Rob Zombie's HALLOWEEN (Halloween 9) - hätte nicht wirklich sein müssen...

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Also, der Kollege Rob Zombie ist ja schon ein Freak - nach "The Devil's Rejects", in dem er mit der Geschichte einer durchgeknallten Redneckfamilie so richtig die Sau rausließ und uns mit verdreckten, stinkenden, verhurten "Helden" der etwas anderen Art familiarisierte, meinte er nun, sich des kultigen Halloween-Stoffes von John Carpenter annehmen zu müssen. Hätte er doch besser die Finger von gelassen, der Gute.

Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen, als Halloween-Fan die Promo-Fassung des neuen Rob Zombie-Vehikels zu begutachten, und da ich nicht warten konnte und wollte, bis dat Dingen bei uns und in den USA auf DVD sein Unwesen treibt, musste ich mir diesen Versuch des Zombie-Meisters geben. Alle die, die sich fest vorgenommen haben, Sechs-Fuffzig für ne Kinokarte auszugeben, sollten jetzt besser nicht weiterlesen. Die anderen können ruhig meine Review lesen und sich den Film dann irgendwann aus der Leihe holen - wenn sie dann noch Lust drauf haben. Aber ich verspreche, ich spoilere so gut wie gar nix.

Wie wir das von Rob Zombie gewöhnt sind, erschöpfen sich die Dialoge in belangloses Geplänkel, Vulgär- und Fäkalsprache und den übermäßigen Gebrauch des allseits beliebten Wörtleins "Fuck", sowohl von Männlein als auch von jungen Weiblein. Ansonsten läuft der Film in drei Phasen ab:

Phase 1: Die Jugend von Michael Myers. In John Carpenters legendärem Werk murkst MM seine Mutter und deren Lover ab und verfällt dann nach Einlieferung in die Klapse in Jahre langes Schweigen. In Rob Zombie's Fassung erhalten wir Einblicke in MMs Kindheit / Jugend, die in uns wahrscheinlich den Eindruck erwecken sollen, der arme spätere Serienkiller Michael Myers sei ein ach so bedauernswertes Opfer unserer Gesellschaft - die Eltern Scheiße, die Mitschüler Scheiße, die Schwester Scheiße, deren bekiffter Stecher auch, die Baby-Sister kreischt wenn sie ihn sieht, und Trick oder Treat will auch keiner mit Klein Micha spielen. Da MUSS der Mensch doch einen Klaps wegkriegen... oder ist Gevatter Zombie etwa ein verkappter Demokrat, der demnächst zusammen mit Hilary Clinton der amerikanischen Gesellschaft erklären will, dass kein Serienkiller wirklich schlecht ist sondern von uns schlecht gemacht wurde? Jedenfalls ist man versucht, den gleichen Eindruck von Michael Myers zu bekommen wie als Kind beim Schauen von Frankenstein sich ein Mitgefühl für das Frankenstein-Monster einstellte... die Lippen formen sich zu einem traurigen Oooooooooohhhhhhh...

Und genau in diesem Moment kommt Phase Zwo - Rob Zombie's Maskenbildner dürfen so richtig rumsauen und der Regisseur bzw. sein Hauptdarsteller ergehen sich in anschaulichen Gewaltexzessen. Blut fließt genug, Hirn spritzt auch bissel rum, und Titten gibts auch zu sehen (welche MM natürlich völlig unbeeindruckt lassen, während unsereins inzwischen nur noch Mitgefühl für seine nackigen Opfer entwickelt...). MM landet also inne Klapsmühle, wo ein von Roddy McDowell völlig farblos dargestellter Dr. Sam Loomis das zu tun versucht, was weiland der großartige Donald Pleasance versäumt hatte - er versucht, Zugang zu MM zu finden. Das klappt leider nicht so recht, und MM schweigt für 15 Jahre, bis jemand anders Zugang zu ihm findet und er den Ausgang aus der Klapse - Michis Weg durch die Klapsen-Korridore ist allerdings mit Leichen gepflastert.

So, und nun kommt denn Phase drei, nämlich Michaels Rückkehr nach Haddonfield, wo gerade wieder Halloween ist und sein Schwesterlein mit ihren Pflegeeltern lebt... und mit zwei Freundinnen, die nur Vögeln im Kopf haben. Was jetzt kommt, ist qausi eine Eins-zu-Eins-Umsetzung des Höhepunkts des Kultklassikers von 1978... und jede Menge Zitate, seien sie nun liebvoll als Hommage gemeint oder einfallslos gewesen sein, aber unnötig: Zombie klaut alles, was damals für Gänsehaut sorgte. MM taucht auf der anderen Straßenseite auf, hinter einer Hecke, vor einem Haus, und weggeschmissen hab ich mich, als Zombie so weit ging, dass die amerikanischen Kids an Halloween 2007 ebenso "Das Ding aus einer anderen Welt" im TV schauen wie sie es bereits Halloween 1978 getan hatten...und, man glaubt es kaum: Selbst auf den berühmten "Boogeyman"-Spruch der 78er Laurie Strode hat der Meister nicht verzichtet.  Meister Zombie schreckt wirklich vor gar nix zurück.

So, mehr ist zum Inhalt nicht zu erzählen. Kommen wir nun zu meinem Fazit: Rob Zombie's Halloween ist ein Neuaufguss des bekannten Films, mit der Absicht, Michaels Psyche bzw. deren Knacks und dessen Entstehung aufzuzeigen, doch dadurch geht das Wichtigste verloren, was bei diesem Film nie passieren darf: Die Atmosphäre. In der 78er Fassung schaffte es John Carpenter, mit subtilen Mitteln Gänsehaut zu erzeugen und die Bedrohung durch Michael Myers auf den Höhepunkt zu treiben, bis es dann zum Showdown kam. Die 2007er Fassung ist gespickt mit Blut, Brutalitäten und Sex, und erst im letzten Drittel versucht Zombie, eine ähnliche Gruselatmosphäre zu entwickeln, indem er sich der Szenen der Urfassung bedient. Das kann nicht funktionieren - oder besser gesagt: Ausschließlich bei Leuten, welche die alte Fassung nicht kennen. Und leider ist das Fehlen der Atmosphäre für diesen Film tödlich.

Aber es gibt auch was Positives zu berichten: Rob Zombie hat eine Vorliebe für die Siebziger. Der Sountrack enthält diverse Hits aus jenen Tagen (dabei spielt die Geschichte 2007...). Dazu kommt, dass Rob Zombie ein illustres Grüppchen von bekannten Schauspielern an seinem Set versammelt, von denen er einigen den Gang zum Arbeitsamt wohl erspart hat: Alles voran sind da die (für mich immer noch) bezaubernde Dee Wallace ("Cujo"); William Forsythe; Clint Walker (der offenbar nicht mehr kifft und säuft); Udo Kier (der einen Ami mit Aminamen und deutschem Akzent spielt...), Brad Dourif, Richard Lynch.

Aber knutschen könnt ich Herrn Zombie (der erste Zombie, den ich je geknutscht hätte) für seine Entscheidung, zwei lecker Mädchen aufs Set zu holen: 1. die Nichte von "Winnetou" Pierre Brice, die Michael auch durch ihre unverhüllte Schönheit nicht milde zu stimmen vermag, und 2. - Danielle Harris, die in diversen Halloween-Filmen als Nichte von Michael Myers zu sehen war und hier des Sheriffs Töchterlein spielt. Und Miss Harris hätte klar sein müssen, dass kaum ein weibliches Wesen in einem Rob Zombie Film eine tragende Rolle bekommen würde, wenn es nicht bereit ist, seine körperlichen Vorzüge vor der Kamera zu zeigen. Und so darf - DANKE, Herr Zombie - die zauberhaft entblößte Danielle Harris mit MM eine der dramatischsten Szenen spielen, die es je in einem Halloween-Film gab. Selten war ein kreischender Nackedei in einem Horrorfilm netter anzusehen... Dass sie sich vor der Halloween-Kamera mal entblößen müsste, hätte Frollein Harris wohl damals bei ihrem letzten Halloween-Film nicht gedacht...

Aber das war's dann auch schon mit den Highlights. Wer meint, sein sauer verdientes Geld unbedingt ins Kino tragen zu müssen (wo ohnehin nur eine geschnittene Fassung des Streifens laufen dürfte), der soll es tun. Wem sein Geld etwas mehr am Herzen liegt, sollte getrost auf die Leih-DVD warten. Die lohnt sich zwar, wenn man es schafft, den Film als Slasher unabhängig von der Halloween-Reihe zu betrachten - ansonsten würde ich nicht empfehlen, ihn in die Sammlung der Halloween-Filme einzureihen...

Der Lonewolf Pete