Ich kann Pierre nur zustimmen. Extreme Kulturunterschiede machen sich eher unter extremem Bedingungen sichtbar. Die konfuzianistische Erziehung zu größtmöglicher Harmonie und hierarchischer Hörigkeit beeinträchtigt nunmal freies Denken und insbesondere freies Handeln im großen Umfang. Ich versuche mittlerweile seit Ausbruch der Katastrophe meine Freundin zu überreden nach D zu kommen. Sie will aber nicht ihre Familie allein lassen. Durchweg verständlich. Der Rest der Familie hat keinen Reisepass (momentan unmöglich zu bekommen) und kann nicht ausreisen. Darüberhinaus ist Tschernobyl kulturtechnisch kein Begriff für die Japaner und die ganze Thematik wird von den Medien und der Regierung heruntergespielt. Ungefähr in genauem Gegensatz zu unseren Medien, die eher in's andere Extrem fallen. Es wirkt immernoch sehr surreal. Ich kann es nicht wirklich fassen und versuche nur meine Freundin da rauszuholen. Wenn hier in D ein Meiler, weniger als 270 km entfernt hochgehen würde, wäre ich schon längst über alle Berge...