Das ist eine traurige Nachricht!
Für mich hat Dan Shocker (oder Jürgen Grasmück) eine neue Ära in der Literatur eingeleitet, denn durch ihn kam ich zur Horrorliteratur. Mein erster Larry Brent Roman war eine Geschichte, in der aus Ton geformte Männchen zum Leben erwachen und zu Mordwerkzeugen werden. Ich hatte davor alles Mögliche gelesen, von Karl May über Jugenliteratur bis hin zu ersten Westernromanheften und -büchern, aber als ich dann - ich war damals 11 oder 12 - den ersten Gruselschocker in der Hand hielt, wurde ich zum Fan von Pulp Fiction, dieser Literaturgattung, die heute noch als "Schund"literatur bezeichnet wird und der von jedem Lehrer und Moralapostel der Kampf angesagt wird.
Der Zauberkreisverlag aus Rastatt war damals Wegbereiter für eine neues Pulp Fiction Subgenre, denn Dan Shockers Abenteuer um die PSA - Organisation (Psychoanalytische Spezialabteilung) und ihre Agenten X-RAY 3 Larry Brent und seinen Kollegen Iwan Kunaritschew behandelten fast ausschließlich übernatürliche Phänomene, die aber allesamt meist eine wissenschaftliche Erklärung hatten und letztlich handelte es sich so um "Mad Scientist" oder verbrecherische Forscher - Romane. Was mir ein paar Jahre später auffiel, als im Fernsehen "SRI und die unheimlichen Fälle" lief, waren die Parallelen der Serie zu Dan Shockers Romanen, und als ich erfuhr, dass Herr Grasmück ein weit gereister Mensch war, kam ich auf den Gedanken, er könnte ja in Japan von dieser bereits 1968 gelaufenen TV-Serie inspiriert worden sein. Das ist allerdings eine Vermutung meinerseits.
Natürlich mussten andere Verlage nachziehen, und so rief z.B. der Bastei-Verlag den "Gespenster-Krimi" ins Leben, der sich allerdings auch mit den typischen Horror-Szenarien wie Hexen, Vampiren, Werwölfen und Geistern befasste und dessen Fälle nicht mehr wissenschaftlich erklärbar waren. Ein Held der Reihe, John Sinclair, lief Dan Shockers Larry Brent rasch den Rang ab und gehört heute wohl zu einem der beliebtesten Helden deutscher Spannungsliteratur.
Jürgen Grasmück war krank und soviel ich gehört habe auf den Rollstuhl angewiesen. Nach Einstellung der Dan Shocker Reihe war es lange ruhig um ihn geworden, bis Neuauflagen von Larry Brent auf den Markt kamen und er weitere Abenteuer des Helden verfasste. Mittlerweile gibt es Larry Brent glaube ich sogar in Buchform, und natürlich auch als (nicht mal schlecht gemachtes) Hörspiel. Bis zuletzt hatte Jürgen Grasmück offenbar noch an Abenteuern seines Helden geschrieben (ein Gerücht?) - ich denke, dass Larry Brent weiterhin seinen Platz in der deutschen Spannungsliteratur haben wird. Ich hoffe, dass andere Autoren in Jürgen Grasmücks Sinne die Abenteuer der PSA weiterführen werden. Und die Romane von Jürgen Grasmück werden für mich immer (auch wenn mir John Sinclair besser gefiel) eine besondere Bedeutung haben.
Ich habe Jürgen Grasmück etwas ganz besonderes zu verdanken, was mein Leben ganz entschieden prägte und eine Leidenschaft schürte, die bis heute anhält - er brachte mir mit seinen Romanen eine ganze Literaturgattung nahe. Er machte mich zum Romanheft-Sammler und letztlich war er es, der mit seinen Romanen in mir den Keim legte, später selbst in dem Genre zu schreiben.
Ich verbeuge mich in tiefer Dankbarkeit vor dir, Jürgen, und danke dir für die unzähligen spannenden und wunderschönen Stunden, die du mir mit deinen Romanen und dem von dir ins Leben gerufenen Genre beschert hast.
Ich werde die Namen Jürgen Grasmück und Dan Shocker nie vergessen.
Einer deiner ersten (und einer deiner wohl jüngsten Fans damals)
Der Lonewolf Pete