Spoiler für Stephan
Den Text des Pfarrers an die Kinder zu Beginn mit der Reinigung durch Züchtigung
Den Text des Arztes zur Haushälterin - SAUheftig! wie der die abhandelt
Die absolute Abgeklärtheit des Vaters von der Angebeteten des Lehrers
Genau, besonders zweiteres lag mir schwer im Magen.
Das weiße BandWas haben wir denn da? Mal wieder einen provokanten Film von Michael Haneke? Jein.
Einerseits zeigt uns der Film, in unglaublich authentisch wirkenden Bildern, eine Zeit die aus heutiger Sicht fast undenkbar ist. Damals gabs nicht viel zu Lachen und dieses mechanische, emotionslose Verhalten vieler Dorfbewohner kommt einem schon arg unheimlich vor. "Es gibt keine Liebe mehr" und es gibt keine Freude. Die Menschen verrohen in einem klar strukturierten, autoritärem System. In der Form einer ruhig und detailierten Erzählung wird im Grunde eine Serien Täter-Krimi-Geschichte erzählt. Viel Spannung gibt es dabei zwar nicht, aber darum geht es auch nicht. Diese Ereignisse dienen als Basis für die Aussage des Filmes, welcher schon eindeutig ist und durchaus ein bischen provozieren soll (Michael Haneke), denke ich.
Und da sehe ich die Ähnlichkeit zu Lars von Triers
Dogville. Auch in der Inszenierung mit Erzähler und der Verlauf des Filmes ähneln sich. Von Trier spielt noch mehr mit Symbolen und bringt religiöse Motive ins Spiel.
Das Weiße Band ist da etwas weniger "Drama" und mehr dokumentarisch. Erst zum Ende kommt der Parabel-Charakter stärker durch. Man hat das Gefühl man schaut ein Stück von Bertolt Brecht aber plus Gänsehaut. Wem sowas gefällt, der sollte sich unbedingt
Dogville ansehen. Dort ist die Form extremer, aber es funktioniert. Ich vermute sogar Haneke hat sich für die Verpackung der Geschichte etwas von "Dorf der Verdammten" und "The Village" beeinflussen lassen. Das ist alles nicht negativ gemeint, der Film hat schon noch massenhaft Eigenständigkeit. Die Darsteller leisten ebenfalls großes und so stimmt das Gesamtpaket.
Selten war ein deutscher Vergangenheits-Bewältigungsfilm so intensiv und dreckig-ehrlich wie dieser hier. Neben der bewusst trostlosen Wirkung der schwarz/weiß-Bilder, gibt es den angenehmen Nebeneffekt, dass der Film dadurch sehr hochwertig aussieht. So muss das sein, sowas lässt sich exportieren.
Die Kameraarbeit ist brilliant und passt hervoragend zum Film.
Mir hat das alles sehr gefallen. Die Macher haben Mut zum "Ungewöhnlichen" bewiesen und wurden belohnt. Ein wirklich guter Film, der seine Auszeichnungen verdient hat.
Anfangs fand ich die vielen Figuren und Namen unübersichtlich, aber das wurd besser und im Nachhinein hat mir ebenfalls gut gefallen, dass man schon ein bischen nachdenken muss, denn gerade auch vor historischem Hintergrund bietet der Film sehr viele Denkansätze ohne dabei aufdringlich zu wirken.
Gute Arbeit, möglicherweise sogar ein Kanditat für die Top 5 deutscher Produktionen und für die Sammlung. Aber vorher ist wirklich bald o.g. Vergleichsfilm fällig.
8/10