The Hills Have Eyes

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Bin mal gespannt. Hier läuft der noch nicht, aber anschauen werd ich mir den definitiv. Fand das Original ja schon sehr gelungen und auch High Tension (wobei der IMO nicht der Kracher war, als der er immer angepriesen wird).
I mean, that's what life is : a series of down endings.

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Piercings by Jana


So nun hab ich den auch geschaut und auch gleich was geschrieben :

***ACHTUNG LEICHTE SPOILER***

Die Remake Welle nimmt echt keinen Abbruch. Klar liegen "TCM", "Dawn of the Dead" und ähnliche schon etwas zurück, aber zukünftige Ankündigungen/Gerüchte wie ein "Evil Dead" Remake deuten nicht daraufhin, das es weniger wird.

Irgendwo auch nicht unbedingt verwunderlich. Viele Klassiker, gerade aus den 70ern, haben einen ungeheuren Ruf, sind aber für den grössten Teil des modernen Publikums stilistisch zu öde (auch wenn die Filme teilweise grossartig sind). Und bisher ging ein nicht geringer Teil der Remakes sogar sehr gut. "Dawn of the Dead" war zwar weniger kritisch und apokalyptisch als das Original, dafür temporeicher und unterhaltsamer. "TCM" war kein Terror Film mehr, er wurde zu einem spannenden und blutigen Slasher. "Assault on Precinct 13" war storytechnisch und von der Action her dem Original überlegen und gerade ein Laurence Fishburne ist immer gerne gesehen, auch wenn die Atmosphäre den etwas kürzeren zog.

Aber eins hatten diese Filme alle gemeinsam : Die Remakes waren alle (sehr) gut, aber auf andere Art als ihr Original. Und im Vergleich schnitt keines besser ab (wenn auch nicht wesentlich schlechter). Aber nun hat Alexandre Aja mit "The Hills have Eyes" eben jenes geschafft. Der starke, aber IMO etwas überbewertete/überhypte "High Tension" (oder es liegt an der franz. Audiospur und den mangelnden UT's meiner DVD) war ja schon ein Wink, was kommen mag. Und nun ist es da.

Wie im Original ist ein echter amerikanischer Familienclan unterwegs : Big Bob mit seiner Frau, seinen drei Kindern, dem Mann seiner einen Tochter und deren Baby. Auf einer Abkürzung durch die Wüste werden sie jedoch von Einheimischen angegriffen und müssen sich einem knallharten Überlebenskampf widmen.

Storytechnisch ist das Remake nah am Original, mal von der nuklearen Verstrahlung abgesehen (hab ich beim Original leicht anders in Erinnerung). Erst die Abkürzung, dann der Angriff bei Nacht, die Rache, etc. erkennt man alles sofort wieder. Trotzdem schlägt das Remake das gute, aber auch nicht gerade überragende Original bei weitem.

Das fängt schon vor dem Vorspann an. Ein paar Leute testen radioaktive Strahlung. Das es diese an "The Crazies" erinnernden Figuren erwischt dürfte jedem klar sein. Da deutet sich schon an, was folgen wird. Ein wirklich brachialer Schockeffekt (man ist gerade noch dabei sich in den Sessel einzumümmeln und dann *zack*) und dann geht es den Maskenmännern an den Kragen.

Dann gibt es den Vorspann, der uns Archivmaterial von Atomtest/Atombombenexplosionen zeigt, immer knarrend eingefügt sind dabei ein paar recht heftige Bilder. Schon hier wird, in Verbindung mit dem Einleitungstext deutlich, dass Aja an diesen "tests" und dem Verhalten der US Regierung diesbezüglich nicht gerade gute Haare lassen will. Denn da fängt es an. Wo im Original die verwahrloste, verstossene und assoziale "Einsiedler" Familie gegen die in einer perfekten Welt lebende Durchschnitts-Ami-Familie antritt, beide von ihren Patriarchen geführt, so sind es hier nicht nur von der Gesellschaft verstossene, sondern auch von der Regierung verratene und vertriebene und durch deren Schuld missgestaltete Menschen. Das Grundthema bleibt also auch hier enthalten, fällt beim Remake aber noch etwas kritischer aus. Gerade so Szenen wie Vater und Sohn, die mit ihren Waffen da rumnfuchteln und sich wie die Grössten und Mächtigsten vorkommen und im Hintergrund erklingt "California Sun", da kann einem nur ein breites Grinsen ins Gesicht gezaubert werden.

Auch in allen anderen wichtigen Bereichen ist das Remake dem Original vorraus. Atmosphärisch geben sie sich die meiste Zeit zwar äusserst wenig, dazu sind sie zu nah aneinander, aber sobald das Original mal abweicht wird es besser als das Original. Alleine am Ende in der alten "Test Stadt" und der Höhle geht es um einiges spannender zu, als im Original in denr Bergen. Ausserdem, wie auch schon bei "High Tension" wirkt Ajas Film trostloser und verstörender. Zudem ist er mit exzellenten Schokeffekten gespickt. Selbst eingefleischte Horrorfans dürfen ab und an mal kurz zusammenzucken.

Wer "High Tension" kennt, der weiss auch, dass Aja anscheinend keine Hemmungen hat recht derbe FX einzusetzen. So darf in "The Hills have Eyes" auch ordentlich die rote Soße fliessen. Von der Qualität her sind die FX hervorragend umgesetzt, von der Brutalität her wesentlich heftiger als im Original. Dagegen wirkt manch ein beschlagnahmter Film auch noch recht zahm.Gut, dass heute grosse/grössere Studios ab und an mal so einen Film herbeizaubern, sonst hiesse es viele Cuts oder gar Beschlagnahmungen. Dass im Kino nur eine etwas gekürzte R-Rated Fassung lief und auf DVD eine Unrated Fassung kommen soll verwundert etwas, da der Film auch so schon das Herz jeden Splatterfans höher schlagen lassen sollte. Auch abgesehen von den reinen Splatter-FX, sind die Masken der Verunstalteten recht widerlich anzusehen und auch sonst gibt es einige perverse Dinge (wie im Wohnwagen der Kram).

Dem ganzen schliesst sich die technische Umsetzung an. Schöne Kamerfahrten, gute Einstellungen, sehr ordentlicher Schnitt und ein äusserst gelungener Score, nix lässt grossen Anlass zur Kritik zu. Da kann da sOriginal natürlich nicht mithalten, aber dass Ajas Version trotzdem den rauhen und schmutzigen Charme des Originals beibehält und übertrifft, trotz des grösseren Budgets, das will echt was heissen.

Fazit : Hervorragendes Remake, dass das Original sozusagen deklassiert. Düsterer, kritischer, brachialer, usw. hat Alexandre Aja gezeigt, wie ein Remake sein kann bzw. wie man einen Film aus den 70ern in die heutige Zeit versetzt, ohne dass man dabei ein belangloses Teenie Filmchen draus macht (okay, war bei TCM und DotD auch nicht so, aber egal^^).

Neben "The Descent" eine Sternstunde des modernen Horror Kinos.
I mean, that's what life is : a series of down endings.

http://www.last.fm/user/DerMuedeJoe/
Meine Sammlung

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