Tananarive Due - The Reformatory
Florida 1950. Im tiefsten Süden lässt der Fortschritt auf sich warten, die Rassentrennung ist noch voll im Gang. Im Grunde geht es den Schwarzen kaum besser als ein Jahrhundert zuvor. Das schwarze Geschwisterpaar Robert und Gloria Stephens lebt mehr oder weniger auf sich alleine gestellt - ihre Mutter verstarb an Krebs und ihr Vater musste fliehen, nachdem er mit dem Versuch, ein paar schwarze Arbeiter zur Gründung einer Union zu bewegen, den Zorn der mächtigen Weißen auf sich zog und es einige Tote gab.
Eines Tages passiert ein unglücklicher Zwischenfall. Die Geschwister geraten in einen Streit mit der Familie McCormack. Die Zusammenhänge zwischen den beiden Familien lassen sich bis in die Zeit der Sklaverei zurückverfolgen - die McCormacks waren früher die Besitzer der Stephens-Vorfahren. Bei diesem Streit geschieht es also, dass Robert Lyle McCormack einen Tritt versetzt, der diesem das Knie verletzt. Lyles Vater Red gehört praktisch die Stadt.
Schon am Tag darauf wird Robert einem Richter vorgesetzt. Die kurze und sehr ungerechte Unterhaltung führt zu einer saftigen Strafe - sechs Monate im Reformatory, einer speziellen Schule, die man eher als eine Art Jugendgefängnis bezeichnen könnte. Diese "Schule" hat einen sehr unangenehmen Ruf - viele Kinder und Jugendliche verlassen sie nicht mehr lebend. Sie wird geführt von einem absolut unbarmherzigen Tyrannen. Darüber hinaus scheint es dort auch noch zu spuken.
Das ist eine sehr facettenreiche Geschichte. Eine große Dosis Coming of Age ist selbstverständlich am Start, aber mal aus einer interessanten Perspektive, die man noch nicht so oft gelesen hat. Es ist eine Geistergeschichte - aber es geht viel mehr um Missbrauch und Ungerechtigkeit, um Geschwisterliebe und das Aufwachsen in einer Zeit, in der eine unbeschwerte Kindheit für Menschen mit der falschen Hautfarbe noch völlig undenkbar war.
Einige Passagen haben mich ganz schön schlucken lassen. Das Buch geht definitiv ans Eingemachte und direkt ins Herz. Dicke Empfehlung.
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Und meine Frau fand es auch gut - normalerweise nicht der größte SciFi-Fan.
