My Name is Modesty - Die ultimative Action-Heldin...

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Ich habe diesen Film bewusst nicht im Action-Gülle-Thread integriert, weil sowohl er als auch die Titelheldin in Film und Literatur eine Sonderstellung einnehmen, die sie weit über die üblichen Gülle-Helden hinweg hebt.

Das soll jetzt nicht etwa heißen, dass ich in Bezug auf diesen (hoffentlich) ersten ernsthaften Modesty Blaise - Film in Lobeshymnen ausbrechen werde - mitnichten! Was Scott Spiegel hier unter der Schirmherrschaft des großen Modesty Blaise - Fans Quentin Tarantino geschaffen hat, ist ein kleines, bescheidenes Actionfilmchen, das zunächst mal erzählen will, wie der Charakter Modesty Blaise überhaupt das Licht der Welt erblickte. Und genau dazu taugt der Film, aber den wahren Modesty Blaise Fan wie mich lässt er eher enttäuscht zurück.

Die Geschichte, 1963 von dem englischen Schriftsteller Peter O'Donnell erdacht, schildert das Schicksal eines zwölfjährigen Mädchens, das sich nach dem Tod der Eltern, die es nie gekannt hat, und ihres Betreuers allein durch die Welt schlägt, sich schließlich in einem Flüchtlingscamp einem alten Mann anschließt und von ihm alles fürs Leben lernt, bis auch er stirbt. Auf ihrem langen Weg durch den nahen Osten wird Modesty mehrfach vergewaltigt und geht wahrhaftig durch die Hölle. Aber ihr Charakter ist durch langes physisches und psychisches Training gestählt - jede heimsuchung macht sie nur stärker. In jungen Jahren übernimmt Modesty schließlich die Leitung des Netzwerks, einer internationalen verbrecherorganisation, die allerdings mit Drogen und Prostitution oder Auftragsmord nichts zu tun haben will. Ihr zur Seite steht Willie Garvin, ein schweigsamer, in sich gekehrter und vom Hass zerfressener Mann, der Modesty liebevoll "Prinzessin" nennt und von ihr "Willie-Lieb" genannt wird. Er vergöttert Modesty und geht für sie in die tiefste Hölle. Garvin ist ein hervorragender Nahkämpfer und kann so gut wie jeden gegenstand zu einer perfekten Wurfwaffe verwandeln. Nachdem sich Modesty und Willie als Multimillionäre in England zur Ruhe gesetzt haben, werden sie immer wieder vom britischen geheimdienst gebeten, gefährliche Aufträge zu übernehmen...

Dies alles sieht man im ersten Modesty-Film nicht. Die Geschichte wurde in die 80er Jahre verlagert, als Modesty als Kind auf dem balkan von einem Flüchtlingslager zum nächsten zieht, um schließlich in Tanger in einem Spielcasino zu arbeiten. Als ihr Boss getötet und das Casino überfallen wird, versucht Modesty, in einem gefährlichen Katz-und-Maus-Spiel ihre Mitarbeiter zu retten und ihren Boss und Mentor zu rächen...

Noch ist Willie Garvin nicht mit von der Partie. Das soll sich aber in einem der nächsten Filme ändern. Man hatte sich zunächst entschlossen, die geschichte Modestys in einem kleinen Film (nur 78 Minuten, sehr dialoglastig) zu erzählen, um dann im nächsten Film um so actionreicher zuzuschlagen. Obwohl sich meister O'Donnell, Modestys geistiger vater, sehr lobend und angetan über den Film äußerte, muss ich ihm als Fan hier widersprechen. Vor allem krankt der Film an drei Dingen: a) Die geschichte ist wenig spektakulär und weist nicht die schier übermenschlichen Gegner auf, mit denen es Modesty in den Romanen und Comics zu tun bekommt; b) Willie Garvin fehlt und c) die darstellerin der Modesty ist das größte Problem - sie ist ein Hungerhaken, der ungefähr so erotisch ist wie ein gusseisernes Brückengeländer. Da hätte man aber wesentlich mehr draus machen können, und schwarze Haare allein machen noch keine Modesty Blaise aus.

Mal ehrlich - als Modesty-Fan (seit Mitte der 70er Jahre; ich hab die Romane mindestens dreimal gelesen...) muss ich sagen, dass der Stoff, nicht nur die Comic-Strips, sondern vor allem die Romane, so viel Potential für erstklassige, spektakuläre Action enthalten, dass Modesty den ollen 007 glatt auf die Liegestühle im hintersten Winkel des Hyde Park verweisen könnte. Es ist sicherlich kein Zufall, dass Modesty 1963 ihre ersten Gegner mit Handkante und Fußtritten besiegte, und nur wenige Jahre darauf eine gewisse Emma Peel mit ähnlicher Anmut und grazilen Bewegungen und (zugegeben) versteckter Erotik im TV nachzog. Modesty Blaise ist der Inbegriff der toughen Heldin, die den Männern mal so richtig zeigt, dass auch Frauen das Zeug haben, Bösewichter in die Schranken zu weisen. Sozusagen ist Modesty eine Kultfigur der Women's Liberation.

Ich hätte mir einen aufwändigeren und spektakuläreren Film gewünscht. So aber bleibt ein Streifen, den man als Modesty Blaise-Fan zur Komplettierung der Sammlung haben muss und der lediglich durch das lange und ausführliche Interview mit Peter O'Donnell und mit Scott Spiegel ind Meister Tarantino himself (der wieder in gewohnt egozentrischer Art rumfuchtelt und allen möglichen Leuten ins Wort fällt) besticht. Ansonsten ein eher durchschnittlicher Film - einzig und allein deshalb bemerkenswert, weil er hoffentlich gut genug war, um einer Fortsetzung mit ebenso hoffentlich besserer Besetzung und größerem Budget zur Entstehung zu verhelfen. Und allein deshalb hat er einen eigenen Thread verdient.

Der Lonewolf Pete


Offline JasonXtreme

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    Hm, da ich bisher quasi nichts über Modesty Blaze wusste (ausser den Namen schonmal gehört habe) ist es doch mal nen Blick wert
    Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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    Aber bitte schließe nicht vom Film auf die Bücher - die Romane sind nämlich superspannend und gehören zum absolut besten, was es auf dem Sektor gibt. Der Film jedoch eher nicht...

    Der Lonewolf Pete


    Offline JasonXtreme

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      Das tue ich im Punkt Bücher und deren Verfilmungen eh schon nicht mehr :D hat keinen Zweck
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