle die damit überfordert sind
, hier dann die nochmal gekürzte deutsche fassung, jedoch mehr als ergänung gedacht denn als eine übersicht. (ausserdem gibt es doch keine fans hier von gekürzeten fassungen oder?!? ^^)
(verspoilert um nicht zu verleiten ^^)
die kurzgeschichte spielt im amerikanischen bürgerkrieg zwischen 1861-1865 (korrigert mich wenn ich falsch liege, ist schon lange her). die geschichte beginnt mit einer szene, wo ein mann auf einer brücke mit gebunden händen und einem strick um den hals umstellt von soldaten der konföderation offensichtlich auf seine hinrichtung wartet. als er dann springt (oder gesprungen gemacht wird ^^) reist der strick und der mann stürzt ins wasser, wo er forttreibt und sich dann retten kann. er beschliesst den langen marsch nach hause aufzunehmen zu seiner familie. auf dem weg dahin begenen ihm dann seltsame leute und auch alles andere wird immer wirrer und unbegreifbarer, gar unwirklich.
nach der langen reise erreicht sein haus, das ganz anders aussieht, als er es in erinnerung hat und auch die gegend wirkt surreal. er sieht seine frau, plötzlich spürt er einen unerträglichen schmerz in seinem nacken und bricht erschöpft zusammen.
der mann hängt an der brücke am strick, mit einem gebrochenen nacken.
ich hoffe ihr hab euch trotzdem das original erst durchgelesen, es lohnt auf jeden fall.
was ich mit dieser geschichte zeigen wollte ist, dass noch während man die geschichte am lesen ist, man glaubt, dass der mann tatsächlich dem strick entkommen ist und er es nach hause schaft. tatsächlich aber spielt die gesamte geschichte in seinem kopf ab. und zwar von dem augenblick als er fällt und bis es tatsächlich sein genick bricht. die ganze flucht und die reise nachhause war viel mehr ein wunschdenken im angesicht des sicheren todes und die flucht seines geistes vor der realität gestreckt auf eine auch subjektives zeitempfinden (wir alle kennen sicher die träume die stunden lang zu dauern scheinen, man aufwacht und dann doch gerade einmal 10 minuten eingedöst ist; oder entsprechend anders herum; zu dem thema übrigens auch für vielleicht die ein wenig kunstbegeisterten zu empfehlen sei
Waking Life).
die geschichte passiert nicht. sie wird aus der sicht des zu gehängten mannes gezeigt, wie er das geschehen SUBJEKTIV wahrnimmt.
diese geschichte hat mir tatsächlich geholfen bei einigen sachen, die einfach nicht sein können und einem spanisch vorkommen, mir folgende frage zu stellen: passiert es wirklich? damit ergaben sich mir schon oft für mich durchaus plausible erklärungen.
diese aus dieser kurzgeschichte gewonnene erkenntnis, nicht alles so hinzunehmen, wie es einem gezeigt wird und es nicht sofort als "realität" zu definieren, konnte ich zum beispiel auf die nächsten typischen beispiele übertragen:
Lost Highway und
Mulholland Dr. von
david lynch.
beide filme zeigen eine scheinbar wirre handlung und schier unmögliche storywendungen, die einem im ersten moment als völlig willkürlich vorkommen.
betrachtet man abba die filme mit dem hintergedanken, dass das was man sieht, nicht der realität entspricht, vielmehr abba dem, wie es eines der figuren die realität wahrnimmt, ergibt (beinahe) alles sinn.
in der hoffnung einige denkmechanismen in gang zu setzten einige fragen, die ihr euch vielleicht stellen könnt:
geht es in
Mulholland Dr. überhaupt um die dunkelhaarige rita, die ihr gedächtnis verloren hat? warum ist am anfang friede freude eierkuchen? betty nimmt sie bei sich auf und rettet rita (die heldin in schieneder rüstung)? erfolgreich im beruf (direkt eine grosse rolle beim film) und auch noch glücklich verliebt ineinander? oder ist es nicht viel mehr ein wunschdenken und es wird gezigt, wie sie es sich in ihrer fantasie vorstellt (kein erfolg beim film, drogen abhängiges wrack, ihre liebe unerwiedert, ja rita kennt sie noch nicht einmal).
ich könnte weitere deteils rauspicken, sollte aber meinen standpunkt hier auch wieder klarmachen: die geschichte zeigt nicht wie es ist, sondern wie es jemand gerne hätte, gehabt hätte oder gerade gerne so sehen würde.
nächstes beispiel (noch ersichtlicher dann)
Lost Highway:
hier bekommt man ja fast schon die lösung auf die stirn getackert.
als der polizist fred fragt, ob er einen camcorder hätte und warum nicht, antwortet er, dass die dinge nicht immer so geschehn, wie er sie sieht (<=!!!!!). er hat seine frau umgebracht. er wird dafür zum tode verurteilt. in der todeszelle, wird er plötzlich
zu dem was er sein möchte: ein unschuldiger, der zu unrecht festgehalten wird. er ist jung, kann jede frau haben die er will. aber es taucht plötzlich jemand auf die aussieht, wie jemand aus seiner vergangenheit. sie sieht aus wie seine frau, und plötzlich, die fantasiewelt, in die er geflüchtet ist gleicht sich wieder der realität an oder wird von ihr sogar zum finale noch um einiges gesteigert was wahnsinn und gewalt angeht (vielleicht das schlechte gewissen und der innere "teufel", die ihn sogar in seine heile "fantasie"welt verfolgen?). er verwandelt sich sogar in die person zurück, die er nicht mehr sein wollte.
zum schluss dann die fahrt im auto ins unendlich, ins unbekannte und plötzlich durchzucken ihn blitze. schwarzes bild. (der elektirsche stuhl, welches ihn dann in der realität dann ja doch erwartet hat? hier die parallele, die ich zu
An Occurrence at Owl Creek Bridge ziehe...)
(ganz tarantino-like) ewig lange rede, ein etwas kürzerer sinn ^^:
lest euch nochmal meinen review durch und lasst den film nochmal revue passieren mit folgender frage im oberstübchen:
sind die fantasie elemente nicht immer dann aufgetaucht, wenn etwas besonders schlimmes passiert ist? vielleicht eine flucht aus der "realität"? hat sich ofelia, nicht vielleicht alles ersonnen mit ihrer blühenden fantasie?
wenn ich nämlich all das in betracht ziehe, waren die fantasy-elemente keines wegs zu dünn gesät, sondern sie hatten genau die richtige konzentration. sie kamen nicht zu häufig, als dass man sie tatsächlich als "echt" auffast, und nicht zu selten, um den eindruck zu erwecken "es könnte vielleicht doch was dran sein und ofelia ist tatsächlich die prinzässin der unterwelt".