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Filme => Asiatische Filme => Thema gestartet von: nemesis am 21. März 2006, 21:50:46

Titel: Review: Last Life in the Universe
Beitrag von: nemesis am 21. März 2006, 21:50:46
Der Japaner Kenji arbeitet als Bibliothekar in Bangkok. Sein Leben ist geprägt von Ordnung und Routine, seine Wohnung sieht aus wie in einem Möbel-Katalog. Sein Leben ist monoton, und er nimmt alles gleichgültig hin. Um endlich seine entspannte Ruhe zu haben versucht er ständig, sich umzubringen. Aber das klappt nie. Entweder es klingelt an der Tür, der Wecker geht, irgendetwas stört ihn immer dabei. Als er sich von einer Brücke stürzen will hält ihn der Anblick des Mädchens Nid (die sich gerade mit ihrer Schwester Noi gestritten hat) davon ab - und Nid wird von einem Auto überfahren.

Da seine Tasche nach dem Unfall versehentlich in Nois Auto gelegt wurde sucht sie ihn auf. Nach dem Tod ihrer Schwester legt auch sie eine ausgeprägte Gleichgültigkeit an den Tag. So lässt sie es ohne Widerworte geschehen, dass Kenji bei ihr übernachtet und schließlich sogar bei ihr wohnt. Noi ist das genaue Gegenteil von Kenji, ihr Landhaus ist das manifestierte Chaos. Hier findet Kenji tatsächlich eine Beschäftigung: Er bringt Ordnung in ihr Leben, kümmert sich (wenn auch zurückhaltend) um sie. Im Gegenzug ist Noi nach dem Tod ihrer Schwester nicht allein. Es bildet sich eine Zweckgemeinschaft und ein stilles und vorbehaltloses gegenseitiges Vertrauen.

Beide lassen etwas Einschneidendes in ihrem Leben zu: Veränderung. Und auch wenn sie ihre Zuneigung dem Anderen gegenüber nicht wirklich zum Ausdruck bringen können, so sind sie doch füreinander geschaffen. Als ein Ex-Lover Nois ihr gegenüber handgreiflich wird tritt Kenji aus dem Schatten seiner Stasis heraus und steht für sie ein. Somit legt er den Grundstein für ein neues Leben. Als Noi schließlich nach Japan reisen will beschließt Kenji, sein bisheriges Leben zurückzulassen. Doch es kommt anders als erwartet. Doch was beiden zum Schluss bleibt ist etwas, was sie zuvor nicht kannten: Hoffnung.

Wow, ein wunderschöner Film, dessen Wärme und Charisma fast ausschließlich aus den beiden Hauptdarstellern erwächst. Die Beziehung der beiden, die nahezu vollkommen ohne platte "Körperlichkeiten" auskommt und sogar oft ohne jedes Wort, ist das Rührendste, was ich seit langem gesehen habe. Hut ab. Ein Kleinod.
Titel: Review: Last Life in the Universe
Beitrag von: Max_Cherry am 06. August 2006, 10:52:59
Zitat von: "Max_Cherry"

Last Life in the Universe
Ein ruhiger, kleiner Film mit tollen Schauspielern und einer guten Geschichte. Im Grunde geht es aber um Einsamkeit, Schicksal, Geborgenheit und Entwicklung der Persönlichkeit. Das alles wurde mit netten Ideen (der Yakuza-Bruder, Miikes Auftritt) garniert und hervorragend filmisch umgesetzt. Es gibt viel Symbolik in der Bildsprache und man lernt die beiden Hauptfiguren sehr gut kennen, denn die Charakterisierung und der Wandel dieser beiden steht klar im Vordergrund. Wirklich umgehauen hat mich der Film nicht, aber ich fand ihn schon ziemlich gut und könnt mir vorstellen, dass der im O-Ton (die sprechen ja Englisch, in der deutschen Synchronfassung kommt das so rüber als ob die Japanisch sprechen) noch besser ist. Unterm Strich eine schön gefilmte Tragi-Komödie mit Drama-Elementen, die angenehm ruhig und authentisch (mal von den Begleitern des Yakuza-Killers abgesehen) daherkommt. Man kann schon einiges aus dem Film ziehen, aber besonders bewegt hat er mich nicht, da hab ich schon intensiveres gesehen. 8/10
Das Ende hab ich übrigens auch nicht ganz kapiert.
(click to show/hide)
Titel: Review: Last Life in the Universe
Beitrag von: wo_xiang_ni am 06. August 2006, 13:14:19
Das Ende erkläre ich mir so:

(click to show/hide)
Titel: Review: Last Life in the Universe
Beitrag von: nemesis am 29. Juli 2007, 11:19:07
Der Film läuft übrigens am 6.8.07 um 23:00 unter dem Titel Leben nach dem Tod in Bangkok auf rbb.
Titel: Review: Last Life in the Universe
Beitrag von: Ed am 30. Juli 2007, 12:34:35
Geeenau, jetzt wo ich ihn geklickt habe *grml...egal, war eh billig :D
Titel: Review: Last Life in the Universe
Beitrag von: Ed am 04. Februar 2008, 19:48:54
Ja, schon vor ner Weile, war OK, wenn die SuFu geht, kann ich meine Meinung mal raussuchen...
Titel: Review: Last Life in the Universe
Beitrag von: nemesis am 04. Februar 2008, 21:04:44
Ja, schon vor ner Weile, war OK, wenn die SuFu geht, kann ich meine Meinung mal raussuchen...

Geht doch (man kann es eingrenzen auf Smalltalk, dann isses sogar der erste Treffer)

http://beyondhollywood.de/forum/index.php?topic=2042.msg271978#msg271978

Deine Meinung war allerdings recht kurz gefasst... ;)
Titel: Review: Last Life in the Universe
Beitrag von: Ed am 05. Februar 2008, 11:29:04
Kiahahaha, OK, dass sie kurz war, ärgert mich, denn an wirklich vieles kann ich mich nicht mehr erinnern. Einige Szenen ja und die waren auch schön. Denke der bekommt sogar noch ne zweite Sichtung - irgendwann ;)
Titel: Re: Review: Last Life in the Universe
Beitrag von: Lionel am 14. August 2009, 13:58:33
(http://img.ofdb.de/fassung/179/179891_f.jpg)

http://www.ofdb.de/film/38281,Leben-nach-dem-Tod-in-Bangkok


Kenji ist Japaner und lebt in Thailand. Sein Leben langweilt ihn, er ist sehr einsam. Alles was seinen tristen Alltag außergewöhnlich gestaltet sind seine innovativen Selbstmordversuche. Als er eines Tages von einer Brücke springen will, wird er von einer wunderschönen Frau davon abgehalten, wobei diese von einem Auto erfasst wird. Auf diese Weise lernt Kenji deren ebenso hübsche Schwester Noi kennen, in der er eine Seelenverwandte findet. Die nächsten Tage sind die beiden Außenseiter "gemeinsam einsam", doch bald muss Noi nach Japan reisen und auch Kenji bekommt Probleme, mit denen er nicht rechnet.

Dieser Film ist ein absoluter Hammer. Ich habe gelesen dass das der erste Film ist, den der Regisseur (u.a Ruang Talok - eine tödliche Zahl) nicht mit dem Kopf sondern mit dem Herzen abgedreht hat, was man in jeder Szene dieses wundervollen Meisterwerks spüren kann.
Der Anfang ist bereits ein Knüller. Kenji, sehr zurückhaltend und genial von Tadanobu Asano (u.a. "Ichi, the Killer", dessen Filmplakat auch am Anfang in den Straßen Bangkoks von der Kamera eingefangen wird) verkörpert, stellt sich vor wie er in seinem Wohnzimmer an einem Seil baumelt, den Suizid endlich vollbracht. "In three hours, this could be me", bemerkt er. Überhaupt: Obwohl Kenji nicht weiß warum er sterben will, verspürt er doch ständig den Wunsch danach. Jedesmal wird einer seiner Versuche jedoch vom Schicksal unterbunden, sei dies in Form einer Türklingel, des Telefons oder dem Erscheinen Noi's.

Der Großteil des Films besteht aus englischen Dialogen, da Kenji als Japaner kein Thai spricht, Noi als Thailänderin kein Japanisch. Der Akzent, der dabei auftritt, trägt zu der liebevollen Atmosphäre bei.
Obwohl dies ein tragischer Film ist (siehe u.a. auch "Suzhou River") gibt es dennoch auch genügend komische Momente. Z.B. antwortet Kenji auf die Frage Noi's warum er denn nicht endlich nach Hause gehen wolle: "My House stinks." "Why does it stink?" "Two dead people inside."
Dies ist tatsächlich so. Kenji's Bruder ist ein Yakuza, der kurzerhand von einem unliebsamen Geschäftspartner, genial gespielt von Riki Takeuchi ("Dead or Alive"), in dessen Wohnung erschossen wird. Aus Notwehr erschießt Kenji dann den Mörder seines Bruders.

Das Schicksal verbindet Kenji und Noi. Er hat seinen Bruder verloren, sie ihre Schwester. In einer herzzerreißenden Szene wälzt sich Noi auf ihrem Bett und schluchzt sie habe Angst davor den Rest ihres Lebens allein zu bleiben. Ihr Freund hat sie mit ihrer Schwester betrogen, woraus ein heftiger Streit resultierte, der im Tod der Schwester endete.
Obwohl sich die Verbindung der beiden permanent entwickelt kommt es nie wirklich zu der latent stets im Raum stehenden Beziehung. Zumindest nicht eindeutig für den Zuschauer ausmachbar.
Als Noi dann schließlich nach Japan gehen muss, ist die Trauer beider groß. Die Yakuza, mittlerweile über den Tod ihres Mannes in Kenntnis gesetzt, setzen derweil einen Killertrupp auf Kenji an.
Angeführt wird der Mob von Takashi Miike, der seine Sache wirklich absolut hervorragend macht. Einer seiner völlig verblödeten Gefolgsmänner bekommt sein geringes Geduldspotenzial auch stets am eigenen Leib zu spüren. Miike at his Best!!! Auf die verblüffe Feststellung einer Flughafenangestellten, dass er lediglich ein Gepäckstück einchecken würde, antwortet er ultracool: "Just flying over there to kill a guy. I'll be right back after that." Ja, so lieben wir ihn!!

Das Ende hat mir dann irgendwie nicht so wirklich zugesagt. Es wirkt irgendwie "unfertig", vielleicht war ich aber auch nur zu müde. Wie es ausgeht verrate ich euch hier an dieser Stelle natürlich nicht.

"Last Life in the Universe" bietet wunderschöne Bilder, herrlich eingefangen von Asien-Stamm-Kameramann Christopher Doyle (u.a. Wong-Kar-Wai Filme). Überhaupt ist der Stab multikulturell, viele Nationen waren an der Produktion beteiligt. Generell wird aber als Herstellungsland nur Thailand angegeben.

Die Thai-DVD bietet einen tollen Sound (DD 5.1) und ein ordentliches Bild (anamorphic widescreen). Die Untertitel sind grammatikalisch brauchbar und auch gut lesbar. Als Extras gibt es diverse Trailer und eine Featurette, in der Macher und Darsteller zu Wort kommen (teilweise sogar untertitelt). Die kurzen Filmszenen braucht dann aber kein Mensch mehr.


Filmwertung: 10/10
Titel: Re: Review: Last Life in the Universe
Beitrag von: Desertrain am 14. August 2009, 21:40:54
Klingt auch interessant...