The Girl With the Dragon Tattoo Ich hab dem Film eine objektive Chance gegeben - aber er hat Sie leider nicht genutzt...
SettingSchon bei dem Vorspann (James Bond auf Methadon) war ich eher verwirrt, aber schliesslich geht es hier ja um den Film - und nicht um den Vorspann.
Das Setting ist Fincher-typisch eher dunkel gehalten mit einem leichten Grünstich. Das ganze hat mich doch leicht an Panic Room erinnert.
Gestört hat mich das "Schweden" in dem Film ab und an fast schon einen Ostblock-Charme hat - bei Aussenaufnahmen fällt das so nicht auf, aber alle Innenaufnahmen legen schon so das Gefühl dar, das Schweden etwas rückständig ist.
Massiv gestört hat mich das in "Schweden" zwar Schilder in schwedisch sind - aber alles andere ist in englisch. E-Mails sind in englisch, Polizeiberichte sind in englisch. Natürlich schreib auch Blomkvist seine Notizgen in englisch. Und ganz krass: Nachdem Salander von Bjurmann Ihren Check erhält ist der zwar von einer schwedischen Bank aber alle Texte sind in englisch
Insgesamt bekommt hier also ein sehr gutes Gefühl dafür, wie Amerikaner Schweden sehen: Als rückständige Engländer....
ScoreTeilweise ist der Score abwesend, manches Mal sehr dezent. Das gefällt mir im Prinzip sehr gut.
Warum ich Ihm dennoch einen eigenen Punkt widme ist, weil es Momente gibt (zum Beispiel die Salander/Bjurman-Szenen) wo der Score eher an ein Sägewerk erinnert und man das Gefühl hat "Yeah, wir machen mal einen auf Terror!!!" und das stört extrem. Ich habe schon sehr lange keinen Film gesehen, wo mich der Score derart massivst genervt hat.
Zwischenfazit Audiovisuell kann der Film mich überhaupt gar nicht überzeugen. Die Kritiken, die man im Netz so findet sehen es ja zum Glück sehr ähnlich!
StoryWie auch das schwedische Original weicht das Remake teils von der Story ab - wessen Abweichungen einen jetzt mehr oder weniger stören muss jeder für sich selber beurteilen.
Sehr gut gefallen hat mir, das einige Elemente aus dem Buch aufgegriffen wurde die ich mir in der schwedischen Variante mehr von gewünscht hätte, wie zum Beispiel das Auftauchen von Blomkvist's Tochter auf der Insel oder das Ende mit Salander auf Geld-Tour.
Sehr gestört hat mich die Änderung am Ende (mit dem verschwundenen Mädchen)
Insgesamt war die Story sehr holprig und teilweise hatte ich das Gefühl das Fincher keinen blassen Schimmer hat wo er den hin will.
So spielt Blomkvist's Auftrag eigentlich keine grosse Rolle und wird immer mal wieder uanusgewogen zwischen die Salander-Szenen "geklatscht" bevor dann am Ende alles schnell abgehandelt wird und es weiter geht mit Wennerström und Salander.
Das war im Buch und dem schwedischen Original zwar ähnlich - aber der Rythmus hat dort deutlich besser gepasst.
Ein wenig mehr Feinschliff hätte dem Drehbuch des Remakes sehr gut getan.
NebendarstellerExtrem gut haben mir Christopher Plummer als Henrik Wanger und Steven Berkoff als Drich Frode gefallen. Die Auswahl der beiden war echt top!
Ambivalent bin ich bei Robin Wright als Erika Berger - Sie hat sehr gut gepasst, ob Sie mir jetzt besser oder schlecher gefällt wie die schwedische Besetzung, da bin ich mir unschlüssig. Aber so oder so war Robin Wright hier mehr wie nur passend!
Goran Visnjic als Armansky war eine krasse Fehlbesetzung, unpassend und einfach nur schlecht.
Der Rest war okay - weder besonderst positiv noch negativ. Einzig Stellan Skarsgård war auf dem selben Niveau wie im Original, aber da hätte man auch den gleichen Darsteller nehmen können, hätte keinen Unterschied gemacht.
Sehr negativ fand ich das Fincher sich Null-Zeit für alle anderen Charaktere genommen hat; Mikael's Schwester zum Beispiel oder die Mitarbeiter von Millenium. Die spielen hier überhaupt gar keine Rolle.
HauptdarstellerDaniel CraigAls man Craig als Bond ausgewählt hat, hab ich mich wirklich gefragt ob es dennoch geht! Aber mit Casino Royale hat er mich zu 1000% überzeugt. Ich mag Craig und sehe Ihn gerne - aber hier ist er eine absolute Fehlbesetzung. Das manchen die Auswahl von Nyqvist gestört hat kann ich ja noch nachvollziehen aber Craig passt überhaupt gar nicht. Auch wenn man den Vergleich zum Buch lässt finde ich Ihn eher schwach, was meiner Meinung nach aber weniger an Ihm selber liegt als an dem schwachen Skript.
Rooney Mara - not Salander vs. SalanderDie Diskussion "Wer ist die beste Salander?" hatten wir ja schon, also wärme ich Sie hier noch nochmal auf (For the Records: Ich fand Noomi Rapace extrem genial und passend).
Mara ist keine schlechte Schauspielerin und gerade in den "verletzlichen" Szenen wirkt Sie echt brilliant und überzeugt (mich zumindest) absolut.
Aber den Rest der Zeit nehme ich Ihr die Rolle nicht ab, dieses reduzierte Method-Acting passt für mich nicht in die Rolle.
Wie man für so etwas eine Oscar-Nominierung erhält kann und will ich nicht verstehen - kann man sich so eine Nominierung auch kaufen? Für mich gleicht das einem Affront!
Im Netz liest man ja eigentlich nur positives über Ihr Spiel aber kapieren tue ich das null. Klar gibt's hier vielleicht mehr Realismus zum Buch (Tattoos und Nippelpiercing) - aber Salander selber ist ja gerade deutlich mehr wie der visuelle Schein.
Selbst wenn ich den Vergleich mit dem Buch lasse gefällt mir Rapace als Schauspielerin um Längen besser.
Damit möchte ich auf keinen Fall sagen, das ich Mara für eine schlechter oder unfähige Schauspielerin halte. Im Gegenteil: Ich finde Sie gut - aber zwischen gut und Oscar-würdig klaffen für mich Welten. Sorry.
FazitEin überflüssiges Remake mit schwachem Skript und enttäuschenem Look das nicht genug eigene Akzente setzt.
Das Leute wie Freddy es besser finden, damit kann ich leben. Immerhin kennt er sowohl die Bücher als auch die Original.
Das aber jede Menge Leute sich nur das Remake antun ohne Kenntnis der Bücher oder den Originalen zuvor eine Chance zu geben ist eigentlich schon - pardon the pun - Verblendung.