So, komme gerade aus dem Kino. War mit einem Freund drin, und der war nicht sehr begeistert. Allein die Handkamera war ihm schon zu viel, da forderte er eine Epilepsiewarnung zu Beginn des Filmes. Auch störte er sich an den (vorhandenen) Logik-Patzern.
Ich hingegen fand ihn richtig gut.
Der Film lässt sich auch nicht lumpen und legt gleich los, als ein paar Überlebende, die sich in einem Haus verschanzt haben, von Rage-Infizierten angegriffen werden und Don (Robert Carlyle) seine Frau zurücklässt, um zu überleben. Allein schon die Szene, in der er von Dutzenden gejagt wird, er um sein Leben rennt, ist gepaart mit John Murphys großartigem Score (Der Track "Don Abandons Alice" ist Gänsehaut pur) ein dramatisches Sahnebonbon und ganz großes Kino.
Die Idee, England nach so relativ kurzer Zeit wieder zu besiedeln, ist im Grunde etwas abwegig, könnte aber mit etwas Wohlwollen als Seitenhieb auf die US-Armee verstanden werden, die glaubt, alles im Griff zu haben. Was aber leider nicht der Fall ist. Wir sehen das entleerte England in grandiosen Bildern, die Endzeitatmosphäre ist bedrückend und faszinierend zugleich. Alles sieht trost- und hoffnungslos aus, und so wird es auch bleiben. Die Menschen geben sich Hoffnungen hin, die zum Scheitern verurteilt sind. "Wir ziehen bald in ein neues Haus", meint Don noch zu seinen Kindern, die während des Ausbruchs nicht im Lande waren. Wir wissen schon, dass das nie geschehen wird.
Tammy und Andy (Dons Kinder) unternehmen eine Spritztour in den abgesperrten Bereich der Stadt, um einige persöniche Dinge zu holen. Dabei stoßen sie auf ihre Mutter (eines der zwei Dinge, die mich etwas störten - wie zum Teufel ist sie entkommen?), die zwar infiziert ist, bei der die Krankheit aber nicht ausgebrochen ist. Doch das Virus ist dennoch aktiv und ansteckend, was das Militär bald erfahren muss. Don infiziert sich durch einen Kuss, und dank der immens kurzen Inkubationszeit geht er Sekunden später auf seine Frau los. Hier erscheint nicht plötzlich ein Retter in der Not, der ihn niederstreckt, nein. Alice ist wehrlos ans Bett geschnallt und es wird ziemlich unangenehm.
Der Film war bis jetzt schon relativ kompromisslos, aber es steigert sich noch deutlich. Die Überlebenden werden in die Tiefgarage gesperrt, doch das entpuppt sich als tödliche Falle, als Don dort eindringt. Als sie schließlich fliehen und die Sniper selektiv Infizierte ausschalten, bekommen diese schließlich den Befehl, auf alles zu schießen, was sich bewegt. Die Situation ist außer Kontrolle, eine vollständige Säuberung ist beschlossene Sache. Brandbomben verwandeln die Straßenschluchten in ein Inferno, Giftgas soll den Rest erledigen. Die Flucht vor letzterem erschien mir übrigens fast wie eine Hommage an Carpenters The Fog. Dons Kinder, ein Sniper und eine Ärztin (Rose Byrne, erfrischend natürlich), die annimmt, dass Andy - wie seine Mutter - immun gegen das Virus ist und ein Schlüssel zu einem Antivirus sein könnte, versuchen, der Hölle zu entfliehen. Der Sniper Doyle opfert sich sogar, weil er weiß, dass das Leben der Kinder wichtiger ist als das eigene. Später stirbt auch die Ärztin Scarlet (enorm stimmungsvolle Szene im Nachtsicht-Look), und mit ihr auch die Hoffnung auf ein Antivirus, denn sie nimmt ihr Wissen mit ins Grab. Und Don, der ihnen ständig auf den Fersen ist (auch ein Punkt, der mich etwas störte...wie fand er die nur immer wieder?), schafft es schließlich sogar, seinen Sohn zu infizieren.
28 Tage später. Rage hat das Festland erreicht.
Ich war wirklich positiv überrascht von dem Film. Ich bin auch einer von denen, der die erste Hälfte von
besser fand, und genau diese Endzeitstimmung gibt es hier nonstop. Grandios auch die unerbittliche Gnadenlosigkeit, mit der hier die Leute ins Gras beissen. Niemand ist hier sicher. Es kann jeden treffen. jederzeit.