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Zitat von: "Seth Gecko"
bei sinnlosen Folterszenen fühl ich mich etwas unwohl, sonst fällt mir nichts ein.


Das find ich auch am grauenhaftesten. Worin liegt der Grund? Wenn Gewalt nur noch zum Selbstzweck "zelebriert" wird, bekomme ich auch ein ganz flaues Gesühl in der Magengegend. Es ist nicht mehr die Story des Films, die mich beunruhigt, sondern vielmehr die Crew, die solche Filme zusammenbastelt. Beispiel: Guinea Pig! Dazu im Gegensatz: Cannibal Holocaust. Hier wird die Angst vor "realem Horror" mit in die Handlung eingebaut. Das ist ein probates Stilmittel.

Daher als Tipp für ein gutes Drehbuch: Verzicht auf allzu fantastische Wesen, tolle Make-Up-Effekte und "spooky"-Geistereffekt a la "Das Geisterschloss". Stattdessen sollte der Horror in eine möglichst reale Welt einbrechen. Stephen King schafft das immer ganz vorzüglich.

Beispiel: In einem dunklen Raum: In "Tesis" gibt es eine Szene, an der man sich orientieren könnte. In "Kolobos" ebenfalls. Man hört nur das angsterfüllte Atmen des Protagonisten, dann ein leises Schlurfen (oder Schritte, das Atmen einer zweiten Person etc.), aber es bleibt ungewiss, ob der Protagonist alleine im Raum ist oder nicht.

2. Von einem guten Horrorfilm erwarte ich folgendes:
Jeder Klassiker des Horrorfilms funktioniert auf mindestens zwei Ebenen:

Bsp.: Rosemaries Baby ist einerseits die Geschichte um eine Frau, die vom Teufel ein Kind erwartet.(1.Ebene)
Andererseits könnte der Film aber auch die Visualisierung krankhafter Visionen einer schizophrenen Person sein. Der Film gewährt uns Einblick in die Psyche einer labilen, von Schwangerschaftsängsten geplagten Frau.(2. Ebene)
Wiederum anders gelesen haben wir hier einen Film, der bloss die Entfremdung einer PArtnerschaft beschreibt, die durch die Schwangerschaft der Frau ausgelöst wird.(3. Ebene)
Hinzu kommen noch: Visualisierung der Penetrationsängste der Frau, Ent-Emanzipierung der Frau, etc.
(4., 5., etc. Ebene)

2. Bsp: Braindead:
Einerseits ein absoluter Fun-Splatter.(1.Ebene)
Andererseits auch die tragikomische Geschichte um einen jungen Mann, der in der Liebe unerfahren ist, und sich daher der Mutterliebe unterwirft. (Ödipus-Komplex, 2.Ebene)

3. Bsp.: Night of the Living Dead:
Einerseits die Geschichte um ein kleines Häuflein Menschen, die sich in einem Haus vor den Zombies verschanzen.(1.Ebene)
Andererseits ein Remake von Hitchcocks "Die Vögel". Die Bunkersituation erinnert frappierend daran.(2. Ebene)
Und: Das Motiv der sich selbstzerfleischenden Gesellschaft in Anlehnung an die sozialen Konflikte in den USA während des Vietnamkrieges.(3. Ebene)

Ich hoffe, ich konnte Euch einige Anstösse geben. Viel Spass beim Verfassen!
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Ja, jetzt kann ich auch noch etwas anfügen.

Einen wirklichen Horror hatte ich bei einigen Computerspielen:

RE natürlich (aber nur Teil 1, die Fortsetzungen waren ja sowieso nur WIederkehr des Ewiggleichen!):

Warum? Die hervorragenden Soundeffekte, die stimmige Musik, subtile "Kamera"-Einstellungen, das verzerrte Abbild einer Wirklichkeit.

Und: Silent Hill (Den 2. Teil konnte ich bisher noch nicht testen...)

In dem Spiel hat man wirklich alles geschafft, um eine unheimliche Athmo aufzubauen:

Soundeffekte und Musik sind sehr stimmungsvoll, und zwischendurch kongeniale Szenen.

Bsp.: Man tritt in einen Raum und plötzlich herrscht Stille (zuvor gab es einen unauffälligen Soundtrack). Man schreitet durch den Raum am Schreibtisch vorbei und hört nur das Knarzen der eigenen Schritte. Und dann plötzlich dass schrille Klingeln eines alten Telefons. Man hebt ab und hört durch ein verzerrtes Rauschen hindurch die jammernde Stimme seiner verschollenen Tochter. Dann ist die Leitung unterbrochen.
(Kinderkreischen ist ein schreckliches Geräusch. Weiss garnicht, ob es da was schlimmeres gibt...)

Naja, wer "Silent Hill" durchgespielt hat, weiss, was ich meine. Das Spiel hat mich auf jeden Fall mächtig beindruckt (und stellte RE in den Schatten). RE ist mehr auf Action und Splatter angelegt, "Silent Hill" bietet subtileren Horror, ohne dabei auf Splatter zu verzichten (Was gibt es bei Silent Hill nicht für lustige Waffen: Kettensäge, Schlagbohrer, Samurai-Schwert, Spitzhacke, Brecheisen, Schrotflinte, etc.)

Vielleicht kann man sich ja von Computerspielen für ein gutes Drehbuch inspirieren lassen...
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Zitat von: "EvilEd84"
Kann man sehen wie man will, aber wirklich spannende (echte) Amateurfilme gibt es nicht.


Da würde ich Dir aber sofort widersprechen! Das wichtigste, qualitätsgarantierende Element einer jeden Film-Präproduktion ist und bleib das Drehbuch. Und das ist quasi kostenlos. MAn braucht nur Talent.
Und: Natürlich kostet ein Film mehr als 100 EUR. 3 min. 8mm Film kosten 10 EUR. Video ist natürlich das billigste, aber sieht auch scheiße aus. Vielleicht kann man aber mit dem Computer das Bild ein wenig aufpeppen.
Man muss gute Schauspieler nicht in Hollywood suchen. Es gibt tausende Schauspieler, die sich nach einer Rolle die Finger lecken würden. Auch, wenn es dafür kein Geld dibt. Die brauchen ja auch MAterial, dass sie bei ihren Agenturen einreichen können. (Quasi Dein Film als Bewerbungsunterlage)
Bei der BEleuchtung braucht man auch nicht viel: Da sollte man immer improvisieren.
Bei den SFX ebenfalls. Es muss doch kein teures Filmblut sein, wenn man den Film s/w dreht, dann reicht auch Schokoladensosse (Hat bei Psycho auch funktioniert).

Beispiele für billige Filme:

Das Fest (Lars von Trier)

Breaking the Waves (dito)

Blair Witch Project (Die Vermarktung war das teuerste an dem ganzen Streifen)

El Mariachi (5000 EUR, das meiste Geld ging wahrscheinlich für Platzpatronen drauf)

Nekromantik 1 & 2

Sie küssten und sie schlugen ihn (Truffaut)

Darkstar(Carpenter)

The Evil Dead(Raimi)

Last House on the Left(Craven, der hatte schon ein gewisses Budget, brauchte es aber garnicht.)

Bad Taste (schau Dir mal das Making-of an "Good Taste made Bad Taste)

Heavenly Creatures (ebenfalls von Peter Jackson)

Weekend (lief gestern im Fernsehen von Jean Luc Godard, krasser Film!)

etc.

Natürlich kostet so ein Film am Ende vielleicht EUR 5000. Aber man muss es ja auch so sehen: Der Film wird ja nicht schnell mal in 2 Wochen abgedreht und man beteiligt sich nicht alleine an den Produktionskosten. Ausserdem war ein probates Mittel zur Geldbeschaffung auch immer die Suche nach Sponsoren. Vielleicht gibt Euch der Fleischer 100 EUR extra, wenn Ihr beim Abspann schreibt:

"Die gezeigten Gedärme waren Schweinedärme aus der Metzgerei Rüdinger!"

Jedenfalls ist ein guter Streifen immer machbar. Man muss nur das Talent haben. Und das kann man nicht kaufen.
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Ja, vielleicht hatte ich Dich tatsächlich falsch verstanden... Du gibst mir also recht, dass man einen guten Film ohne größeres Budget drehen kann.

Aber ich denke, dass man auch spannende Filme ohne größeres Budget verwirklichen kann.

Zwei Beispiele, die mir da sofort einfallen (keine Horrorfilme, noch krasser!):

21: Der FIlm war wahrscheinlich schon teurer, aber wenn man sich den Film anschaut, fragt man sich: warum? Das tragende Spannungselement ist der wohldurchdachte Plot! Einen guten Schauspieler zu finden ist garnicht so schwer (Wie bereits gesagt...)

Und: (noch eine Zahl): Pi von Aronofsky. Funktioniert ähnlich wie 23.

Ich wollte eben nur die BEdeutung des Drehbuchs betonen. Ohne gutes Drehbuch hat man automatisch keine Spannung (Ausser man bemüht die alten, hanebüchenen Schockeffekte).
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