Endlich ist er da, der Screener zu "I spit on your Grave", der Neuauflage des vielleicht kultigsten, auf jeden Fall aber härtesten Rape & Revenge - Klassikers aller Zeiten. Und damit ist es auch schon gesagt - die Neuauflage kommt an das Original bei Weitem nicht heran - weder an Intensität, noch an Brutalität, noch an nackter Haut.
Aber fangen wir mal ganz langsam an, so wie der Film: Wir begleiten die Schriftstellerin Jennifer Hills nicht in die Berge, sondern in die Tiefen undurchdringlichen Südstaatenhinterlands des amerikanischen Kontinents, mit all seiner Schönheit und Eigenarten. Zu diesen zählen, wie wir Horror-Fans wissen, die Einheimischen jenes Landstriches, die auf die meist abfällig gemeinte Bezeichnung "Rednecks" hören - will sagen: debil, verkommen, verdreckt und gewalt- und sexbesessen. In dieser beschaulichen Nachbarschaft hat sich Fräulein Hills also ein Ferienhäuschen am See gemietet, um hier zu arbeiten, zu entspannen, zu joggen und ab und an ein Tütchen zu schmauchen - kurzum: dem Stress der Großstadt zu entfliehen und zu chillen.
Das hört sich gut an - doch leider hat Jennifer die Rechnung ohne eine Hand voll gelangweilter Hinterwäldler gemacht, die unter permanentem Triebstau und Langeweile leiden und Jennifer zum Objekt ihrer Begierde auserwählt haben. Was folgt, kennen wir aus dem Original: Jennifer wird gedemütigt, mehrfach brutal vergewaltigt, für tot erklärt und kehrt zurück, um grausame Rache an ihren Peinigern zu üben.
So, das war dann auch schon die Handlung des Films, der zwar ne knappe halbe Stunde länger ist als das Original, dadurch aber keinerlei Vorteile hat. Denn die Macher der Neuauflage halten sich bis zum letzten Drittel fast haargenau an die Originalvorlage - erste Begegnung von Jennifer mit den Rednecks erfolgt an einer Tanke; der geistig behinderte Redneck, der die Lebensmittel im Original liefert, ist in der Neuauflage ein Klempner, der Jennifers Klo repariert; selbst der mundharmonika-spielende Vergewaltiger aus dem Original wurde übernommen, genauso wie Jennifer im Bikini im Liegestuhl. Als es dann zu den Übergriffen der Peiniger gegenüber Jennifer kommt, versucht man das mit der aus zahlreichen Hillbilly-Filmen bekannten Brutalität zu inszenieren, bleibt dabei aber leider weit hinter der im Original erzeugten Intensität zurück. So sind denn auch die Rape-Sequenzen eher schlapp (und sehr am Original angelehnt) und bei weitem nicht so harter Tobak wie das Original, bei dem man an diesen Stellen schon fast körperlich mit dem Opfer litt.
Danach verschwindet Jennifer erst mal in der Versenkung, um wenig später in einer Art japanischer Geisterfrauen - Auftritt mit Kill Bill - Rachegesichtsausdruck wieder in Erscheinung zu treten. Da die Rednecks alle ihre Habseligkeiten verbrannt haben, fragt man sich allerdings bis zum bitteren Ende, woher Jennifer wohl ihre Klamotten haben könnte...da wäre es dann doch wesentlich logischer gewesen, sie ihre Rache als nackige Nemesis vollenden zu lassen...
Hier spult sich dann ein Racheszenario ab, das entsprechend der aktuell so beliebten Torture Porns wesentlich schlimmere Grausamkeiten für die Peiniger vorsieht als die Originalvorlage, doch genau das schadet dem Film - er hebt sich dadurch nicht mehr aus dem Gros Dutzender ähnlicher Torture-Orgien ab. Wie im Original erwischt es den geistig behinderten Matthew zuerst, doch die geniale Idee des Original, ihn durch sein Opfer verführen und beim Liebesspiel erhängen zu lassen, sucht man in diesem Redneck-Vehikel vergeblich. Auch die berühmte Badewannenszene, in der Jennifer ihren Vergewaltiger seines besten Stücks beraubt, wird hier anders und eher derb, uninspiriert und nur auf Gewalt und Makeup orientiert inszeniert. Zwar kommt die Schere auch in der Neuauflage zum Einsatz, aber auch das ist wenig originell. Einzig der Kill des letzten Vergewaltigers ist ein bisschen hammermäßig, rettet den Film aber letztlich nicht über die Durchschnittsmarke.
Im Prinzip hätte man sich eine Neuauflage des Kultklassikers sparen können. Man hatte zwar als Fan taffer Filme erwartet, dass diese neue Version alle Regeln und Grenzen bisheriger Torture-Porns und R&R-Filme sprengen würde, was angesichts so mancher Produktion auch denkbar gewesen wäre, doch in dieser Hinsicht bietet der Streifen ein in die Länge gezogenes, halbherzig inszeniertes Aufwärmprodukt, das nur wirkt, wenn man das Original nicht kennt. Aber ich hatte gleich bei der Vorankündigung ein schlechtes Gefühl, das sich leider bewahrheitet hat. Einzig der Auftritt von Old-Timer Tracey Walter (den wir nicht nur als Killer aus Steve McQueen's letztem Film kennen, sondern auch aus zahlreichen anderen Filmen), der auf seine alten Tage noch mal auf der Leinwand auftreten darf, ist lobenswert, beschert er doch ein Wiedersehen mit einem alten Bekannten.
Tja, wieder mal zeigt sich, dass es nicht immer gut sein muss, an einem guten Produkt rumzuwerkeln. Immerhin beschert uns der amerikanische Markt inzwischen ja die Unrated-Fassung des Originals auf Silberling, und daran hätte vor ein paar Jahren auch niemand gedacht...
Würde ich Noten vergeben, wäre mehr als ne 6,0 von mir fürs Remake nicht drin, aber ich vergeb ja keine...
Ach ja, und das Poster - is zwar gut, hat aber wieder mal mit dem Film gar nix zu tun, sondern ist einfach nur vom Poster des Originals geklaut...
Der Lonewolf Pete