Die Stunde des Wolfs (1968)
![:vod:](https://beyondhollywood.de/Smileys/default/vodsmiley.jpg)
Arthouse+
Das ist vermutlich einer der persönlichsten Filme von Ingmar Bergman: Ein Maler (Max von Sydow) lebt mit seiner schwangeren Frau Alma (wieder einmal brilliant: Liv Ullmann) auf einer dünn besiedelten Nordseeinsel. Er steckt in einer Schaffens- und Existenzkrise und wird von den Dämonen seiner Vergangenheit heimgesucht. Diese treten in Gestalt von anderen, etwas seltsamen Menschen auf, oder in Tagträumen und Visionen. Ob der Künstler vergangene Beziehungen, verübte Gewalttaten verarbeitet, oder langsam den Verstand verliert, muss man selbst für sich ergründen. Die erste Hälfte bietet ruhiges Drama mit einem beeindruckenden Schauspielpaar. In der Mitte wird plötzlich der Filmtitel eingeblendet und die bis dahin gut verständlichen Geschehnisse kippen in eine surreale, alptraumhaften Collage mit Bildern, die auch aus alten Horrorfilmen stammen könnten. Ja, der Film ist sicherlich genau das, was viele unter selbstverliebtem Kunstkino verstehen. Aber Bergman schafft es erneut, mit einer unheilvollen Atmosphäre, wahnsinnig eindringlichen Bildern und starken Darstellern zu überzeugen. Alle Symbolik komplett zu erschließen, ist mir nicht möglich, das macht aber nichts, denn das Hauptthema wird einem schon klar und das reicht mir. Am Anfang und Ende des Filmes spricht Alma direkt in die Kamera und erklärt die realen Abläufe, das sorgt für ausreichendes Verständnis.
"Die Stunde des Wolfes" wirkt zunächst wie eine Fingerübung des Meisterregisseurs (entstanden während der gemeinsamen Zeit auf ebenfalls einer kleinen Insel mit der tatsächlich schwangeren Liv Ullmann), entwickelt sich aber zu einer kleinen Arthouse Perle mit richtig tollen Bildern. Anfangs braucht man aber etwas Geduld.
![:7.5:](https://beyondhollywood.de/Smileys/default/7.5.gif)