MonstersInhalt:Was geschah?
Eine NASA-Sonde geht auf dem Rückweg zur Erde unkontrolliert über Zentralamerika nieder und setzt außerirdische Sporen frei. Ebendiese Sporen befallen und verändern die Flora im Absturzgebiet. Die Folge: Innerhalb kurzer Zeit breiten sich im Großraum von Mexiko gigantische, krakenähnliche Aliens aus, welche vom Millitär mit Waffengewalt bekämpft werden. Ein Großteil Mexikos wird als infizierte Sperrzone deklariert und an der US-Mexikanischen Grenze eine riesige Schutzmauer errichtet.
6 Jahre später. Jetzt.
Der junge Fotograf Andrew (
Scoot McNairy) muss im Auftrag seines Chefs dessen Tochter Sam (
Whitney Able) von Mexiko in die Staaten geleiten. Ihre einzige sichere Chance ist der Wasserweg mit einer Fähre. Gemeinsam machen sie sich durch ein von Zerstörung, Chaos, Kollateralschäden und Gefechten des Militärs mit den Monstern beherrschtes Land auf, um an den Hafen zu gelangen. Als sie jedoch die Fähre nicht nutzen können, bleibt ihnen nur eine Chance. Sie erkaufen sich die Hilfe von Söldnern unter deren Schutz sie durch die Sperrzone bis hinter die riese Grenzmauer in die USA gelangen wollen…
Meinung:WOW
Monsters ist das Erstlingswerk, eine geniale Idee, die Vision des Jungregisseurs
Gareth Edwards. Regie, Drehbuch, Kamera, Visual Effects, Settings – für all das war er verantwortlich wie sich nach meiner Recherche herausstellte. Wer nach Genuss des Films gesagt bekommt, er hätte lediglich ein Mini-Budget von 15.000$ "verschlungen", der wird erst einmal herzlich lachen nur um dann später verblüfft festzustellen, dies ist in der Tat kein Scherz. Am Computer und ohne bombastische Summen zu verpulvern wurden die Visual Effects von ihm selbst in mühseliger Kleinarbeit in Photoshop (!!!) erstellt und später in den Film eingebaut. Hauptdarsteller gibt es nur 2 an der Zahl und auch sonst wurde so kostengünstig wie nur möglich gedreht. Vor Ort wurden die Menschen in den Dreh mit einbezogen und oft wurde ganz spontan ohne großartige Planung dort wo die kleine Crew – bestehend aus Edwards, einem Soundtechniker und den beiden Darstellern - unterwegs war gefilmt. Hat man
Monsters gesehen und all diese Hintergrundinformationen bzgl. der Entstehung, kann man nur ungläubig den Kopf schüttel. Wenn man sieht wie der Film optisch daherkommt würde man dies zu keiner Sekunde erwarten. Faszinierend! Genug der Worte um den Hintergrund. Kommen wir zu meiner persönlichen Meinung…
Wer einen Sci-Fi-Monster-Kracher a la
Cloverfield erwartet wird unter Garantie enttäuscht sein. Von einem Herzschlag-Feuerwerk ist Monsters sicher so weit entfernt wie die Erde von dem Planeten der die weiter oben angesprochenen Alien-Sporen beherbergte.
Auch ein Vergleich mit
District 9 hinkt, wobei er schon etwas treffender erscheint. Zwischen beiden Filmen ist die wohl größte Parallele die Tatsache, dass die Aliens schon einige Jahre auf der Erde sind. Dennoch ist die Herangehensweise der Regisseure jeweils eine komplett andere.
Monsters hat sicher Elemente aus beiden Filmen und ist doch ganz anders – vor allem viel ruhiger. Sollte ich ihn kurz und für mich treffend beschreiben, so würde ich ihn als eine ruhige, melancholische Liebesgeschichte in einem Roadmovie bezeichnen. Verpackt in wahnsinnig starke Bilder die in Einklang mit dem SENSATIONELLEN Score in einigen Aufnahmen geradezu hypnotisch wirken. Dazu zwei Darsteller die mir unglaublich gut gefallen haben. Ich denke man kann
Edwards Darstellerwahl als absoluten "Glücksgriff" bezeichnen. Ein oder gar zwei bekannte Hollywoodgesichter hätten dem Film sicherlich eher geschadet und ihn womöglich nicht so frisch, unverbraucht und authentisch erscheinen lassen. Sam(antha) und Andrew lernen sich als Zweckgemeinschaft kennen und entwickeln auf ihrer Reise eine enge Zuneigung füreinander. Können sie anfangs noch nicht viel miteinander anfangen, lernen sie sich aber im weiteren Verlauf besser kennen und schätzen. Auch wir lernen sie besser kennen. Andrew wirkt eingangs wie ein aalglatter und oberflächlicher Kerl der missmutig seinen Auftrag, Sam zu ihrem Vater zurückzubringen, erfüllt und einzig auf Dollars und sensationsträchtige Bilder aus dem Katastrophengebiet aus ist. Sam wirkt ebenfalls oberflächlich und ist die reiche Tochter welche sich einen Dreck um die Geschehnisse in Mexiko kümmert. Beide wirkten für mich dennoch zu keiner Zeit unsympathisch, werden im Verlauf aber noch sympathischer. Mit jeder Sekunde die sie mit uns mehr und mehr in die Geschichte eintauchen, Menschen begegnen, den Auslösern (Aliens) näher kommen und das Ausmaß begreifen, werden die beiden – man könnte sie als "verirrte Seelen" bezeichnen - glaubwürdiger, menschlicher und immer unverzichtbarer für diesen tollen Film.
Der Score einfach nur wunderschön, die Bilder geradezu hypnotisch. Zusammen eine Mischung die mich in diesem Maße zuletzt bei
L.A. Crash so packen und mir eine Gänsehaut bescheren konnte. Es gibt einzelne Szenen bei denen die Bildersprache und die Musik dazu einen einfach nur inne halten, nachdenken und genießen lassen. Um mal zwei dieser für mich magischen Momente zu nennen: Andrew und Sam in der Nacht auf einem Mexikanischen Friedhof/Gedenkstätte mit hunderten, vielleicht tausenden flackenden Kerzen. Oder eine Szene gegen Ende, als sie in der Abenddämmerung hoch oben auf einem Maya-Tempel die Landschaft bis hin zum gigantisch emporragenden Grenzwall überblicken. Das ist für mich Magie pur. Hier fällt mir auch immer wieder eine Szene aus
Michael Manns Collateral ein. Als der Film für einen Augenblick inne hält. Dazu der tolle Score und dann die Wölfe/wilden Hunde mitten in der Stadt über die Straße laufen. Grandios! Auch die letzte Szene hat sich mir eingebrannt. Wunderschön und irgendwie erschreckend/vor Augen führend zugleich. Für mich über alles erhaben und tief wirkend. Aber auch neben diesen tollen Momenten und der eher langsamen Gangart gibt es vereinzelte Szenen (zumindest eine) in denen eine "
Cloverfield-Atmo" entsteht. Eine Szene als die Gruppe um die beiden Flüchtlinge und ihre Söldner in der Nacht von einem Alien angegriffen werden, lässt den Adrenalinspiegel in die Höhe schießen. Mit Handkamera fühlt man sich inmitten der Attacke und krallt sich in seinem Kinosessel fest. Dennoch wiederhole ich mich gerne wenn ich die Warnung ausspreche, wir habe es hier mit einem eher ruhigen und die Story gemächlich voranführenden Film zu tun. Es wird nicht wenige Fans geben die letztlich nicht viel damit anfangen können und denen
Monsters weit weniger geben wird als mir. Viel Action und massenweise Aliens sucht man vergebens. Dessen sollte man sich am besten vorab bewusst sein.
Mich hat
Monsters in seiner Art jedenfalls zutiefst beeindruckt, ist nach dem Kinobesuch noch gewachsen und mit dem Hintergrundwissen wie er entstanden ist, kann ich mich vor
Gareth Edwards nur verbeugen. Auch dieses Jahr gibt es beim Fantasy Filmfest den bekannten "Fresh Blood Award". Jedes Jahr gehen tolle Filme von ambitionierten Jungregisseuren an den Start. So gewann diesen Award im vergangenen Jahr
District 9 (wobei ich den Titel auch
Moon gegönnt hätte) und ich würde mir wirklich wünschen
Monsters kann in 2010 den Sieg einfahren. Von mir hat er auf seiner Stimmkarte ohne lange zu zögern eine 1 (Schulnoten 1-6) bekommen.
Der Titel des Films lautet
Monsters. Am Ende bleibt eine Frage die jeder für sich selbst beantworten muss.
Wer sind eigentlich die Monster?
Monsters