Clerks II

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Offline Scarface

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    Nachdem ja zu befürchten war, dass Smith mit "Jay und Silent Bob schlagen zurück" den letzten Ausflug in sein "Jersey Universum" gemacht hat, worauf das Ensemble der Kultfiguren am Ende und das Schliessen des Buches am Schluss des Abspanns ja hindeuteten, kehrt Smith nun nochmal (und so wie es aussieht diesmal wirklich zum letzten Mal) dahin zurück.

    Nachdem der meiner Ansicht nach andere, aber gute, "Jersey Girl" ja ein mächtiger Flop war, hatte Smith ja eigentlich anderes vor ("Green Hornet"). Aber die Arbeit in diesen Grössenkategorien sagte ihm, ebenso wie Scott Mosier, der auf Green Hornet keine Lust hatte (nicht nur weil er laut dem "Making Of" zu Clerks II ziemlich ausgebrannt war), wenig zu. Deshalb starb das Projekt (soweit ich weiss) dann auch, zumindest mit Smith. Und dann kam die glorreiche Idee : Back to the Roots (oder Well wie es im Making Of so schön heisst), also zurück zu Clerks.

    Die Geschichte folgt wieder Randal Graves (Jeff Anderson) und Dante Hicks (Brian O'Halloran). Der Quick Stop ist abgebrannt (was einem in einer s/w Sequenz im Clerks Stil klargemacht wird). Ein Jahr später arbeiten Dante und Randall im Mooby's Burger Laden. Prinzipiell hat sich auch nicht viel geändert. Dante versucht weiterhin das Ganze halbwegs vernünftig hinter sich zu bringen, während Randall eher ein Herd für Chaos ist. Allerdings steht eine entscheidende Änderung bevor : Dante will mit Emma (Kevin Smith's Frau Jennifer Schwalbach Smith) nach Florida und dort heiraten. Allerdings gibt es da noch die sexy Chefin der beiden, Becky (Rosario Dawson), die inzwischen Dantes beste Freundin ist. Und natürlich passt es Randal so gar nicht, dass sein bester Freund abhauen will. Das Ganze steigert sich dann in die bekannte Mischung aus teils derben, aber immer brillanten Wortwitz mit einem Schuss Dramatik auf Beziehungseben, abe rmehr will ich nicht verraten, sonst würde ich zu viel vorweg nehmen.
    Logischerweise ist es schwer eine Fortsetzung zu drehen. Es herrschen enorme Erwartungen vor, gerade, wenn es sich um so einen ultimativen Kultfilm wie Clerks handelt. Vor allem, da man nicht den selben Film zweimal drehen kann und im Falle Smith/Mosier auch nicht wollte. Denn sich selbst kopieren, das wäre das Letzte, was angekommen wäre und vor allem das Letzte was Clerks II hätte gebrauchen können. Denn nicht nur Smith und seine Darstellerriege ist gealtert und reifer geworden, im tiefsten Inneren sind es natürlich auch seine Charaktere. Ergo musste eine Weiterentwicklung stattfinden, am besten im Film. Und hier hat Smith voll gepunktet. Randal und Dante sind immer noch dieselben, aber im Verlaufe des Films läuft alles darauf hinaus, dass sie am Ende wirklich erwachsen werden bzw. erkennen, dass sie erwachsen sind.

    Bis dahin ist es allerdings ein weiter Weg. Und wer Clerks kennt, der wird sich sofort wohl fühlen, wenn Dante und Randal auftauchen. Es gibt auch ein Wiedersehen mit Jay und Silent Bob, zu den Beiden braucht man nix mehr zu sagen, die dürften jedem ein Begriff sein. Dass die Darsteller ihre Rollen so sozverän wie immer spielen, das war eigentlich nie anzuzweifeln. Da sind vielleicht die neuen Charaktere etwas interessanter. Da wäre zum einen Becky, die als Deckel zum Topf Dante (so nenn ichs Mal) eine wunderbare Figur macht. Rosario Dawson wirkt wunderbar natürlich (kaum zu glauben, dass es dieselbe Dame wie in Sin City ist), was hierfür auch unabdingbar ist. Und in Elias (Trevor Fehrman), der überzeugter, anständiger Christ und naive Jungfrau ist, hat Randal, der ja nie ein Problem hat Dinge beim Namen zu nennen und auch mal brisante Themen anzusprechen, einen tollen Gegenpart gefunden. Wenn man Fehrman da rumstammeln sieht, dann nimmt man ihm den Elias in jeder Sekunde ab und selbst ohne das was wirklich witziges gesagt wird, muss man bei seinem Anblick schmunzeln. Auch Kevin Smiths Frau macht als "dominante" Verlobte von Dante einen guten Eindruck. Kurzum : Die neuen Figuren passen allesamt ohne Ausnahme in das Universum von Kevin Smith.
    Was einen natürlich zu den Gags bringt. Die sind hier gelungen wie immer, wenn auch teilweise ne Spur heftiger als früher. Dazu braucht man nur die Donkey Show am Ende (lasst euch überraschen) oder das Thema "Ass to Mouth", das schon etwas weiter geht als die Geschichten mit Veronica und den 36 Vorgängern Dantes, was Oralsex angeht, oder Banky und Alyssas Unfälle beim Cunnilingus. Dabei bleibt Clerks II zwar stets schmutzig, aber kutlig und weit über dem Niveau der Gags eines "American Pie" oder Konsorten.
    Doch neben den kleinen Sauerein gibt es viele andere kultige Dialoge. Allein der Streit zwischen Elias, einem Kunden und Randal, was denn nun besser sei, Lord of the Rings oder Star Wars (Randal als Star Wars Fan gegen die beiden HdR Nerds), ist ein Fest (auch wenn ich beides gut finde und nicht wüsste, auf was ich eher verzichten würde). Auch Randals Einsatz dafür, dass "Porch monkey" nicht als rassistisch gilt (woraus dann der kleine Running Gag "Oh, I'm taking it back" wird), oder die Unfähigkeit Anne Frank und Hellen Keller auseinander zu halten sind für einige Lacher gut. Der Einsatz des einen King Diamond Songs gefällt mir als Fan von Mercyful Fate und des Kings im Allgemeinen natürlich sehr, gerade, als Elias mit dem Song von Jay und Randal traktiert wird (wobei die verlängerte Version der Szene noch besser ist, da Jay noch hinzufügt "Long live the King! Black Metal rules!, was in Anbetracht seines neu gefundenen Glaubens, aufgrund des Entzugs natürlich besonders urig wirkt).

    Nunja, interessant ist dann besonders das Ende, als Dante und Randal schlussendlich rauskriegen, was sie mit ihrem Leben machen wollen. Natürlich wird der Film dort etwas ernste rund sentimentaler, aber sowas kann Smith ja genauso gut inszenieren, wie pfiffige Dialoge. Allerdings scheint hiermit nun das Ende des View Askewinverse gekommen zu sein. Denn als am Ende der Film schliesst und wieder ins s/w übergeht, da wirkt das Ganze schon wie ein Kreis, der sich schliesst. Mit Clerks hat es angefangen mit Clerks soll es enden. Und im Gegensatz zu "Jay und Silent Bob schlagen zurück" wäre dies ein perfekter Abschluss, da es jetzt rund ist. So schade das sein mag, irgendwann musste es soweit kommen, gerade da Kevin Smith zu kreativ sein dürfte, sich nur auf dieses eine zu beschränken. Er hat Kultcharaktere kreiert und die werdne sowieso ewig leben. Und dann lieber mit Würde abschliessen, als die Charaktere sich selbst demontieren zu lassen.
    Fazit : Anscheind endgültiger Abschluss der Filme um die Charaktere aus Jersey, aber was für einer. Witzig wie eh und je, aber auch ernst, gerade gegen Ende hin. Vor allem die Entwicklung der Charaktere weiss sehr zu gefallen und es scheint wirklich alles gesagt worden zu sein, zu diesen Figuren.

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    R.i.P. Mitsuharu Misawa (18.06.1962 - 13.06.2009)
    R.i.P. "Macho Man" Randy Savage (15.11.1952 - 20.05.2011)


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    Offline Scarface

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      Ich bin ehrlich gesagt auch überrascht, weshalb der hier noch nicht erschienen ist. In Amerika ist der schon über ein halbes Jahr draussen.
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