"Wo ist Daniel?"
Das war die erste große Frage des diesjährigen FFFs. Nachdem die verirrte Seele ihn schließlich gefunden und die Begrüßungsrede gehalten war, wuchs die Spannung. Nach Killerschafen und Nazizombies sollte es nun die Meute sein. Oder Los Meutos, wie man bei McD sagen würde.
Eine Fahrt durchs triste französische Hinterland. Entsättigte Farben, ein grainiger, schmutziger Look. Trostlose Atmosphäre baut sich auf. Das könnte was werden, zumal man keinen Plan hat, was noch so alles geschehen wird. Und das blieb auch bis zum Ende so. Ohne näher ersichtlichen Grund fährt Charlotte von A nach B. A, das ist der bereits gehörte CD-Stapel vor ihr, B der, der noch neben ihr liegt. Der Anhalter, den sie mit nimmt, macht einen verschlossenen, aber nicht gänzlich unsympathischen Eindruck, aber spätestens, als er im Handschuhfach nach ihrem Ausweis sucht, während sie schläft, kommen einem erste Bedenken. Auch macht das La Spack, diese siffige Backwood-Kaschemme, einen sonderbaren Eindruck. Und nach der vollen Breitseite französischen Fäkalhumors (der für diverse Hohohos sorgte) ist auch bald klar, dass abseits der Großstadt die Zahl der Gutmenschen rar gesät ist.
Ohne zu viel zu verraten: Hier wohnen keine Pfadfinder, und die titelgebende Meute ist auch nicht wirklich auf Schmusekurs. Und irgendwie werde ich auch den Verdacht nicht los, dass der Regisseur Filme von Eli Roth mag. Jedenfalls versucht er den Spagat zwischen Absurdität und Ernsthaftigkeit, und dabei zerrt er sich teils gewaltig die Gräten. Die Optik ist über jeden Zweifel erhaben. Der Film hat einen ansprechenden dreckigen Look und baut teils auch mächtig Atmo auf. Vor allem bei der Szene, in der sich die Meute das erste mal zeigt, passt das Zusammenspiel von Bildern und Musik hervorragend, es kommt rüber wie eine Mischung aus Horrorcomics und dezenter Irrealität, atmosphärisch stark, und wenn es diesen Level konsequent beibehalten hätte, wäre es eine Granate geworden. Doch dann kommen wieder die humoristischen Einschübe, die nicht nachvollziehbare Motivation einer der Hauptpersonen (Der Sohn der Spack wechselt mal eben so das Lager
), und sobald etwas Spannung aufgebaut wird, erstickt diese wieder. Natürlich war der Humor, wenn man es etwas derbe mag, durchaus komisch. Aber nach jedem Ansatz von Atmo riss er einen wieder raus. Sehr schade. Bei Filmen wie The Evil Dead geschah das damals subtiler.
La Meute ist kein schlechter Film, aber man hätte sich etwas mehr Ernsthaftigkeit gewünscht. Der humorige Einstieg wäre eine gute Leiter hinauf zur Rutsche gewesen, über die man dann hinab in die Hölle hätte semmeln können, aber so klettert der Film immer wieder hoch und erlaubt es einem nicht, sich im Dunkel zu verlieren. Denn, wie gesagt, er hat atmosphärisch ein paar sehr starke Momente, die mit etwas mehr Konsequenz bis zum Ende hin gefesselt hätten. Aber das war offenbar nicht die Intention der Macher.
Der Film ist tatsächlich etwas "unrund" und kommt sicher nicht an die grossen Franzosen ran, aber böse unterhalten tut er dennoch gut.
Einige Ekel-Effekte lassen einen schon das Gesicht verziehen... (Blut aus der Kopfwunde in den Eimer ablassen, diese eklige Flüssigkeit per Schlauch in den Mund....)
Den angesprochenen "Humor" habe ich zu grossen Teilen nicht so aufgenommen - für mich waren diese Szenen oft einfach nur absurd, teils ein wenig wie in "Calvaire".
Zum Beispiel die Frau, die in Folie eingewickelt vor die Tür läuft...da muss man sich doch nur an den Kopf fassen :lol:
Kann man sich ruhig in der Uncutversion mal anschauen, die Szenen der Meute sind (wie Pierre schon schrieb) sehr schön atmosphärisch dargestellt.
:7: