Habe den Film heute in einem randvollen CinemaxX (über 600 Plätze) gesehen und schreibe mal nieder was ich von ihm halte.
Das Negative:
- Die Charaktere haben keine Tiefe
- Die drei Stories haben keine Tiefe
- Der Film ist der wohl gewaltverherrlichendste Film, den ich je gesehen habe
- Der Film ist schwarz/weiß und komplett am Computer entstanden
- Es ist kein normaler Film
Das Positive:
- Die Charaktere haben keine Tiefe
- Die drei Stories haben keine Tiefe
- Der Film ist der wohl gewaltverherrlichendste Film, den ich je gesehen habe
- Der Film ist schwarz/weiß und komplett am Computer entstanden
- Es ist kein normaler Film
Wie kann es sein, dass ein Film dessen (an sich) negative Eigenschaften so dermaßen stark zur Geltung kommen, so verdammt genial sein? Indem er diese Eigenschaften perfekt rüberbringt!
Ich selbst habe vor dem Film kaum was von Frank Miller und Sin City gewusst. Als ich aber erste Bilder sah, wollte ich natürlich mehr wissen und habe mir auch ein bisschen was durchgelesen ("A Dame to kill for"). Obwohl ich relativ wenig von Grafiknovellen halte, hat mir die Story doch ziemlich gut gefallen.
Der Film bringt den Dreck und die Stumpfheit Sin City's so dermaßen gut rüber, dass man während des ganzen Films eine sehr angenehme Art von Anspannung empfindet, wie ich sie bei noch keinem einzigen Film erlebt habe. Es ist nicht das typische "Film-Gucker-Gefühl", es ist das Gefühl als würde man ein Comic lesen und dazu bewegte Bilder sehen. In diesem Punkt ist Sin City absolut einzigartig. Mögen Spider-Man und Batman noch so gute Comic-Verfilmungen sein, sie bleiben immer noch simple Filme. Sin City aber ist kein Film, sondern ein Comic in bewegten und mit Ton unterlegten Bildern. In einer Zeit, in der jede Woche mindestens ein "Comic-Film" ins Kino kommt, schafft es tatsächlich nur Sin City auch ein Comic zu bleiben. Ladies und Gentlemen, wir haben einen Meilenstein!
Aber es ist nicht nur das durch Kamera- und Technikzusammenspiel, den völlig absurden Unrealismus, den überhohen Anteil an Gewalt und den vollkommen stereotypen Charakteren entstandene "Comicsein", welches den Film auszeichnet. Es ist auch die Tatsache, dass der Film zu keiner Sekunde langweilig wird. Der Film fesselt einen von der allerersten Minute an. Man fühlt sich, als wäre man in Sin City. Man spürt die Rauheit und Verdorbenheit der Stadt. Alle Faktoren spielen so dermaßen gut zusammen, dass man vollkommen mitgerissen ist/wird. Im Kino zeichnete sich das durch absolute Stille aus. Bei einem derart vollen Kinosaal erwartet man eigentlich, dass ein paar Leute mit ihren Nachbarn reden, ihr Handy rausholen oder einfach nur an den falschen Stellen lachen. Bei diesem Film gab es aber nichts dergleichen! Es wurde nichteinmal gehustet! Die "angespannte Entspanntheit" merkte man sehr deutlich in Szenen, in denen der Ton und das Bild einfrierten. Es ist ein unheimlich intensives Gefühl bei einem mit 600 Mann gefüllten Saal absolut nichts zu hören. So eine Kino-Atmosphäre wünscht man sich auch bei anderen Kinobesuchen! Überhaupt ist es Rodriguez und Miller gelungen den Kinobesucher in ihren Bann zu ziehen. Man fühlt den Schmerz, den Marv durchlebt. Man empfindet Furcht gegenüber Kevin, dem Kannibalen. Man genießt und zugleich verachtet den Sadismus von Dwight und Gail. Man riecht den Gestank des feigen Bastards. Das ist in meinen Augen die wahre Stärke von Sin City. Selten kommen Filme raus, die ein wahres Erlebnis darstellen. Sin City ist einer davon!
10/10