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Smalltalk / Antw:Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen bzw. seht ihr gerade?
« am: 01. Juni 2023, 10:20:33 »
Ghost World (2001)
- Comic Verfilmung? Drama? Tragödie? Was "Ghost World" darstellen soll, ist nicht ganz klar - am Anfang präsentiert sich der Film eher als Teenie-Komödie und wandelt sich dann doch zu einem berührenden Drama... Wir lernen am Anfang Enid und Rebecca kennen, die die High School mehr schlecht als recht abgeschlossen haben. im Gegensatz zu den anderen möchten sie nicht aufs College gehen, sondern sich eher einen soliden Job suchen und zusammenziehen. Die beiden sind Freundinnen seit der Kindheit und haben die Einstellung - wir gegen die Welt. Dabei kommen die Mädels sehr vulgär rüber. Sie lieben es Menschen zu quälem, etwa Mitschüler Josh, der in einem Drugstore jobbt. Als sie eine Anzeige in der Zeitung entdecken, wo ein Mann eine Frau sucht, der er beim Kontaktlinsen suchen geholfen hat, wollen sie diesen "Trottel" vorführen. Sie rufen ihn an und bestellen ihn in ein Café, wo er vergeblich auf die Herzallerliebste wartet. Doch Enid ist faziniert von dem Trottel und beide folgen ihm nach Hause...
Ich war überrascht, wie unaufgeregt die Geschichte voranschreitet und nach und nach sich eine brührende Freundschaft zwischen Enid und Seymour (sensationell: Steve Buscemi) entwickelt. Als natürlich dann die Frau mit den Kontaktlinsen und dem gelben Kleid doch in Seymours Leben tritt, regt sich in Enid starke Eifersucht...
Enid selbst sagt, worum es geht: "Sie weiß nicht, wer sie ist" - im Grunde begleiten wir Enid auf der Suche nach sich selbst und dabei setzt sie alles aufs Spiel. Die Freundschaft zu Rebecca ist genauso in Gefahr wie zu Seymour... und ehrlich: so gut wie hier war Thora Birch selten. Die ist mir eher aus billigen Horrorshockern im Gedächtnis gebleiben. Scarlett Johansen ist hier zwar auch gut, bleibt aber eher blass. Über Buscemi muss man nichts sagen. - Ich hab nach dem Film noch lange drüber nachgedacht. Der Schluss mit dem alten Mann ist konsequent und führt zu dem guten Schlussbild. Ich war hier extrem überrascht - wahrscheinlich, weil ich recht unvorbereitet an das Ding rangegangen bin. Das Schöne ist, dass der Film recht leise daherkommt - zwar optisch mit Farben und Tristesse spielt - aber eher unauffällig. (Während mir das bei "Under the silver lake" sofort gestört hat...) Fazit: Tiefsinniges Drama, gut gespielt und berührend.
Amer (2009)
- ein Film wie ein Traum oder Alptraum. Was Helene Cattet und bruno Forzani abgeliefert haben, ist nicht nur die Essenz des Giallo-Genres, sondern vor allem die Essenz des Filmemachens selbst. Der Film hat eigentlich keine Handlung... oder doch? Die aneinanderrehung von Sequenzen ergibt am Schluss ein Gesamtbild. Im Grunde erzählen die beiden die Geschichte zum größten Teil über die Bilder. Es gibt wenig Dialog, keine Erklärungen - und doch versteht man, was abgeht. Denn jede Einstellung ist ein Gemälde und jede Szene ein Gedicht. Ich habe selten ein so intensives Filmerlebnis gehabt. Natürlich findet man sofort Anspielungen an die großen Meister... Argento, Bava, Martino, Lenzi aber auch Fulci sind sofort erkennbar. Doch es ist keine simple Hommage oder ein Suchspiel für Fans... hier wird jede Einstellung mit Symbolik aufgeladen, so dass sich am Schluss ein Giallo-typische Geschichte ergibt, die aber nicht erzählt wird, sondern die gefühlt wird. Auch Hitchcock hat sich immer überlegt, wie Bilder und Abfolgen auf den Zuschauer wirken, um einen bestimmten Effekt zu erzielen - und dass macht das Regieduo hier ebenfalls. Amer als langweiligen Arthouse- oder Experimentalfilm abzutun, ist zu einfach - er ist weit mehr. Ich wette, dass ich bei einer Zweisichtung noch mehr finde... Fazit: Das ist Kino, wie es mir wünsche. Nicht immer, aber immer öfter. Mir hat es den Boden unter den Füßen weggezogen. Magageil. Ich werde mir gerne die beiden Nachfolger aus dem Stapel kramen. Doch besser nicht beide auf einmal... denn schon Amer erforderte meine gesamte Aufmerksamkeit, was anstrengend war, aber riesigen Spaß.
- Comic Verfilmung? Drama? Tragödie? Was "Ghost World" darstellen soll, ist nicht ganz klar - am Anfang präsentiert sich der Film eher als Teenie-Komödie und wandelt sich dann doch zu einem berührenden Drama... Wir lernen am Anfang Enid und Rebecca kennen, die die High School mehr schlecht als recht abgeschlossen haben. im Gegensatz zu den anderen möchten sie nicht aufs College gehen, sondern sich eher einen soliden Job suchen und zusammenziehen. Die beiden sind Freundinnen seit der Kindheit und haben die Einstellung - wir gegen die Welt. Dabei kommen die Mädels sehr vulgär rüber. Sie lieben es Menschen zu quälem, etwa Mitschüler Josh, der in einem Drugstore jobbt. Als sie eine Anzeige in der Zeitung entdecken, wo ein Mann eine Frau sucht, der er beim Kontaktlinsen suchen geholfen hat, wollen sie diesen "Trottel" vorführen. Sie rufen ihn an und bestellen ihn in ein Café, wo er vergeblich auf die Herzallerliebste wartet. Doch Enid ist faziniert von dem Trottel und beide folgen ihm nach Hause...
Ich war überrascht, wie unaufgeregt die Geschichte voranschreitet und nach und nach sich eine brührende Freundschaft zwischen Enid und Seymour (sensationell: Steve Buscemi) entwickelt. Als natürlich dann die Frau mit den Kontaktlinsen und dem gelben Kleid doch in Seymours Leben tritt, regt sich in Enid starke Eifersucht...
Enid selbst sagt, worum es geht: "Sie weiß nicht, wer sie ist" - im Grunde begleiten wir Enid auf der Suche nach sich selbst und dabei setzt sie alles aufs Spiel. Die Freundschaft zu Rebecca ist genauso in Gefahr wie zu Seymour... und ehrlich: so gut wie hier war Thora Birch selten. Die ist mir eher aus billigen Horrorshockern im Gedächtnis gebleiben. Scarlett Johansen ist hier zwar auch gut, bleibt aber eher blass. Über Buscemi muss man nichts sagen. - Ich hab nach dem Film noch lange drüber nachgedacht. Der Schluss mit dem alten Mann ist konsequent und führt zu dem guten Schlussbild. Ich war hier extrem überrascht - wahrscheinlich, weil ich recht unvorbereitet an das Ding rangegangen bin. Das Schöne ist, dass der Film recht leise daherkommt - zwar optisch mit Farben und Tristesse spielt - aber eher unauffällig. (Während mir das bei "Under the silver lake" sofort gestört hat...) Fazit: Tiefsinniges Drama, gut gespielt und berührend.
Amer (2009)
- ein Film wie ein Traum oder Alptraum. Was Helene Cattet und bruno Forzani abgeliefert haben, ist nicht nur die Essenz des Giallo-Genres, sondern vor allem die Essenz des Filmemachens selbst. Der Film hat eigentlich keine Handlung... oder doch? Die aneinanderrehung von Sequenzen ergibt am Schluss ein Gesamtbild. Im Grunde erzählen die beiden die Geschichte zum größten Teil über die Bilder. Es gibt wenig Dialog, keine Erklärungen - und doch versteht man, was abgeht. Denn jede Einstellung ist ein Gemälde und jede Szene ein Gedicht. Ich habe selten ein so intensives Filmerlebnis gehabt. Natürlich findet man sofort Anspielungen an die großen Meister... Argento, Bava, Martino, Lenzi aber auch Fulci sind sofort erkennbar. Doch es ist keine simple Hommage oder ein Suchspiel für Fans... hier wird jede Einstellung mit Symbolik aufgeladen, so dass sich am Schluss ein Giallo-typische Geschichte ergibt, die aber nicht erzählt wird, sondern die gefühlt wird. Auch Hitchcock hat sich immer überlegt, wie Bilder und Abfolgen auf den Zuschauer wirken, um einen bestimmten Effekt zu erzielen - und dass macht das Regieduo hier ebenfalls. Amer als langweiligen Arthouse- oder Experimentalfilm abzutun, ist zu einfach - er ist weit mehr. Ich wette, dass ich bei einer Zweisichtung noch mehr finde... Fazit: Das ist Kino, wie es mir wünsche. Nicht immer, aber immer öfter. Mir hat es den Boden unter den Füßen weggezogen. Magageil. Ich werde mir gerne die beiden Nachfolger aus dem Stapel kramen. Doch besser nicht beide auf einmal... denn schon Amer erforderte meine gesamte Aufmerksamkeit, was anstrengend war, aber riesigen Spaß.