Stirb Langsam 4.0
Story
John McClane is back. Als in ganz Amerika systematisch aktenkundige Hacker ausser Gefecht gesetzt werden, bekommt der nichtsahnende Senior Detective McClane mitten in der Nacht den scheinbar harmlosen Auftrag einen kleinen Hacker namens Farell aufzugabeln und nach Washington DC zu bringen. Dass dabei die Bude in die Luft geht, mehrere Gangster drauf gehen und beide halb tot in der Hauptstadt ankommen ist dem krisengeschüttelten McClane schnell klar, dass dies kein alltäglicher Einsatz wird. Mit Hilfe ausgeklügelter Technik wollen Cyberterroristen komplett Amerika lahmlegen. Zuerst sind es nur die Ampeln, doch nachdem komplett East America im Dunkeln liegt, wird es offensichtlich, dass die Terroristen es auf das komplette milliardenschwere Finanzsystem abgesehen haben...
Kritik
Eins vorweg: in diesem Fall bin ich harter Kritiker, denn ich hatte Vorurteile nach dem Trailer und viele Befürchtungen, die Gott sei Dank nicht (alle) eintraten. Nur einige davon:
- aalglattes, konventionell styilish (was für ein Widerspruch, der bereits zeigt, wie einfallslos, die meisten aktuellen "stylishen" Filmen eigentlich sind) gefilmter Film: Autos fliegen über die duckenden Helden in Richtung Kamera, "Action - dummer Spruch - Gangster tot" Schnitte im Trailer. Ergebnis: ich bin eigentlich nachblickend positiv überrascht. Die für den Trailer gewählten Szenen sollten beeindrucken, taten es aber nicht und spiegeln zum Glück nicht (den ganzen ) Film wieder. Es gibt durchaus größtenteils (unrealistische, aber sind wir ehrlich, das waren alle Die Hard Teile bisher, nur haben diese eben einen 80er- oder Kult- oder beides Vorteil) tolle Action. Aalglatt wurde es nicht, das Profil stimmt.
- kein Stirb Langsam Feeling: die Story bietet keinen abgesteckten Raum (Nakatomi Building, LAX oder auch NY) und somit auch kein Stirb Langsam Feeling. Könnte durch Bruce ausgemerzt werden, aber bis auf eine tolle Szene nach den opening scenes in der Bruce CCR im Auto hört, kommt diese Stimmung auch leider nicht auf. Großer Minuspunkt.
Es wurde einiges versucht um das Feeling zu bekommen: es gibt eine Fahrstuhlschacht Szene, den Stirb Langsam typischen "fat truck" der Bösewichter, ... gut gemacht: nichts wirkt aufgesetzt und zu arg mit dem Hammer als Hommage auf den Bildschirm gefetzt (wie z.B. das obligatorische "Yipie-Ka-Yey motherfucker", das natürlich fairerweise gesagt auch nicht fehlen darf ;-)). Nachteil: es kommt dennoch kein Die Hard Feeling auf.
- Hackerstories: da MUSS der Film alten Problemen aufsitzen á la. PC geht an, Passwort Eingabe und sofort wird alles gelöscht, gedowloaded oder der passende Virus installiert. Von alleine und wie von Geisterhand´. Eine Einarbeitung in fremde (Betriebs-) Systeme braucht niemand, einzubrechen in ein Kraftwerk und dann alles herunterzufahren ist für den gut vorbereiteten Hack und Killer kein Problem: leider hat der Film in diesem (fetten) Punkt voll den Erwartungen entsprochen - es konnte gar nicht anders kommen.
Woran das liegt? Nun, ich denke der Hauptfaktor ist der Bösewicht. What the fuck was that? Kein Charisma, kein Profil, ... HIER hätte man ruhig dick auftragen können. Es geht doch nichts über Hans Gruber, der böse deutsche im 80er Yuppie Look, Colonel Stuart, der kantige Milizführer aus Die Harder oder auch "Mr. Simon Says" aus With a Vengeance. Jeder hatte Profil, Charisma und den nötigen Background um als Bösewicht durchzugehen. All das hat der böse Oberhacker nicht. Nicht einmal seinen Namen wird man sich erinnern können nach dem Film. Sorry, das wars noch nicht. Thema Besetzung und Charaktere allgemein: sicherlich klischeebehaftet, aber meiner Meinung nach noch nicht einmal genug! Richtig, davon hat Stirb Langsam bisher gelebt und hier versagt 4.0 (wohl besonders wegen dem Bösewicht) besonders. Die anderen Rollen (Bruce allen voran) gehen natürlich in Ordnung, aber auch eine Maggie Q (hot as ever) kann leider von der Charakterzeichnung her nicht überzeugen, auch wenn sie die ein oder andere tolle Szene hat, die nicht allein auf ihrem Look fundiert ist: die Prügelszene mit John McClane ist super witzig (nicht klamaukig) und derbe geworden. Besetzungstechnisch besonders gefreut hat mich natürlich den sehr sympathischen Sonnenfreak aus SUNSHINE in einer tragenden Rolle sehen zu dürfen. Absolutes Plus!!
Was bleibt also? Ein guter Film, der absolut dem Zeitgeist entspricht (Darstellung des Cyberterrorismus) und genau deswegen als Stirb Langsam Film nicht unbedingt versagt, aber doch hinter den Erwartungen bleibt, die mit dem großen Namen eigentlich verbunden sind / sein sollten - wären diese zum Glück (was für eine Ironie) durch den Trailer schon geschwächt wurden.
Fazit (as expected): als Film gut bis sogar sehr gut, als Stirb Langsam allenfalls ein "OK", daher:
7/10
PS: Ich habe den Film in einem Kino mit tollem Sound und Riesenleinwand gesehen - an guter Qualität hat es also nicht gemangelt!!