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Reviews / Zeiten ändern dich
« am: 06. Februar 2010, 21:50:23 »Inhalt:
Anis Mohamed Ferchichi schaffte das, wovon viele Jugendliche träumen: Von ganz unten kommend, stürmte der einstige Schulabbrecher und Drogendealer aus zerrütteten Familienverhältnissen mit seinem provokanten Sprechgesang die deutschen Charts. Als Bushido verkaufte er über 1,5 Millionen Tonträger, wurde mit zahlreichen Auszeichnungen beehrt und besitzt mittlerweile eine eigene Plattenfirma. Zudem ist er Identifikationsfigur vieler junger Menschen. Doch immer wieder muss er sich den Dämonen seiner Vergangenheit stellen.
(Quelle:kino.de)
Meinung:
Das ist er also der Film, für den ich hier im Forum die Fahne hochgehalten habe
Ich muss sagen der Film hat mich trotzdem positiv überrascht. Hab ich vorher doch soviel gelesen von Bushido's mangelnder Schauspielkunst, einer Verherrlichung des Anti-Helden usw.. Zuerst muss man sagen: Bushido wird nie ein guter Schauspieler werden. Aber das muss er für diesen Film auch nicht, auch wenn einige Passagen holprig wirken, nimmt man ihm seine Rolle voll und ganz ab.
Der Film lebt aber auch wenn den teilweise hervorragenden anderen Schauspielern. Allen voran Elyas M'Barek(Türkisch für Anfänger, Die Welle), der den jungen Bushido verkörpert, liefert hier wirklich eine super Leistung ab. Auch Karoline Schuch, als Bushidos Freundin, und Moritz Bleibtreu, als Arafat, überzeugen auf ganzer Linie. Dazu kommen zwei sehr coole, wenn auch kurze, Auftritte von Martin Semmelrogge und Uwe Ochsenknecht. Nur Hannelore Elsner ist, meiner Meinung nach, völlig fehlbesetzt. Sie ist viel zu alt für die Rolle von Bushidos Mutter und spielt weit unter dem Niveau der anderen bekannten Schauspieler im Film.
Zur Leistung der Musiker (Bushido, Fler, Nyze, Kay-One und Karel Gott ( ) ): Die ist mehr als in Ordnung. Sie spielen die Rollen glaubwürdig und stellen damit so manchen Musiker der es im Filmbuisness versucht hat in den Schatten.
Die Story konzentriert sich vor allem auf Bushidos Verhältnis zu seinem Vater. Immer wieder wird durch Rückblenden oder Kommentare aus dem Off darauf eingegangen. Weder wird der Vater als der einzige Schuldige ausgemacht, noch feiert sich Bushido durchgehend selbst. Immer wieder wird gezeigt, welche großen Fehler Bushido gemacht hat. Es wurden bewusst Teile der Biographie weggelassen, was aber nicht weiter stört, da die wesentliche Wendepunkte in Bushidos Karriere gezeigt werden: seine Anfänge als Dope-Dealer und Sprayer, seine ersten Songs, sein Beitritt und schließlich Abschied von Aggro Berlin, sein Kontakt zu Arafat und schließlich sein eigenes Label "Ersguterjunge".
Auch der Humor kommt im Film nicht zu kurz, so performt Karel Gott, als Bushido nicht rechtzeitig auftaucht vor tausenden, euphorischen Rapfans "Biene Maja" und ein sehr gelungener Seitenhieb auf Bushidos Ex-Label Aggro Berlin (im Film: Hardcore Berlin) ist auch dabei.
Mein einziger Vorwurf an den Film ist, dass er viel zu kurz ist. Es kommt zwar alles wichtige vor, aber gerade der Aufstieg von Bushidos Label, die Angriffe der Medien, die Auftrittsverbote wurden doch sehr schnell runtergespult.
Fazit: Insgesamt ist "Zeiten ändern dich" für mich der beste Eichinger Film und ein sehr gelungenes Biopic. Wer allerdings nichts mit der Person Bushido oder deutschem Gangstarap anfangen kann dürfte hier auch keine Freude dran haben.