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Reviews / DIE FREMDE IN DIR - Jodie Foster sieht rot
« am: 29. Dezember 2007, 04:38:35 »Gut dreißig Jahre nach Michael Winner's kontroversem Selbstjustiz-Klassiker "Ein Mann sieht rot" nimmt sich nun auch Jodie Foster dieses heißen Eisens an. Die Story des Streifens "Die Fremde in dir" ist nahezu identisch mit "Ein Mann sieht rot", nur wesentlich unspektakulärer. Wurden in Winners skandalträchtigem Klassiker die Frau und Tochter des Architekten Paul Kearsey (gespielt von Charles Bronson, wir erinnern uns) brutalst vergewaltigt bzw. zu Tode geprügelt, so ist es diesmal der Verlobte von Jodie Foster. Die beiden werden nachts beim Gassigehen mit ihrem kleinen Hund im Central Park von drei Punks krankenhausreif geprügelt. Jodie überlebt, liegt aber drei Wochen im Koma. Ihr Freund stirbt. Nachdem ein Vierteljahr später die Polizei immer noch kein Ergebnis hat und nach Jodies Einschätzung völlig überfordert ist, besorgt sie sich in Chinatown eine Automatic - anfangs nicht mal sicher, wozu und wo hinten und vorne bei dem Ding sind. Das ändert sich noch am selben Abend, als sie sich in einem Drugstore ihrer Haut wehren und einen Angreifer über den Haufen ballern muss. Fortan schleppt die Frau ihre Wumme überall mit sich rum und pustet alle Punks weg, die ihr an die Wäsche wollen. Und immer in Selbstverteidigung... Ein smarter Cop kommt ihr auf die Spur, und wie im ersten "Ein Mann sieht rot" bringt er Jodies Handlungsweise und ihren Beweggründen sogar ein gewisses Maß an Verständnis entgegen. Und dann kommt der Tag, an dem Jodie einem ihrer Peiniger und dem Mörder ihres Verlobten gegenübersteht - einem der Männer, die ihr alles genommen und ihren Lebensinhalt zerstört haben...
Nun, sicherlich hätte es keines neuen Aufgusses des Bronson-Klassikers bedurft, um die Frage zu erörtern, ob Selbstjustiz nun zu rechtfertigen ist oder nicht und wenn ja, in welchen Fällen. Aber Jodie Foster, die in diesem Film trotz einer kurzen Liebesszene doch sehr gealtert und müde bzw. vom Schcksal gebeutelt wirkt, musste sich dieses Themas wohl doch annehmen. Zwar wirkt der Film streckenweise wie eine Kopie von "Ein Mann sieht rot" (so wurde die Atmosphäre des nächtlichen Central Park sowie die U-Bahn-Szene übernommen), doch Jodie spielt souverän und verleiht ihrer Figur und deren Handlungsweise große Glaubwürdigkeit. Was den Film allerdings wirklich zum Knaller hätte werden lassen können, wären wesentlich rasantere Actionsequenzen, spektakulärere Hetzjagden und ein wesentlich härteres Vorgehen als weiland Bronson gewesen. Da dies aber heutzutage kaum mit der amerikanischen Zensurbehörde zu machen gewesen wäre, bleibt zwar ein durchaus spannender und gut gespielter Film über ein kontroverses Thema, aber alles in allem hat man das Gefühl, dass das Potenzial dieser brisanten Geschichte verschenkt wurde. Meiner Ansicht und meinem Geschmack entsprechend hätte man wesentlich mehr draus machen können - aber zumindest regt das Ende des Films zu einer erneuten Diskussion über das Thema an, und damit hat er seinen Zweck erfüllt...jedenfalls für mich.
Der Lonewolf Pete