Nur eine Frau
- ich weiß nicht, was ich sagen soll. Der Film ist furchbar deprimierend und erschreckend. Julia hat sogar geweint, als wir aus dem Kino kamen und mir ging es auch recht elend. Mich verfolgt der Film auch noch - und das auf mehreren Ebenen. Der Film von Sherry Horman (produziert von Sandra Maischberger) handelt von der Geschichte der türkisch-kurdischen Berlinerin Hatun Sürüc, die 2005 dem Ehrenmord ihrer "Brüder" zum Opfer fällt. Der Film erzählt die Biographie anhand eines Spielfilms, der mit dokumentarischen Einsprengseln durchsetzt ist.
An sich ist die Darstellung einer religiös-fanatischen Familie, in der die Frau nichts Wert ist, und sich jedes Famailienmitglie der Tradition unterordnet erschreckend genug, aber der Film geht an sich noch tiefer. Er beschreibt die Mechanismen, wie man in einen Teufelskreis - ganz gleich ob Religion, Sekte, Faschimus oder nur Machtwahnsinn - hineinrutscht. Es funktioniert immer ähnlich. Man muss bedenken, dass auch deutsche Familien so funktioniert haben - es endet zwar nicht mit Mord - aber wir selbst kennen (deutsche) Familien, wo solche Strukturen herrschen (oder kannten - denn man trennt sich von so manchen Mitmenschen). Die Unterdrückung der Frau ist aber nicht das einzige Thema, sondern auch die Machtstrukturen von Männern, die selbst ganz arme Würstchen sind - aber auch die Behörden, deren Mühlen langsam oder zu langsam mahlen.
Maischberger hat selbst zugegeben, dass so ein Film natürlich Wasser auf den Mühlen islamfeindlich Denkender ist - aber ganz ehrlich - aber falsche oder böse Prediger gibt es auch bei den Katholiken (es gab da mal einen fiesen Kardinal in Köln).
Der Film zeigte mir auf, dass Menschen irgendwann nicht mehr zwischen richtig oder falsch unterscheiden können, wenn sie sich an irgendeine Ideologie, Religion oder keine Ahnung was für Götzenverehrung klammern - und sie selbst keine Toleraz oder Verständnis für andere aufbringen.
Ich kann auch kein Verständnis aufbringen - es gibt Dinge im Leben - da geht es um Gut und Böse, Richtig und Falsch. Da muss man nicht über Grauzonen diskutieren. Kriminelle Taten müssen bestraft werden ... Oh man... ich muss das immer noch verdauen.
Fazit: der Film ist einfühlsam, gut gespielt, schonungslos, aber auch differenziert. Und ich finde es wichtig, dass diese Gesichte erzählt wird. Und viele Menschen darüber nachdenken - dann die Würde des Menschen - jedes Menschen unantastbar ist.