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Filme => Reviews => Thema gestartet von: Lonewolf Pete am 28. September 2008, 18:03:33

Titel: SIDE SHO - Auch ein Backwood-Thriller hat zwei Seiten...
Beitrag von: Lonewolf Pete am 28. September 2008, 18:03:33
Was eignet sich als Schauplatz und Aufhänger für einen Backwood-Thriller besser als ein seit Jahrzehnten verwaistes Jahrmarktsgelände - eine Side Show. Diese fand und findet man bisweilen noch in amerikanischen Hillbilly-Landstrichen, sofern man sich denn traut, das Land "off the beaten track" zu erkunden. Dass sowas nicht nur ganz schnell Blasen an den Füßen schaffen sondern auch bös ins Auge gehen kann, muss im vorliegenden Film eine Familie aus Chicago feststellen, die auf dem Weg in ein Softball-Camp im tiefsten Florida ist. Weil Vattern aber ein begeisterter Fotograf ist und irgendwann der Sprit zur Neige geht, muss sich der Rest der Familie fügen, als deren Oberhaupt in einer Redneck-Tankstelle Fotos einer längst verlassenen Side-Show entdeckt und die ollen Schuppen unbedingt für ein Buch ablichten will. Dass er das wohl besser gelassen hätte, wird ihm spätestens dann klar, als ihm ein halber Liter Kunstblut in die Fresse und aufs bislang weiße Nobel-T-Shirt spritzt - aber da isses schon zu spät...

Gar nette und gastfreundliche Menschen trifft man im Redneck Country der USA, so wie beispielsweise jennen hier:

(http://upload.beyondhollywood.de/thumbs/1222616410_Side1.jpg)

Da kommt doch gleich Freude auf, wenn einen dieser Mensch freundlichst gegen einen geringen Obulus zu einer Führung durch die Side-Show einlädt, nichwahrnich?

Nun, wer von uns würde so nen Jahrmarkt der Kuriositäten oder besser gesagt "Freakshow" nicht mal gerne in Natura beäugen? Und so tappsen also Papi und Anhang zwischen den verfallenen Schuppen rum und entdecken so manch ekelhaftes (Nein, dicke, haarige Spinnen sind diesmal nicht dabei). Nachdem so ca. 40 Minuten verplempert worden sind, die außer gewaltigem overacting der Hillbilly-Fraktion wenig zu bieten haben, legt der Regisseur gewaltig Holz nach und muss dabei eine Lunte erwischt haben, denn dann spult sich plötzlich die übliche "Durch jahrhundertelangen Inzest entstellte Redenecks-jagen-Stadtmenschen" - Hatz ab.

Kennen wir doch schon alles, oder? Ja...nee, SO nich! Denn diesmal werden die Stadtmenschen nicht lange gejagt sondern - sie jagen zurück! Und das zeigt mal wieder, wie auf einmal aus in die Enge getriebenen, friedliebenden amerikanischen Demokraten reißende Bestien werden können. Egal ob halbwüchsiger Sproß, Teenie-Gören oder Mama und Papa - es ist Payback angesagt für die typische amerikanische Familie.

Die Hillbillies treten, wie das im Backwood so üblich ist, mit Kartoffelsäcken über den Köpfen auf, um ihre Entstellung zeitweise zu verbergen, oder sie haben verkrüppelte Hände und Füße, oder grässlich entstellte Fratzen, die mal Gesichter waren. Und weil nicht sein darf, was nicht sein kann (oder umgekehrt), sind diese garstigen Menschenwesen so richtig böse und werden deshalb auf gar fürchterbare Weise in eine bessere Welt befördert - wenigstens lacht dort keiner über ihr Aussehen...

Handwerklich ist der Streifen weit über Independent-Niveau und bietet, mal vom Overacting und ein paar klaffenden Löchern in der Logik und Detailschnitzern abgesehen, ein richtig splatteriges Partyvergnügen, das stellenweise sogar die Atmosphäre eines 70er Jahre Grindhouse-Streifens erreicht. Ich habe lange mit mir gehadert, ob ich den Film verreißen sollte, weil halt mehr als ne halbe Stunde lang so nüscht passiert, aber dann ging's eben doch zur Sache. Die Killing Sequences sind zwar vorhersehbar, machen aber dennoch Spaß, wenn man in seiner Einschätzung bestätigt wird, und ein, zwei richtig eklige Szenen sind auch dabei. Das einzig Lustige an der ganzen Sache, was einen an und für sich durchschnittlichen Film schon wieder etwas über den Durchschnitt hebt, ist, dass ständig irgendwelche blutrünstigen Hillbilly-Mutanten auftauchen, von deren Existenz man vorher keinen Schimmer hatte. Und so trifft hier der Spruch: "irgendwo muss da ein Nest sein" den Nagel voll auf den Kopf.

Außer, dass Familie Otto Normalverbraucher zurückhaut, was das Zeug hält, bietet der Film kaum Überraschungen, aber das ist bei Filmen dieses Genres auch gar nicht nötig. Als Party-Splatter-Spaß funktioniert er allemal, und es steht zu befürchten, dass hier in Deutschland - wenn der Film denn zu uns kommt, und das wird wohl nicht mehr lange dauern - wieder mal gewaltig zur Schere gegriffen wird, um einige der Killing Scenes zu verstümmeln. Also lieber gleich, wie ich es tat, auf die US-Scheibe zurückgreifen.

Also, Bühne Frei für eine  Kuriositäten-Show aus Redneck-Land.

Der Lonewolf Pete

 
Titel: Re: SIDE SHO - Auch ein Backwood-Thriller hat zwei Seiten...
Beitrag von: dead man am 28. September 2008, 19:37:15
Hört sich gut an, der wird auf jeden Fall mal angetest
Titel: Re: SIDE SHO - Auch ein Backwood-Thriller hat zwei Seiten...
Beitrag von: JasonXtreme am 29. September 2008, 09:25:07
Joa, Backwood is immer fein - und das hört sich lustig an.
Titel: Antw:SIDE SHO - Auch ein Backwood-Thriller hat zwei Seiten...
Beitrag von: Crash_Kid_One am 21. Juli 2015, 13:13:44
In Deutschland erschienen unter "Freakshow - Kap des Horrors".

In voller Länge, uncut und legal bei Netzkino:
Titel: Antw:SIDE SHO - Auch ein Backwood-Thriller hat zwei Seiten...
Beitrag von: ap am 18. November 2020, 06:53:07
Kürzlich bin ich, wieso weiß ich nicht mehr.... über dieses obskure Review hier gestolpert.... Der Rest ist Geschichte! ;)

Nunja, ich hab mir dann, früh morgens und betrunken, diesen Film auf DVD ersteigert, auf eBay, für 1,- EUr. Nun, mehr ist die DVD auch nicht wert, da ist noch nichtmal ein Kapitel-Menü zum anwählen, da gibts nur Filmstart zum anwählen sonst gar nichts... sowas hab ich noch nie gesehen!! ;) Und die DVD ist leise, ich hab den fernseher beinahe voll aufdrehen müssen um nen akzeptablen Ton zu haben, dann gings zwar... aber ist schon seltsaM..;)

Nun ja, der Film ist eigentlich ganz cool und den Einen euro tatsächlich wert !! :) Am Anfang war ich mir nicht sicher ob das lustig sein soll, oder ob der Film einfach nur so schlecht ist das er schon wieder lustig ist... und ich bin mir da jetzt noch nicht ganz sicher!! ;) Vermutlich ein bißchen was von beidem.... Die Story bedient die Klischees eines Backwood-Slashers ganz gut, und von den Schauspielern tut einer mehr over acten als der andere. Aber nicht so wie in nem Troma-Film z.B... das hier könnte tatsächlich immer noch irgendwie ernst gemeint sein !! :D

Der Film ist definitiv Trash, und er hatz Spaß gemacht!! Betrunken und um die Uhrzeit auf jeden Fall...;)

Ich trink noch ein Bier, oder 3, und bleibe bei dem Niveau, mir ist jetzt irgendwie nach Dr. Chopper.... :)