Joker Todd Phillips hat hier sehr viel richtig gemacht. Der neue Ansatz, ein Drama anstatt dicke Superhelden-Action zu erzählen, funktioniert auf ganzer Linie. Technisch gesehen ist der Film absolut großartig. Ich hatte im Kino schon länger nicht mehr das Gefühl, das jedes Bild, jeder Schnitt, jede lange Einstellung, jeder Einsatz von entfesselter Kamera, jede Zeitlupe genau da hingehört. Das 50 Million Budget wird hervorragend für das Handwerk Film und die tolle Ausstattung eingesetzt, der Moloch Gotham kommt sehr gut rüber. Unterstützt durch die extrem minimalistische, urfinstere Musik entsteht eine dichte, dunkle Atmosphäre.
Erzählt wird die Geschichte eines Einzelgängers, der Opfer seiner Umwelt, seiner Sozialisation und seiner Krankheit wird. Seine dunkle Seite übernimmt nach und nach die Überhand und führt zur Verwandlung in den legendären Comic Superschurken Joker. Genau wie die Figur, entwickelt sich der Film zum Ende in Richtung Batman Universum und knüpft mMn perfekt an.
Eine große Stärke und gleichzeitig mögliche Angriffsfläche ist die Nähe zum Frühwerk von Scorsese. Mir hat das aber sehr gut gefallen.
Final muss ich natürlich noch etwas zur Leistung von Joaquin Phoenix schreiben. Er übertrifft die hohen Erwartungen sogar noch. Einerseits ist seine körperliche Vorbereitung beeindruckend wie erschreckend und weiter spielt er die tragische Figur Arthur Fleck hervorragend, für mich ist das absolut oscarwürdig.
Die Diskussion um die Gefahr, die von diesem Film ausgehen kann, finde ich gar nicht mal sooo abwägig. Man entwickelt Sympatie, Verständnis und Mitleid, aber gerade das und das bekannte Ziel "Joker" macht den Film sehr clever, intensiv und bedrückend.
Ein paar kleine Minuspunkte gibt es in der Story, daher gibt es vorerst von mir keine neun. Dennoch ein sehr guter Film, den man im Kino nicht verpassen sollte.