1922 in einem kleinen und abgelegenen bayerischen Dorf. Auf dem im Wald gelegenen Hof Tannöd von Bauer Danner geschieht Schreckliches. Die ganze fünfköpfige Familie sowie die Magd werden mit einer Spitzhacke ermordet. Zwei Jahre später stirbt die Mutter von Krankenschwester Kathrin. Diese kommt aus der Stadt in ihr Heimatdorf um sie zu Grabe zu tragen. Doch die Bewohner haben die Morde immer noch nicht vergessen, denn der Mörder wurde nicht gefasst. Nach und nach erfährt Kathrin immer mehr Hintergründe des Dorflebens, die alle ebenso mit dem tyrannischen Danner zu tun haben. Anscheinend wusste jeder, was alles auf dem Hof vorsich ging, nur getan hat niemand etwas, oder doch?
Nachdem Andrea-Maria Schenkels Buch TANNÖD im Jahr 2006 ein riesen Erfolg wurde, machte man sich natürlich an, das ganze auf die Leinwand zu bringen. Nach HINTERKAIFECK ist dies nun der zweite Film zu dem real existierenden und äusserst mysteriösen Fall des abgelegenen Bauernhofes. Ich war gespannt, wie man die Vorlage umsetzen wollte, was anhand der knapp 140 Seiten vom Umfang her nicht allzu schwer sein konnte. Man hat sich aber im Grunde nicht allzusehr auf das Buch gestützt, als viel mehr eine eigene Geschichte zu spinnen! Das ist in meinen Augen ein böser Fehler gewesen, zumal sicher sehr viele Zuschauer des Films dachten es sei eine Buchverfilmung.
Vorbild ist natürlich der echte Fall, aber man ist hier bemüht die Geschichte kurz vor, während und 2 Jahre nach den Morden spielen zu lassen. Es wird natürlich auf etliche Fakten aus den Kriminalakten eingegangen, aber eine "Ermittlerstory" wie sie das Buch bietet, bekommt man hier eher weniger. In düsteren und stimmigen Bildern wird das kleine Dorf, samt seinen eigenwilligen Bewohnern, gezeigt. Man wird in eine Welt geführt, in der Schroffheit, Streit, Fremdgehen, Inzest und dergleichen praktiziert werden, als wäre es das Natürlichste der Welt. Dadurch wird zwar eindringlich gezeigt, was der Bauer Danner für ein unsäglicher Mensch gewesen ist, aber es werden so auch Verwicklungen mit den Dorfbewohnern aufgezeigt, die so sicher ausschließlich gemutmaßt sind.
Mich hätte da, neben den Fakten die verwendet wurden, eine besser recherchierte Ansammlung von Fakten interessiert, statt einen schlussendlich rein fiktiven Film gebastelt zu bekommen. Da die oder der Mörder nie gefunden wurde, habe ich im Grunde etwas im Stil von ZODIAC erwartet, also von der Auflösung her - bekommen habe ich leider einen nicht garen Krimi mit einer Auflösung, die man sich nach der Hälfte des Films denken kann. Zudem wurden teils Fakten etwas verfälscht, so dass sie mit irgendwie unsinnig erscheinen, was den Täter angehen mag in der Realität.
So wird Stück für Stück die Geschichte erzählt, wobei immer wieder Rückblenden der Danners eingestreut werden, gemischt mit der Geschichte von Kathrin aus der "Gegenwart". Gegen Ende gerät dann für mich alles ziemlich in Schieflage, denn es scheint wichtiger Kathrin in den Fall reinzupressen und sie in den Mittelpunkt zu stellen, als das, um was es eigentlich gehen sollte.
Die Darsteller sind über jeden Zweifel erhaben, da gibt es nichts zu meckern - aber auch diese können halt nur so sein, wie das Drehbuch es ihnen vorgibt. Die retten den Absturz der eigentlichen Handlung dann leider auch nicht mehr. Unterm Strich bleibt zwar ein mittelmässig unterhaltsames Heimatdrama mit Krimieinfluss, der aber bei Weitem nicht das mysteriöse und unheilvolle der Buchvorlage trifft - wenn er das überhaupt je wollte.
Mehr als
sind für mich nicht drin, da man dies auch als TV-Film durchaus akzeptieren könnte. Eine Kinoauswertung hätte es hier weiß Gott nicht gebraucht.