Boshaft, verachtend, manipulierend, selbstbemitleidend, dekadent ... die Hauptfigur, Steven Stelfox, trägt diesen Thriller und hätte ihn in richtig abstruse Phären tragen können, doch John Niven bleibt so nah an einer möglichen Realität, dass man nach der letzten Seite einen soliden Thriller zuschlägt, der sich flott liest und mich gut unterhalten hat. Der Titel mutet mir ein wenig irreführend an, denn Freunde werden nicht unbedingt um die Ecke gebracht oder der Autor hat es geschafft, dass man seiner Hauptfigur ein gewisses Verständnis entgegenbringt ... erschreckend.
Die psychopathischen Züge der Hauptfigur sind fein gezeichnet und man mag viele Verhaltensweisen aufgrund exessiven Alkohol- und Drogengenusses erklären wollen, auch hier hat der Autor für meine Begriffe eine wahre Glanzleistung erbracht.
Die detaillreiche Kenntnisse der Musikbranche des Autors hat es mir streckenweise schwer gemacht, wieder in die Tiefen der Handlung einzutauchen. Zu Beginn eines jeden Kapitels versank ich meist in tiefe Grübeleien, warum mir die ganzen Namen der Gruppen, Sänger, Songwriter nichts sagten. Kenner der Szene dürften aber ihren Spaß daran haben.
Insgesamt ein gelungenes Buch, die Höhen und Tiefen des Steven Stelfox sowie die eingestreuten Morde sorgen zwar insgesamt für ein schwankendes Spannungsniveau, welches ich mir kontinuierlicher gewünscht hätte, machen aber irgendwie auch den besonderen Reiz dieses Buches aus. Besonders das Ende hat mich freudig überrascht und verleiht dem Buch einen nachhaltigen Charakter. Lesenswert und vor allem abgehoben vom Einheitsbrei des Durchschnittsthrillers.