Mal kurz 1 - 2 Worte zur neuen Staffel von "Twin Peaks":
Ich habe nun die ersten zwei Folgen der neuen Staffel gesehen und weiß noch nicht so recht, wie ich darüber denken soll.
Ich bin ja jemand, der die ersten beiden Staffeln Anfang der 90er nicht wirklich abgöttisch verehrt, diese jedoch durchaus unterhaltend und spaßig fand. Die Stimmung war damals schon eine ganz besondere und es war auch zu damaligen Zeit revolutionär für's Fernsehen. Doch in der heutigen Zeit hat man einfach schon zu viel gesehen und das Fernsehen ist inzwischen weitaus komplexer und vielschichtiger, als es Anfang der 90er war. Etwas wie das "normale" Twin Peaks würde heute einfach nicht mehr richtig funktionieren. Sei es die eigenartigen Dioaloge oder die teilweise. Aber gerade dieses Unkonventionelle und die schrägen Charaltere hat den Charme von "Twin Peaks" ausgemacht. Da hat man gerne mal über das völlig Absurde und schlechte Schauspiel hinweggesehen. Twin Peaks hatte Charme und war (damals) originell.
Die Serienlandschaft heute ist jedoch eine ganz andere. Und so fühlt sich auch die neue Peaks-Staffel an (nach den ersten zwei Folgen). Sicher gibt es wieder einige Charaktere von damals, allerdings schien mir das hier schlicht Fanservice zu sein. Zumindest würde ich das im Moment behaupten. Vielleicht spielen diese in den nächsten 16 Folgen noch eine größere Rolle.
Aber kommen wir einfach mal zum wichtigsten Teil von Twin Peaks: dem Feeling.
Und genau da ist (bisher) der Haken. Es fühlt sich einfach zu kaum einem Moment nach Twin Peaks an. Klar, man hat die "Black Lodge", welche sich auch wirklich noch so eigenartig anfühlt wie damals, auch wenn man hier den "Man From Another Place" sehr vermisst, der dieser für mich einfach in diese Szenerie gehört.
Der Rest fühlt sich weniger wie Twin Peaks, sondern mehr wie die Lynch-Filme "Lost Highway" oder "Mulholland Drive" an. Prizipiell nicht schlecht, aber es ist halt weitab von Twin Peaks.
Aber was auch hier wieder typisch für David Lynch ist, dass man einfach nicht wirklich weiß, was hier eigentlich genau vor sich geht. Anderen Projekten, wie z.B. "American Gods" wird angekreidet und kritisiert, dass man nichts versteht, was die Handlung betrifft, bei Lynch wird es jedoch frenetisch gefeiert. Für mich nicht ganz nachvollziehbar.
Dennoch strahlt auch diese neue Staffel eine gewisse Faszination aus, die man aber irgendwie nicht wirklich benennen kann. Man schüttelt doch recht häufig mit dem Kopf und überlegt sich, was der gute David Lynch für ein Kraut geraucht hat, dass er solche Szenen präsentiert, aber dennoch ist man irgendwie neugierig. Auch die Kameraarbeit hat hier eine gewisse Wirkung. Alles wirkt ein wenig wie ein (Alb)Traum, wenn eine Kameraeinstellung länger als eigentlich üblich auf einem bewegungslosen Objekt verharrt. Zusammen mit der leicht bedrohlichen (aber fantastischen) Sounduntermalung wirkt alles irgendwie unbehaglich, aber trotzdem kann man die Augen nicht abwenden.
Zudem ist diese Staffeleinführung sehr "grafisch". Hier geht es doch recht brutal zur Sache. Auch etwas, was man von den damaligen Staffeln keineswegs gewohnt ist.
Jedenfalls wirken die gesehenen Szenen (bei mir) erst 1-2 Tage später richtig nach, was an sich ja schonmal positiv ist.
Ich bin sehr gespannt, wie sich all das noch entwickelt, erwarte aber keine typische Twin Peaks-Unterhaltung.