ok leutz, den zu bewerten wird ne ganz harte nuss. ich wollte ihn bereits direkt nach dem nach hausekommen bewerten, beschloss abba (schon allein weil ich ohne ende fertig war um 2uhr) noch mal drüberzuschlafen. ich fang auch am besten erstmal mit dem vor-kurzfilm an:
silence is golden :arrow: 8/10
eine recht witzige kurzgeschichte um einen jungen, der mit seiner mutter in einer typisch englischen bzw. britischen (die stadt wird nicht genannt) reihenhaussiedlung wohnt. typisch für einen um den 12jährigen hat er nur unsinn im kopf, eine blühende fantasie und ist absolut fasziniert von dem leicht autistischen nachbarn "mad dennis" der den drang hat den ganzen tag gegen die wand zu hauen, höchstwarscheinlich mit dem kopf. das ganze macht die mutter natürlich völlig fertig und ist auch nach und nach mit den nerven am ende, was sie auch zunehmendst an ihrem sohn auslässt. so fantasiert der junge warum mad dennis wohl so ist und was dort wohl los ist in der wohnung und schreibt ein tagebuch mit allen möglichen theorien. diese werden als des jungen animierte zeichnungen im heft dargestellt. im laufe des films wird der junge immer besessener.
zum schluss wird mad dennis von der irrenanstalt abgeholt, was den jungen föllig fertig macht, da damit ja sowas wie sein lebensinhalt genommen wird. er wird wütend, will sich nix mehr von niemandem sagen lassen und fängt an erst mit der faust dann mit dem kopf gegen des nächsten nachbarn wand zu hauen
der kurzfilm wurde vor kurzem auf der londoner filmfestivals mit einem preis ausgezeichnet. die story ist originell, die darstellung ist sehr kreativ gemacht und auch sonst wird der wahnsinn der dort herrscht ausgezeichnet rübergebracht. schon allein die immer abgedrehter und lauter werdende geräusch-, später lärmkulisse bringt einen fast schon dazu den eigenen kopf irgendwo dagegenzuhauen.
jedenfalls, wie die meisten kurzfilme gehört es auf festivals. "das gemeine folk" wird mit solchen werken kaum etwas anfangen können. abba der dude ist bekloppt und fährt genau auf solche sachen ab.
tideland :arrow: 9/10
bevor ihr euch jetzt von der wertung blenden lässt, lest erst einmal weiter. denn nichts auf der welt ist soweit weg vom mainstream wie dieser film. ich habe beinahe schon das gefühl, dass, nachdem man nach die gebrüder grimm giliam vorgeworfen hat, er sei jetzt auch der typische hollywood regisseur geworden (und gebrüder grimm war in der tat auch wenn ein flop sehr mainstream), er nun der welt zeigen wollte, wie sehr sie sich irren. meiner meinung nach ist sein anspruchskonto mit tideland definitiv ausgeglichen.
nun etwas konkreter:
die story ist im allgemeinen ja bekannt. das mädchen jeliza rose (gespielt von der bereits jetzt schon sehr charismatischen jodelle ferland, die schon in silent hill ihr talent bewiesen hat) ist die tochter des irren junky rockers noah (mal wieder ein genialer jeff bridges) und der versoffenen, verfressenen, schlampigen mutter queen gunhilda (ebenfalls grossartig jennifer tilly).
schon zu anfang (und das ist bei diesen eltern und diesem leben durchaus nachvollziehbar) lebt die tochter parallel zur wirklichkeit in einer fantasiewelt, in der ihre einzigen freunde vier puppenköpfe mit unterschiedlichen charakteren sind, die ihr dann auch beistehn, wenn sie wieder angst bekommt vor der dunklen bösen hexe. sie hat eigentlich den bezug zur realität bereits hier schon ganz verloren. vater und tochter stehn sich sehr nah und wollen (da der vater ein vikinger fan ist) so bald wie möglich ins jutland ziehn, nach dänemark. doch nach ner überdosis der mutter müssen sie überstürzt in die prerie abreisen, zur grossmutter. dort angekommen finden sie ein verfallenes altes haus mitten in der landschaft, die oma offensichtlich schon vor jahren gestorben. beide eigentlich völlig unfähig sich selber zu versorgen, leben erst einmal von einem glas erdnussbutter. bereits einige tage später kehrt noah aber von seinem "urlaub" nicht mehr zurück. jeliza rose versteht das natürlich überhaupt nicht und spricht, knuddelt mit ihrem vatter selbst als schon fliegen auf ihm sitzen und seine zunge aus dem mund quillt. im laufe der tage trifft sie auf die verrückte dell (janet mcteer), die allen bienen dieser welt den krieg erklärt hat, weil sie sie für den tod ihrer mutter und ihr zerstörtes rechte auge verantwortlich macht, und auf ihren hirnkranken bruder dickens (eine unglaubliche leistung von brendan fletcher), der, seit er von einem zug erfasst wurde unter epilepsie leidet und nachdem sie ihm die hälfte seines gehirns entfernt haben er ein idiot ist, der glaubt, die kornfelder seien der pazifik, ein zelt aus folie ist sein u-bott und er sein kapitän. er ist davon überzeugt als einziger in der lage zu sein den grossen killerhai (den personenzug) aufhalten und töten zu können.
ich möchte nochmal brendan fletcher hervorheben, der den idioten dermassen überzeugend spielte, hätte ich ihn nicht schon gekannt, wäre ich davon überzeugt gewesen, sie hätten einen echten hirnkranken für den film eingestellt.
der film spielt mit tabus, mit szenen wo man nur permanent denkt "das kann er jetzt doch echt net bringen, alter!". so tut direkt am anfang die tochter die spritzen und den stoff für die eltern vorbereiten. im späteren verlauf entwickeln die kleine jeliza-rose und dickens auch eine supersurreale "liebes"beziehung, welches beinahe schon extrem schräge pedophile züge annimmt.
ihr merkt schon, dieser film ist nicht für jedermann. und selbst der rest wird seine schwierigkeiten damit haben. dies ist kein fantasyfilm. dies ist im grunde noch nichtmal unterhaltung. am ehesten kommt es an einen kunstfilm heran, welches ebenfalls zurecht nur sein publikum auf solchen festivals findet. von den rund 40 besuchern sind lediglich 6 direkt in den ersten 20-25 minuten gegangen und nicht mehr wiedergekehrt. und der grösste teil hat zum schluss sogar die komplette schrift abgewartet, was für gewöhnlich ein zeichen von gefallen oder zumindest von respekt ist. jedoch haben sich diese leute auch wohl genau über den film informiert gehabt und waren schon rein optisch das publikum für solche filme.
lange rede kurzer sinn (ergänzt):
ein film, wie eine geisteskrankheit. normalerweise wurde das stilmittel "fantasywelt" in filmen verwendet um etwas verrücktes und absurdes darzustellen. in tideland sind die (dünn gesähten) fantasieszenen beinahe schon entspannend, denn hier ist die realität das absurde und "surreale". ich war auf jeden fall begeistert, schon allein wegen den emotionen, die es in mir geweckt hat und der ausergewöhnlichen optik. abba den meisten von euch würde ich warscheinlich keine empfehlung aussprechen.
auch noch ein wort zur location: ich war sehr angenehm vom caligari filmbühne überrascht. nicht nur laufen hier auch vom festival unabhängig regelmässig einige sehr interessante filme, die sonst nirgends gezeigt werden, auch hatte mir die atmo und das ambiente gefallen. gelegen im zentrum, die snob- aber auch der kulturgegend in wiesbaden an der wilhelmstrasse, sticht das kino mit der edelgrunch optik zwischen den ganzen luxusläden und clubs hervor.
@robert paulsen: hatte dich net gesehn (bzw. erkannt ^^), wo hast du gesessen?
da ich etwas mehr erwartet habe.
mehr als warnen kann ich net ;)
Bei Gilliam erwarte ich grundsätzlich Knaller (gerade bei eher schrägen Ideen), die Warung hab ich schon wahrgenommen, wollte sie aber nicht wahrHABEN.
Der Film könnte wirklich eine Gegenbewegung des Regisseurs zum sehr komerziellen Brothers Grimm sein, mit dem er glaub ich nicht so zufrieden war. Tideland hat sehr viel Potential, aber die unkonventionelle Erzählweise, die kaum Höhepunkte und relativ wenig Story bietet, hat mich eben ein wenig irritiert. Der Film lebt von seinen Figuren und die sind mal oberschräg. In der Hinsicht ist der Film eine ware Freakshow. Ich fand zusätzlich, dass ein paar Dinge besser erklärt hätten werden können (und dass nicht, da ich nicht über den Film nachdenken möchte, aber bei ein paar Szenen hätt ich mir etwas mehr Info gewünscht).
Was ich noch erwähnen muss ist, dass der Anfang wirklich reinhaut. Jeff Bridges spielt den alternden Rockmusiker, der sich hin und wieder eine Auszeit nimmt (Heroin von der kleinen Tochter heiss gemacht
, das war im ersten Moment super hart!) einfach genial, ganau der richtige für die Rolle..
In der Bewertung gibt es auf jeden Fall noch Spielraum nach oben, aber mehr als 7/10 kann ich erst mal nicht vergeben, da mir der Film zwischendurch einfach wirklich ein bischen zu ruhig und fast schon bei wenigen Passagen "eintönig" war.
Ich gutes Beispiel zum verdeutlichen ist der Zeichentrickfilm "Alice im Wunderland", der in "Tideland" auch angesprochen wird. Das ist ein Märchen, welches eine richtige Geschichte erzählt und dennoch genügend tolle Einfälle und viel schräge Figuren beinhaltet. Ein Märchen in dieser Art gefällt mir etwas besser.