Wenn allerdings Bale in Herzogs Wanderzirkus derart über sich hinaus wächst wie einst Kinski, dann hossa die Waldfee.
Und so wars dann auch.
Bale gibt den deutschstämmigen Dieter Dengler, der einen Traum hat: Das Fliegen. Das war wohl der Hauptgrund, aus dem er zur Army ging. Dummerweise wird er 1970 während einer Geheimmission über Laos abgeschossen und landet schließlich in einem kleinen Gefangenenlager. Doch während dort einige schon über zwei Jahre dahinwegitieren, fasst Dieter schon recht bald den Plan, der Gefangenschaft zu entfliehen. Hilfreich ist dabei seine absolvierte Schlosserlehre, die es ihm ermöglicht, sich und den Mitgefangenen zumindest in der Hütte, in der sie eingesperrt sind, etwas Freiheit zu schaffen. Als nach langen Monaten schließlich die Kunde die Runde macht, dass sie getötet werden sollen, ist die Zeit gekommen, etwas zu unternehmen.
Herzogs "Stil" ist wie gehabt etwas dokumentarisch. Er inszeniert nicht, er filmt. Weit jenseits von dramatisch angehauchten Bildern und jeder visuellen Verspieltheit bildet der Film die Ereignisse um Dieter Dengler ab - was in diesem Fall auch gut funktioniert. Dadurch empfindet man eine gewisse reale Nähe zum Gesehenen. Und Bale wächst hier wieder einmal über sich hinaus. Seine Figur wirkt zwar gelegentlich etwas überheblich, ist aber die einzige, die bereit ist, aktiv etwas gegen die Gefangenschaft zu unternehmen und konsequent einen Plan umzusetzen. Und die Monate der Gefangenschaft nimmt man ihm ab. Allein schon wie er körperlich abbaut ist beinahe schon erschreckend. Er zeigt die ganze Skala von Begeisterung bis Verzweiflung, Irrsinn, Erschöpfung und Erleichterung. In einer Szene
stopft er sich, ohne mit der Wimper zu zucken, lebendes Gewürm in den Mund und schmatzt darauf herum
. Hut ab. Bale geht in der Rolle auf. Und er trägt den Film. Und dieser gewinnt dadurch.