Cocain Cowboys o.B.
Zum Inhalt brauche ich ja nicht mehr viel zu sagem, dass wichtigste steht im Covertext. Im Allgemeinen ist der Aufbau der Dokumentation eine Abfolge von Interviews von Zeitzeugen und Beteiligten gekonnt und stylisch verbunden mit Zeitungsausschnitten und Fernsehbildern der damaligen Zeit. Überhaupt ist das Look-and-Feel absolute 70er/80er, dass durch die optischen Stilmittel und auch durch den Soundtrack wohl nicht aus Versehn an Miami Vice erinnert.
Wenn ihr euch die Spannung beim schauen erhalten wollt, und sie ist es wriklich, dann lest besser nicht weiter, da ich wahrscheinlich einige Sachen spoilern werde, die mich persönlich mit offenem Mund haben stehen lassen
Die ganze Dramaturgie ist auch wunderbar auf die Ereignisse ausgelegt. So fängt es ganz gemächlich mit zwei der wichtigsten Figuren der damaligen großen Drogenszene in Florida an, eine Szene, die eigentlich noch garnicht existierte: Jon Roberts und Mickey Mondey. Diese zwei waren, wenn überhaupt zu Anfang nicht mehr als kleine Ganoven. Jon kam aus der Nachtclub-Szene in New York, nachdem er dort Abstand nehmen wollte von Ereignissen in Verbindung mit der italienischen Mafia und began in Miami im ganz kleinen Stil zu dealen. In einem Miami, das damals (mitte der 70er) nicht viel mehr als ein Kaff war, man es höchstens noch als Rentnerparadies bezeichnen konnte. Dieses Miami veruchte zu der Zeit händeringend ihr Image in einen "hippen" Urlaubsort zu verwandeln und mit dem Zuzug von jungen partywilligen Leuten, begann auch das Verlangen nach Spaß und damit nach bewusstseinserweiternden Substanzen. Jon, mit seinem Produkt zur richtigen Zeit am richtigen Ort, konnte bald die Nachfrage einfach nicht mehr decken, egal wieviel Geld er für seinen Stoff verlangte. So kam er über kurz oder lang an ein columbianisches Drogenkartell, mit dem er einen Deal abschloss ihre Drogen exclusiv einzuführen. So tat sich schon nach kurzer Weile Jon mit Mickey zusammen, der damals Frachtpilot und im Export von legalen Waren tätig war. Schon kurze Zeit darauf lohnte sich das Dealen für die beiden nicht mehr, denn sie verdienten durch den Import allein weit mehr, als sie durch den Verkauf hätten können und es war sehr viel entspannter. Sie organisierten und führten so am Anfang nur zu Luft aber später durch sehr ausgefeilte und klevere Technicken die Transporte aus Columbien nach Florida durch. Die Columbianer bauten ein richtiges Netzwerk in Miami auf und schwemmten immer mehr Geld in diese beschauliche "Provinzstadt". Mit immer mehr Drogendealern, denen das Geld immer lockerer saß, stiegen auch die Invstitionen und die Stadt begann zu florieren und zu gedeihen. Die komplette heute bekannte Skyline entstand fast ausschliesslich durch die Drogengelder in den 80ern und Miami wurde trotz Mangels jeglicher Industrie, aber mit unzähligen Banken, zu einer der finanzstärksten Metropolen der Staaten, wie sie es auch heute noch ist. Die Columbianer, so mächtig wie sie hier geworden sind, bekamen schon bald die ersten Neider, die natürlich auch einen Stück vom Kuchen haben wollten. Die größte dieser Gegenfraktion waren die Cubaner, bis sich alles in einem Crescendo entlud und zu einem offenen "Drogenkrieg" aufbaute. Und mitten drin die wohl mysteriöseste, brutalste, skrupelloseste Figur der damaligen Zeit: die "Cocain Godmother" Griselda Blanco, die wahrscheinlich psychopatischste Frau der frühen Geschichte.
So mehr will ich auch garnichtmehr verraten, denn die ganze Action beginnt hier. Und durch die wirklich gekonnte Arbeit mit Tempo und Dramatik geht man in dieser Dokumentation richtig mit. Auf jeden Fall ne fette Empfehlung meinerseits, mich hatte es richtig gepackt. Beide Daumen hoch, auch wenn ich keine richtige Wertung abgeben möchte. Halte es für irgendwie unpassend.
Im Übrigen erscheint am 29.7.
Cocain Cowboys 2 - Hustlin' with the Godmother, die sich ganz speziell mit Griselda Blanco, mit ihrer Person und ihrem Hintergrund, beschäftigt.
http://www.rakontur.com/2007/02/11/cocaine-cowboys-ii-hustlin-with-the-godmother/