Salvare la faccia / Psychout for murder (1969)
Der einzige Giallo von Schauspieler Rossano Brazzi ist man wieder ein typisches Beispiel, wie man einen italienischen Krimi hinbekommt ohne einen messerschwingenden Killer.
Der Film ist auf „veoh“ mit englischen Untertiteln zu bekommen und basiert auf der italienischen Schnittfassung. Die Story ist eigentlich wieder recht simple: Licia ist die Tochter einen Großindustriellen und hat sich mit dem falschen Typen eingelassen. Mario ist ein typischer Schmierlappen, der sich heimlich mit der süßen Maus trifft. Leider werden die in flagranti von Reportern erwischt und um einen Skandal zu vermeiden, lässt Daddy seine Jüngste einfach in die Klapse einweisen. Als sie wieder als „geheilt“ entlassen wird, spielt sie der Familie richtig gut was vor und plant derweil ihre Rache…
Die ersten zehn Minuten sind ein richtiges Schnittgewitter, das heute Hollywood zu Ehren gereicht hätte. Wir bekommen alle Figuren um die Ohren gehauen … nicht nur Licia und ihren Lover, sondern auch Schwesterchen Giovanna mit ihrem Mann Francesco, natürlich Daddy Marco Brignoli und den Lokalpolitiker, den Daddy in der Tasche hat. Ich habe zwar nicht verstanden, warum Licia „geopfert“ werden soll, aber das weis die Kleine wohl auch nicht so recht. Für Daddy geht sie aber in die Anstalt. Leider ist das kein Zuckerschlecken und der Hasst türmt sich durch die tägliche Folter hübsch auf.
Das Spannende ist, dass wir als Zuschauer von Beginn an auf der Seite des Bösen stehen, denn wir verfolgen, wie Licia nach und nach ihre Familie zerstört. Und mir hat es eine diebische Freude gemacht, wie das süße Mädchen ihre Intrigen spinnt – bis zum Mord. Dabei kann man der immer lächelnden Adrienne Larussa kaum böse sein. Ohnehin ist die der absolute Gewinn des Films. Leider sollte sie später die Hauptrolle in Lucio Fulcis „Beatrice Cerci“ (Die Nackte und der Kardinal) spielen, was ihr wohl so ein Trauma beschert hat, dass sie wieder nach Amerika ging und nur noch TV-Serien machte. Dennoch ist das eine zauberhafte junge Dame, der man sofort verfällt und ihr auch alles durchgehen lässt – dabei ist die dermaßen durchtrieben, dass selbst Schwesterchen Giovanna (ebenfalls schnuckelig: Paola Pitagora), die eigentlich noch die letzte Fürsprecherin von Licia ist, ihr Fett wegbekommt.
Nun – der Schluss ist recht traurig wie obskur, denn der Drahtzieher Vater Marco kommt zwar davon, wird aber sein Lebtag nicht mehr froh.
Der Streifen ist eigentlich mehr Psychodrama statt Giallo, aber hervorragend gespielt und manipulativ. Für die Larussa hätte ich mich auch sofort auf den Boden geworfen – was für eine Frau. Dafür wirft man gerne seine Moralvorstellungen über Bord. Im Übrigen hat der Streifen wieder einen sehr hübschen Score, wobei das Titellied der italienischen Fassung richtig Spaß macht: „Love your neighbour as yourself …. Kill them!“
Die US-Fassung ist zwar 15 Minuten länger, ist jedoch anders geschnitten und besitzt eine andere Musik. Die Szenen wurden auf englisch nachgedreht und haben nur einen Mehrwehrt: Nacktszenen von der Larussa – vor allem eine Masturbastionsszene. Leider ist diese Fassung auf frei zugänglichen Portalen nicht zu sehen. Vielleicht kann ich irgendwann mal eine DVD auftreiben. Die italienische Fassung lohnt sich unbedingt:
Hier komplett:
https://www.veoh.com/watch/v124071167RcS2cdJR