http://www.ofdb.de/film/129174,InsideSarah, die ihren Mann bei einem Autounfall verloren hat und von ihm schwanger ist, ist am Weihnachtsabend allein zu Haus. Da taucht eine mysteriöse Frau vor ihrer Tür auf und attackiert sie. Mitten im Kampf mit ihrer Angreiferin bekommt Sarah ihre ersten Wehen, und schnell wird klar, dass ihre Angreiferin in Wahrheit hinter dem wertvollsten in Sarahs Haus her ist - hinter ihrem Baby! (djpower, ofdb.de)
Nachdem "High Tension" vor einigen Jahren den Startschuss für eine Reihe von weiteren mehr oder weniger guten Terrorfilmen aus Europa und Übersee einläutete, erlebt der geneigte Genrefan mit "À l'intérieur" eine neue Dimension graphischer und psychischer Gewalt. Ich weiß nicht, ob ich nur ansatzweise die Worte finden kann, um diesen hundsgemeinen Bastard von Film zu beschreiben...wohl eher nicht. Aber selbst wenn ich euch jetzt jede Szene im Detail auflistete und mit der größten denkbaren Begeisterung ans Werke ginge - eine Vorstellung von dem perversen, ultraharten Goretrip, der euch erwartet, würdet ihr ohnehin nicht bekommen. Man muss es wirklich mit eigenen Augen gesehen haben, um zu glauben, was Alexandre Bustillo und Julien Maury uns hier auf die Leinwand gezaubert haben. Meine beiden Mitgucker (Flighty und EvilEd) und ich wurden jedenfalls mit weit offenstehenden Mündern zurückgelassen und haben auf der gesamten Rückfahrt nur über diesen Film diskutiert, nach eventuellen DVD-VÖ geschaut usw. - angewidert, fasziniert, sprachlos. Über mögliche Bewertungen diskutierend. Und sicherlich gibt es einige Filmfreunde, die uns in der Luft zerreissen würden, wenn wir diesen Film mit zuviel Enthusiasmus präsentierten oder zu hoch bewerteten. Denn "menschenverachtend" ist ein Ausdruck, der hier schon nicht mehr ausreicht. Und auch nicht richtig passen würde. Gewalt gegen Schwangere - einer der letzten großen Tabubrüche ist Realität geworden. Und nicht billig wie in "Das Komabrutale Duell" beispielsweise, sondern so authentisch, realistisch und gut, dass einem das Wort im Halse stecken bleibt, das Atmen schwer fällt. Übrigens erreicht der Film in einigen Szenen tatsächlich den Härtegrade des ebengenannten Films - unglaublich aber wahr!
Vor einigen Monaten verlor die schwangere Sarah ihren Mann, Matthieu, bei einem Autounfall. Nun, hochschwanger und unmittelbar vor der Geburt, einen Tag vor Weihnachten, befindet sie sich allein in ihrer Wohnung, als es auf einmal an der Tür klingelt. Sarah versucht durch den Türspion festzustellen, wer zu dieser Zeit um Einlass bittet. Doch es ist zu dunkel und das Gesicht der Person kommt ihr nicht bekannt vor. Als sie die Fremde bittet, sich zu identifizieren, sagt diese nur, sie müsse dringend telefonieren. Doch Sarah ist misstrauisch. Als sie feststellen muss, dass die Fremde nicht nur ihren Namen kennt, sondern auch über das Schicksal ihres Mannes Bescheid weiß, läuten die Alarmglocken. Sie ruft die Polizei. Diese trifft schon bald ein, kann jedoch nichts feststellen, verspricht aber, abends eine Streife vorbeizuschicken. Die Beamten ziehen von Dannen. Doch die irre Killerin ist schon im Haus. Eine Nacht des Wahnsinns und des Terros beginnt, wie man sie auf der Leinwand noch nie - ich betone: noch nie! - erlebt hat. Das Blutbad kann beginnen...
Ich denke den Härtegrad - sowohl in psychologischer als auch in visueller Hinsicht - wird man nicht toppen können. Um genau zu sein ist "Inside" (so der internationale Titel) bereits grenzwertig, hat eine gewisse ethische Grenze wohl schon überschritten. Vor allem angesichts dieses Endes. Der Film wird in dieser Fassung sicher in einer Million Jahren nicht ungeschnitten in Deutschland veröffentlicht werden, keine Chance. Wie hier mit Schere, Schürhaken, Feuer und sonstigen Waffen zu Werke gegangen wird - dabei geht der wohl derbeste Headshot der Geschichte fast schon unter - ist wirklich nicht zu fassen.
Dabei ist das Setting minimalistisch. "Inside" spielt in einer Nacht, mit nur wenigen Personen und ausschließlich in der Wohnung der schwangeren Sarah. Dass der Bodycount dabei doch höher ist, als man unter diesen Umständen annehmen würde, liegt am abendlichen Besuch. Ihre Mutter, ihr Arbeitgeber und einige Polizisten treffen im Verlauf dieser Nacht bei dem gehetzten Opfer ein und machen unliebsame Bekanntschaft mit der eiskalten Killerin, die es auf Sarahs Baby abgesehen hat. Hier komme ich nicht umhin, den Darstellerinnen - vor allem der Psychopathin - ein großes Kompliment für ihre Leistung zu machen. Sarah wird gespielt von der Schwester von Johnny Depp - Gattin Vanessa Paradis, Alysson, ihr Gegenpart von - wie es im Fantasy Filmfest Heft formuliert ist - "Frankreichs fleischfressender Sexpflanze", Béatrice Dalle. Und diese schwebt dann auch über dem Geschehen der Nacht wie ein furchteinflößender Racheengel. Böse, kalte Augen, unbeteiligter Tonfall und sowas von überzeugend! Man erinnere sich nur an die Szene zu Beginn, bevor die Polizei zum ersten Mal eintrifft, als sie vor der Terrassentür steht und Sarah, völlig verängstigt, versucht Fotos von ihrem Gesicht zu machen, um sie der Polizei vorlegen zu können - ein unheimlich morbider Augenblick. Oder als Sarah sich im Bad einschließt, blutüberströmt und mit den Nerven am Ende, ihre Jägerin auf der anderen Seite der Tür mit der Schere in der Hand sich wie ein wildes Tier gebärdend..und dann läuft ihr Sarahs Katze über den Weg...
Was einen großen Teil der Wirkung des Films ausmacht ist sicherlich der kraftvolle, stets treibende und hämmernde Soundtrack, der zum Teil bis zu einer nervenzerreissenden, hysterischen Geräuschkulisse mutiert und den Wahnsinn, der sich auf der Leinwand zuträgt, beim Zuschauer spürbar werden lässt. Festgekrallt im Kinosessel fragt man sich, ob man heil wieder aus dem Saal kommen wird, ob es nicht sicherer wäre ein Taxi zur Bahn oder zum Auto zu nehmen und ob man sich nicht einmal öfter als sonst vergewissern sollte, ob die Tür abgeschlossen ist, wenn man nachts nach Hause kommt.
"High Tension ist wirklich der reinste Kindergarten dagegen. Klingt klischeebeladen und fiel so vielleicht schon öfter, daher wird uns das eh niemand glauben - aber es ist wirklich so!" So oder so ähnlich wurde nach diesem Film diskutiert, dieser Satz fiel immer wieder. Der Vergleich ist legitim. Man muss "High Tension" sogar einräumen, der spannendere und unterhaltsamere Film zu sein. Der bessere würde ich nicht zu behaupten wagen. Der härtere definitiv nicht. Wie bereits gesagt überschreitet "Inside" Grenzen, die sich der Otto-Normalgucker nicht mal in seinen kühnsten Träumen vorstellen könnte. Ich möchte jetzt auch nicht anfangen, auf die einzelnen Szenen einzugehen, das würde dem Film auch nicht gerecht werden. Erlebt es mit eigenen Augen, aber seid gewarnt. Ich glaube, ich werde noch einige Tage brauchen, bis sich dieses Werk auch nur ansatzweise bei mir gesetzt hat..auch wenn die Auflösung - damit meine ich nicht den Ausgang des Films, sondern die Motivation der Killerin - kein Knaller ist. Doch das stört nicht im Geringsten.
Wie man im Netz liest, sollen die Macher mit dem "Hellraiser"-Remake betraut werden. Verdient hätten sies ja. Und dem Fan braucht nicht Angst und Bange werden...oder doch?
Mit einer Bewertung tue ich mich schwer. Einerseits ist der Film auf seinem Sektor eine definitive 10/10, denn getoppt werden kann er definitiv nicht. Und falls dies doch eines Tages der Fall sein sollte, wäre glaube ich bei mir persönlich - obwohl ich einiges gewohnt bin - eine Grenze überschritten. Andererseits gibt man eher Filmen die Höchstwertung, die auch einen gewissen inhaltlichen Anspruch besitzen, das "besondere Etwas" inne haben, das einen packt und nicht mehr los lässt. Und einem Werk die Bestnote zu geben, das davon handelt, dass eine Psychopathin mithilfe einer Schere Jagd auf das Ungeborene einer Hochschwangeren macht, ist das nicht moralisch verwerflich?
Es wird genügend Leute geben, die diesen Film hassen werden, die Geister werden sich einmal mehr scheiden. Das Ende lässt einen völlig sprachlos und baff zurück...böse und hoffnungslos ist es, pseudokluge Twists oder aufgesetzte Happy Ends spart man sich. Die Spielzeit von lediglich knapp über 80 Minuten verspricht zudem einen Hochspannungstrip, der zu keiner Sekunde langweilig wird.
Wer die Gelegenheit hat, den Film auf dem Fantasy Filmfest ungeschnitten zu bewundern, sollte dies unbedingt tun, denn in Deutschland wird man "Inside" in dieser Fassung wohl nicht so schnell zu Gesicht bekommen. Eine französische DVD wurde bereits im Februar veröffentlich, verfügt jedoch über keine deutschen oder englischen Untertitel. Allerdings ist für Mitte April eine US-DVD angekündigt, die ich mir wohl dieser Tage pre-ordern werde.
Zurück zur Bewertung. Würde ich meine moralischen Grundsätze außer Acht lassen und dem Film dennoch eine Note angedeihen lassen...würde sich diese sicher zwischen 9 und 9,5/10 einpendeln. Obwohl er in seinem eigenen Genre seinesgleichen sucht und sicherlich die Höchstnote verdient hätte. Schaut euch den Film an, aber ihr werdet danach nicht mehr dieselben sein.