Grundsätzliches hat TC ja schon geschrieben, aber ich schreib trotzdem mal was.
Im Mai 1845 bricht die John-Franklin-Expedition auf, um die Nordwestpassage durch die Arktis zu finden.
Die Expedition startet mit den zwei Schiffen "Erebus" und "Terror".
Ein paar Monate später werden die Seeleute das letzte mal Lebend gesehen.
Mein Gesamteindruck: "Gewaltig"
Was einem Dan Simmons hier vorsetzt ist wirklich erste Sahne.
Dan Simmons beschreibt sehr detailreich und authentisch das Leben der Seeleute.
Die einzelnen Kapitel sind häufig in Tagebuchform, bzw. ähnlicher Erzählstruktur vorhanden und befassen sich
hauptsächlich mit einem der Teilnehmer der Expedition.
Die Fortschritte der Expedition und die Hintergründe werden so durch die ersten Kapitel
dem Leser näher gebracht.
Durch Fehlentscheideungen, übertriebenen Ehrgeiz und einen bevorstehenden, außergewöhnlich harten Winter,
schliddern die Seeleute immer mehr in ihr Verderben.
Historisch gesehen wirkt die Stimmung die Simmons erzeugt sehr glaubwürdig.
Die detailierten Beschreibungen über die Auswirkungen von extremer Kälte,
Nahrungsmangel, Skorbut und Amputationen zur damaligen Zeit, sind schon ein Schlag in die Magengrube.
Überhaupt fällt auf, dass der Erzählstil von Simmons durch eine gewisse Nüchternheit, sehr stark zu dem
trostlosen Ambiente der Eiswüste beiträgt.
Aber auch der phantastische Teil kommt nicht zu kurz, da Simmons den Seeleuten noch einen
übermächtig erscheinenden Widersacher entgegen stellt, der die Besatzung nach und nach dezimiert.
*Spoiler*
Hier werden dann ja überhaupt keine Gefangenen gemacht.
Das Wesen metzelt sich munter und fröhlich durch die Mannschaft.
Die Überlebenden bekommen nach und nach diverse Körperteile amputiert.
Nahrungsmangel, Skorbut und Erfrierungen sind an der Tagesordnung. Schonungslos werden die
Auswirkungen wie Schwäche, Blutungen, u.s.w so detailiert beschrieben, dass es schon weh tut.
Das Kanibalismus noch eine Rolle spielen würde hatte ich ja auch vermutet, aber dass der Maat Hickey
dann hier einen auf Gottherrscher macht.... :shock: Ganz harter Tobak
Achtung! zusätzliche Anmerkungen zum Ende des Buches!
Und doch gibt es schließlich einen Funken Hoffnung mit dem "Tod" und der "Wiedergeburt" des Kapitän Crozier.
Auch die Herkunft des Wesens aus der Mythologie der Inuit, fand ich einen sehr gelungenen Schachzug.
Gerade die letzte Kapitel, drehen die ganze Stimmung des Buchs auf eine völlig überraschende Ebene.
Ganz großes Kino!
Was mich sehr beeindruckt hat, ist die Tatsache dass man sehr großen Anteil an dem Schicksal der
einzelnen Seeleute nimmt.
Obwohl man eigentlich genau weiß, was das Ende der Expedition sein wird,
so hofft man doch andauernd mit den Seeleuten mit. Man wünscht es dem immer kleineren Rest
doch noch irgendwie wärmere Gefilde und Nahrung zu finden.
Ebenso grandios gelungen ist die fast vollständige Einbindung von Edgar Allen Poes Erzählung
"Die Maske des roten Todes" in die Geschichte. Für mich ein absolutes Highlight des Buches.
Ebenso bin ich immer mehr begeistert von der Vielschichtigkeit von Simmons. Der Mann ist ja wirklich ein Multi-Talent.
Egal welches Genre er anfasst, es scheint zu gelingen. Bisher kenne ich ja nur die Hyperion/Endymion-Saga, Sommer der Nacht
und nun Terror. Und jedes Buch war für sich in seinem Genre super.
Freue mich auf weitere Bücher von Dan Simmons.
Dies ist ganz klar ein Buch, dass man mit einem guten Glas Whisky oder Tee unter der Decke geniesen sollte.
Perfekt für kalte Winter Nachmittage.
Fazit:
Gewaltig und beeindruckend. "Wow"
Nochmals vielen Dank für die Empfehlung an unseren TC.
Gruß,
Havoc.
Eine Frage habe ich jedoch zu dem Buch, vielleicht finde ich hier eine Antwort
Achtung spoiler
Am Schluss besucht Crozier mit den Inuit noch einmal die Terror bevor er sie niederbrennt. In seiner Kpitänskajüte liegt eine Leiche auf seinem ehemaligem Bett. Die Lippen der Leiche sind über das Zahnfleisch zurückgezogen und sie ist in einem mumifizierten Zustand. Nun zur Frage, welche Bedeutung hat diese Leiche? Weiß jemand wer sie war? Ich bin schon die ganze Zeit am grübeln wer von den Seemännern in die Kapitänskajüte liegt. Oder ist es gar kein Seemann? Ich habe die ganze Zeit gegrübelt ob es der Kalfaterersmaat Hickey ist, aber der starb ja draussen bei seinem Freund Manson.
Vielleicht kann mir einer von euch helfen. Es ist nicht relevant für die Handlung, dennoch spannt mich das ein wenig auf die Folter.
Spoiler:
Meine Ausgabe ist die Taschenbuchausgabe. Die Stelle mit der Leiche befindet sich bei mir auf Seite 957-958