Beyond Hollywood - das Filmsyndikat

Filme => Reviews => Thema gestartet von: Max_Cherry am 14. Juni 2006, 15:13:40

Titel: [Review] Das Fest
Beitrag von: Max_Cherry am 14. Juni 2006, 15:13:40
Das Fest

Endlich hab ich den ersten "Dogma-Film" von Thomas Vinterberg gesehen. Ein Film, der mit sehr geringem technischen Aufwand und fast ohne Hilfsmittel auskommt. Es gibt im Grunde nur die Kamera und ein Haufen begnadeter Schauspieler.
Das Fest erzählt die Geschichte eines Familienfestes. Es ist der 60ste Geburtstag eines Vaters von 3 Kindern: Seine beiden Söhne und einer Tochter, die Ihre Zwillingsschwester durch Selbstmord verloren hat. An diesem feierlichen Geburtstag triff sich die ganze Sippe um nach traditionellen Vorgaben zu feiern. Doch diese Feier wird durch einen der Söhne gestört, der ein Tabu-Thema aus der Vergangenheit anspricht und damit durch den pseudo-feierlichen Schein des Ereignisses bricht. Dies ist aber nur der Anfang, denn nach und nach entladen sich immer mehr Emotionen und "das Fest" wird zu einer Farce zwischen gekünsteltem Rollenverhalten, in dem alles scheinbar in Ordnung ist und absolutem Chaos und dem Aufzeigen menschlicher Abgründe.

An die wackelingen, dokuartigen Bilder gewöhnt man sich schnell, da die Verantwortlichen trotz der Einschränkungen des Dogma-Abkommens einen hoch künstlerischen Film abgeliefert haben, denn die Kameraführung ist äußerst originell und vermittelt die gewünschten Effekte auch ohne Hochglanz. Ziel des ganzen war es, Filme zu drehen, die durch ihre Geschichte und durch Schauspiel überzeugen und nicht durch die Verpackung. Das gelingt Vinterberg mit "Das Fest" absolut hervorragend. Die Geschichte wirkt sehr authentisch und die Schauspieler leisten Großartiges. Jeder kennt Familienfeiern, auf denen sich alle zusammenreissen müssen, damit man blos höflich bleibt und nach Außen ein möglichst perfektes Bild zeigt. Mit diesem Verhalten rechnet Vinterberg gnadenlos ab und zeigt uns echte Menschen mit echten Probelmen. Nach und nach brökeln die Fassaden und die Familiengeschichte entwickelt sich zu einem harten Schlag in die Magengrube. Hinzu kommt ein gewisses Maß an Gesellschaftssatire, denn die Absurdität mancher Situation wirkt in Ansätzen auch komisch.

Unterm Strich freu ich mich sehr, dass ich dem Film endlich eine Chance gegeben habe, denn es handelt sich hierbei um ein experimentelles Meisterstück, das  durch hervoragende Schauspieler und eine bedrückende Atmosphere, die sehr mitreisst, überzeugt. Das Fest ist ein interessanter und innovativer Film, der zeigt, dass man keinen Hollywoodstandard braucht um einen guten Film zu machen.
Nach "Dogville" und "Flickering Lights", der beste dänische Film, den ich gesehen habe. Wird Zeit, dass ich mir die 3 Pusher-Filme ansehe. 8,5/10 mit Tendenz nach oben.
Titel: Re: [Review] Das Fest
Beitrag von: Frankenpest am 14. Juni 2006, 15:32:25
Zitat von: "Max_Cherry"

Nach "Dogville" und "Flickering Lights", der beste dänische Film, den ich gesehen habe. Wird Zeit, dass ich mir die 3 Pusher-Filme ansehe. 8,5/10 mit Tendenz nach oben.


Wie siehts mit "In China essen sie Hunde" und "Old men in new cars" (2.Teil von ICesH) aus?

Sind glaub ich die einzig dänischen die ich kenn... Seit haben die Dänen für mich n Knall (gutartig gemeint natürlich) :)
Titel: Re: [Review] Das Fest
Beitrag von: Max_Cherry am 14. Juni 2006, 15:52:39
Zitat von: "Frankenpest"
Zitat von: "Max_Cherry"

Nach "Dogville" und "Flickering Lights", der beste dänische Film, den ich gesehen habe. Wird Zeit, dass ich mir die 3 Pusher-Filme ansehe. 8,5/10 mit Tendenz nach oben.


Wie siehts mit "In China essen sie Hunde" und "Old men in new cars" (2.Teil von ICesH) aus?

Sind glaub ich die einzig dänischen die ich kenn... Seit haben die Dänen für mich n Knall (gutartig gemeint natürlich) :)


Ich kenn nur den ersten "In China...", der war ganz gut, aber umgehauen hat er mich nicht (mal abgesehen vom Ende). Finde den sogar recht überbewertet. Ist für mich eben die dänische Antwort auf Tarantino und Flickering Lights bzw. Das Fest gehen andere Wege, die mir etwas eigenständiger erscheinen, ist aber auch alles Geschmackssache. Hab mich übrigens mit "Dogville" vertan, der ist ja "nur" von einem dänischen Regisseur (von Trier). "Das Fest" ist deutlich ernster als z.B. "In China...", geht also in eine völlig andere Richtung.
Titel: [Review] Das Fest
Beitrag von: Max_Cherry am 12. Dezember 2006, 22:33:45
"Das Fest" hab ich gerade nochmal gesehen und bin sprachlos. Ein Film, der so schonungslos Hass, Ekel und Entäuschung schürrt und dem Zuschauer dermaßen in die Magengegend boxt kann nur ein Meisterwerk sein.
Man sollte "Das Fest" als Lehrfilm an Hollywood-Produzenten und Regisseure schicken, denn es geht auch anders als einfach unterhaltend. Ein Film, der den Zuschauer ähnlich mitnimmt, wie "Dogville" oder rein von den freigesetzten Emotionen her "Requiem for a dream". Wer dieses Meisterwerk noch nicht kennt, sollte das schnell nachholen. 9,5/10
Titel: Re: [Review] Das Fest
Beitrag von: der Dude am 12. Dezember 2006, 23:07:42
Zitat von: "Frankenpest"
Zitat von: "Max_Cherry"

Nach "Dogville" und "Flickering Lights", der beste dänische Film, den ich gesehen habe. Wird Zeit, dass ich mir die 3 Pusher-Filme ansehe. 8,5/10 mit Tendenz nach oben.


Wie siehts mit "In China essen sie Hunde" und "Old men in new cars" (2.Teil von ICesH) aus?

Sind glaub ich die einzig dänischen die ich kenn... Seit haben die Dänen für mich n Knall (gutartig gemeint natürlich) :)

vergiss nightwatch(nachtwache) nicht! einfach grossartig! das remake mit ewan mcgregor kannst dem hasen gäbbe. die ham längere zähne.

hm, also wenns wirklich so intensiv und minimalistisch wie dogville oder reqium for a dream ist, dann klingt es als wärs genau mein ding. das fest ist für demnächst fest eingeplant...
Titel: [Review] Das Fest
Beitrag von: JasonXtreme am 13. Dezember 2006, 09:14:48
Also ich habe bislang keinen nordischen Film gesehen der mit enttäuscht hat! ;)

NIGHTWATCH is große Klasse! Immer wieder saugruselig und spannend, auch wenn man das Ende kennt - da kann das Remake nur gewaltig abstinken!

EVIL und KOPS sind schwedisch, oder? Auf jeden Fall auch der Hammer!

Und ICESH, GOOD COP und OLD MEN... fand ich auch alle super!

Es soll doch noch so nen nordischen Slasher geben, weiss da einer was? Der muss auch gut sein. Irgendwas mit jungen Leuten in ner Waldhütte am See oder so.
Titel: [Review] Das Fest
Beitrag von: Exquisitor am 13. Dezember 2006, 15:17:55
ich kann auch noch "dänische delikatessen" empfehlen mit mads mikkelsen in der hauptrolle (kam auch auf dem fff 04)

und wenn hier schon mal die rede von nordischen filmen ist werf ich noch "elling" (norwegen) und "der mann ohne vergangenheit" (finnland) in die runde
Titel: [Review] Das Fest
Beitrag von: Lionel am 13. Dezember 2006, 18:18:39
Zitat von: "Exquisitor"
"der mann ohne vergangenheit" (finnland) in die runde


Den will ich mir heut noch bei amazon klicken, in der 4 für 20 Aktion.

Übrigens, wär auf ein wenig 80s Action steht: PATHFINDER kann ich auch noch empfehlen.
Und auch das Original zu INSOMNIA war besser als das Remake. ;)
Titel: [Review] Das Fest
Beitrag von: Max_Cherry am 14. Dezember 2006, 02:45:43
Tut mir Leid Leute, aber das passt hier alles nicht wirklich hin. Diese ganzen "Gauner-Filme" bzw. schwarzen Komödien haben außer dem Entstehungsland null Gemeinsamkeiten mit "Das Fest". Das ist anspruchsvolles Kino mit Botschaft und geringsten Mitteln, welches bewusst auf ablenkende "typische" Verpackungen verzichtet und Inhalt und Emotionen an erste Stelle stellt. Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass der Film mit Handkamera gefilmt ist und schon ein Stück weit gewöhnungsbedürftig ist und auch eine kleine Aufwärmphase benötigt. Ein Film, der berührt, der aufregt und unglaublich authentisch wirkt. Ich kann ihn besonders Matze, Gunther und Gert empfelen, denn dieser Film ist einfach in Sachen Emotionen einfach einzigartig, vielleicht nicht ganz so provokant wie "Dogville", aber dafür auch weniger symbolisch sondern sehr direkt und ungeschminkt.
Titel: [Review] Das Fest
Beitrag von: JasonXtreme am 14. Dezember 2006, 09:16:24
Zitat von: "Max_Cherry"
Tut mir Leid Leute, aber das passt hier alles nicht wirklich hin. Diese ganzen "Gauner-Filme" bzw. schwarzen Komödien haben außer dem Entstehungsland null Gemeinsamkeiten mit "Das Fest". Das ist anspruchsvolles Kino mit Botschaft und geringsten Mitteln, welches bewusst auf ablenkende "typische" Verpackungen verzichtet und Inhalt und Emotionen an erste Stelle stellt. Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass der Film mit Handkamera gefilmt ist und schon ein Stück weit gewöhnungsbedürftig ist und auch eine kleine Aufwärmphase benötigt. Ein Film, der berührt, der aufregt und unglaublich authentisch wirkt. Ich kann ihn besonders Matze, Gunther und Gert empfelen, denn dieser Film ist einfach in Sachen Emotionen einfach einzigartig, vielleicht nicht ganz so provokant wie "Dogville", aber dafür auch weniger symbolisch sondern sehr direkt und ungeschminkt.


EVIL hat sehr wohl einiges an Anspruch ;)
Titel: [Review] Das Fest
Beitrag von: Max_Cherry am 14. Dezember 2006, 10:48:01
Zitat von: "JasonXtreme"
Zitat von: "Max_Cherry"
Tut mir Leid Leute, aber das passt hier alles nicht wirklich hin. Diese ganzen "Gauner-Filme" bzw. schwarzen Komödien haben außer dem Entstehungsland null Gemeinsamkeiten mit "Das Fest". Das ist anspruchsvolles Kino mit Botschaft und geringsten Mitteln, welches bewusst auf ablenkende "typische" Verpackungen verzichtet und Inhalt und Emotionen an erste Stelle stellt. Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass der Film mit Handkamera gefilmt ist und schon ein Stück weit gewöhnungsbedürftig ist und auch eine kleine Aufwärmphase benötigt. Ein Film, der berührt, der aufregt und unglaublich authentisch wirkt. Ich kann ihn besonders Matze, Gunther und Gert empfelen, denn dieser Film ist einfach in Sachen Emotionen einfach einzigartig, vielleicht nicht ganz so provokant wie "Dogville", aber dafür auch weniger symbolisch sondern sehr direkt und ungeschminkt.


EVIL hat sehr wohl einiges an Anspruch ;)


Oh, den hab ich übersehen. Hab ewig vor, mir den mal anzusehen, hat sich bisher nicht ergeben.
Titel: [Review] Das Fest
Beitrag von: JasonXtreme am 14. Dezember 2006, 10:49:14
Zitat von: "Max_Cherry"
Zitat von: "JasonXtreme"
Zitat von: "Max_Cherry"
Tut mir Leid Leute, aber das passt hier alles nicht wirklich hin. Diese ganzen "Gauner-Filme" bzw. schwarzen Komödien haben außer dem Entstehungsland null Gemeinsamkeiten mit "Das Fest". Das ist anspruchsvolles Kino mit Botschaft und geringsten Mitteln, welches bewusst auf ablenkende "typische" Verpackungen verzichtet und Inhalt und Emotionen an erste Stelle stellt. Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass der Film mit Handkamera gefilmt ist und schon ein Stück weit gewöhnungsbedürftig ist und auch eine kleine Aufwärmphase benötigt. Ein Film, der berührt, der aufregt und unglaublich authentisch wirkt. Ich kann ihn besonders Matze, Gunther und Gert empfelen, denn dieser Film ist einfach in Sachen Emotionen einfach einzigartig, vielleicht nicht ganz so provokant wie "Dogville", aber dafür auch weniger symbolisch sondern sehr direkt und ungeschminkt.


EVIL hat sehr wohl einiges an Anspruch ;)


Oh, den hab ich übersehen. Hab ewig vor, mir den mal anzusehen, hat sich bisher nicht ergeben.


War auch für mich ein Blindkauf -- und gleich eine 9er Wertung soweit ich mich erinnere - wenn niedriger erhöhe ich hier auf 9 :D der is SUPER. Gefällt Dir sicher auch wie ich Deinen Geschmack kenne
Titel: Re: [Review] Das Fest
Beitrag von: Max_Cherry am 12. August 2007, 11:38:50
Wenn ich dran denke, bring ich mal 1-2 TV-Aufnahmen von "Das Fest" mit, können ja rum gehen.
Titel: Antw:[Review] Das Fest
Beitrag von: Max_Cherry am 15. November 2012, 22:15:29
Hey AP, komm mal langsam ausm Quark, oder haste den schon gesehen?
Wenn der dir nicht gefällt, fall ich vom Glauben ab ( ;) ).

@Akos: Schon gesehen?


Es ist wirklich bekackt, dass ich den nicht in der Sammlung stehen habe.
Titel: Antw:[Review] Das Fest
Beitrag von: Crash_Kid_One am 15. Oktober 2014, 09:21:21

Das Fest :8:
Beeindruckendes, bedrückendes Familiendrama mit großartigen Darstellern.
Hat mir sehr gut gefallen, jetzt werde ich mir auch weitere Dogma-Filme ansehen.
Thomas Vinterberg hat hier mit geringsten Mitteln ein intensives Filmerlebnis geschaffen.
Wenn man sich auf das Geschehen einlässt und sich hineinversetzt lässt einen die Geschichte nicht mehr so schnell los. Ulrich Thomsen spielt ganz groß!!
Titel: Antw:[Review] Das Fest
Beitrag von: Max_Cherry am 15. Oktober 2014, 10:06:01
Toll, das freut mich. Ich liebe diesen Film! Die DVD muss unbedingt noch her.
Titel: Antw:[Review] Das Fest
Beitrag von: Crash_Kid_One am 15. Oktober 2014, 10:07:30
Toll, das freut mich. Ich liebe diesen Film! Die DVD muss unbedingt noch her.

Ich hab auch schon überlegt. Diese Premium Edition von Arthaus für nen guten Tenner werd ich mir wohl demnächst gönnen:

http://www.amazon.de/Das-Fest-Arthaus-Premium-DVDs/dp/B000FSLLZ0/ref=sr_1_1_bnp_1_dvd?ie=UTF8&qid=1413360414&sr=8-1&keywords=das+fest
Titel: Antw:[Review] Das Fest
Beitrag von: Max_Cherry am 15. Oktober 2014, 12:46:59
@Tobi:  Das hat Verstand. Mal sehen, eigentlich muss der echt mal drin sein.

Sagt dir "Das Erbe" was? Tönt auch nicht schlecht.
http://www.amazon.de/Das-Erbe-Ulrich-Thomsen/dp/B0009WV3UK/ref=pd_sim_d_1?ie=UTF8&refRID=15ACQFA7CXD50052539B
Titel: Antw:[Review] Das Fest
Beitrag von: Crash_Kid_One am 15. Oktober 2014, 12:50:37
Sagt dir "Das Erbe" was? Tönt auch nicht schlecht.
http://www.amazon.de/Das-Erbe-Ulrich-Thomsen/dp/B0009WV3UK/ref=pd_sim_d_1?ie=UTF8&refRID=15ACQFA7CXD50052539B

evab-lol....genau das wollte ich dich auch schon fragen :D
Den hatte ich beim Amazon-Stöbern auch entdeckt. Vom Cover und Titel dachte ich fast schon an eine Fortsetzung von "Das Fest" :D :D Aber nach der Inhaltsangabe nicht mehr ;)
Klingt auch sehr interessant.