Fargo Staffel 1
Beste Serienunterhaltung, in jeder Hinsicht klasse.
Ich schreibe noch was dazu.
So, wie versprochen gibt es meine Meinung zur Serie noch etwas ausführlicher.
Auch nachdem etwas Zeit vergangen ist, halte ich die erste Staffel
Fargo zum Besten, was das Fernsehen zu bieten hat.
Die Herausforderung war, dass man einerseits eine Serie im Sinne der Coen Brüder bzw. im Sinne des Filmes "Fargo" von 1996 abliefert, aber gleichzeitig eine viel größere Zielgruppe anspricht. Wie gut die Vorlage auch ist, für ein größeres Publikum war der Ursprungsstoff einfach etwas zu langsam, zu schräg und zu unspektakulär.
Ich möchte es als absolut genial bezeichnen, wie der Mittelweg schlussendlich aussieht. Es gibt viele Figuren zum Liebhaben, die neben ihren Eigenarten auch jeweils eine Entwicklung durchmachen und trotz einer gewissen Schrulligkeit authentisch wirken. Genau das war immer die große Stärke der Coen-Rollen und das wurde in der Serie noch weiter ausgearbeitet. Es geht in erster Linie um ganz normale Leute, Lester Nygaard (Martin Freeman) ist beispielsweise ein gefrusteter Ehemann, der auf der Arbeit nicht besonders erfolgreich ist und kein sonderlich gut ausgeprägtes Selbstbewusstsein hat. Er frisst täglich im übertragenen Sinn Scheiße und irgendwann platzt der Knoten und Lester lässt seinen niedersten Trieben Lauf und ermordetet die Person, die ihm am meisten das Leben schwer macht.
Nygaard ist eine herrliche Figur, die auf William H. Macy Rolle aus dem Film basiert. Hier geht er noch weiter und Reue ist das letzte, was ihm nach der Tat durch den Kopf geht. Ganz im Gegenteil, er entdeckt den harten Mann in sich und scheitert selbstverständlich an sich selber.
Die Polizistin Molly ist Sympathiefigur Nr. 1, die ambitionierte, intelligente Ermittlerin folgt ihrer Spur und ihrem Verdacht immer weiter und legt sich immer wieder mit dem leicht dösigen Vorgesetzten Bill Oswalt (Odenkirk) an. Hinzu kommt der absolut toll agierende Collin Hanks als Gus, ein Polizist der eigentlich keiner sein will. Im Gegensatz zur gewohnten Entwicklung bleibt Gus ein eher scheuer, vorsichtiger Typ, der nicht zum großen Helden der Polizei wird, sondern seinen Job wechselt und das macht, was ihm Spaß macht, wie im richtigen Leben
Auch wenn er am Ende eine wichtige Rolle spielt, handelt er aus persönlichen Gründen und nicht, weil er vom Loser zum Held wird, das ist sehr erfrischend.
Die wohl urigste Figur bleibt Lorne Malvo. Billy Bob Thornton bietet hier ein großartiges Bildschirm-Comeback und spielt den hochintelligenten Killer hervorragend und ist sicherlich auch mitverantwortlich für den großen Erfolg der Serie. Anfangs weiß man nicht so recht, warum er diverse seltsame Aktionen durchführt, aber so nach und nach erkennt man den Plan dahinter. Weiter gibt es noch viele Figuren, die einfach Spaß machen. Oliver Platt zum Beispiel ist absolut großartig in der Rolle Stavros, die für den Gesamtplot sehr wichtig wird, das ungewöhnlich Killerduo aus Fargo, der Vater von Molly, die sind alle gut bis sehr gut ausgearbeitet.
Die Geschichte und die vielen kleinen Nebenplots werden spannend erzählt. Man bekommt immermal wieder kleine Stücke des großen Ganzen hingeworfen und so nach und nach nimmt das Geschehen Form an. Man nimmt oft die Perspektive der einzelnen Figuren ein und ist sofort an den Bildschirm gefesselt, weil man ja jetzt zusammen mit Molly und Gus ermittelt. Klar weiß man als Zuschauer dabei auch schon Dinge über Malvo, aber das macht es nur noch interessanter, man möchte auch die Umstände wissen und mehr Einzelheiten, das funktioniert hier wirklich super.
Die audiovisuelle Umsetzung ist dabei nicht weniger genial.
Die Musik wurde grob aus dem Film übernommen und weiterentwickelt, zudem gibt es massenweise tolle Bilder der Landschaft und zudem hier und da nette Spielereien, die allerdings niemals aufdringlich wirken. Die Szene im Nebel ist so ein kleiner Höhepunkt oder der völlig absurde Durchmarsch durch das Gebäude des Syndikates in Fargo, bei dem der Zuschauer nur eine Kamerafahrt an der Hauswand lang sieht. Aber auch die kleinen Dinge sind schön, visuell befindet man sich hier auf jeden Fall auf allerbestem Kinoniveau.
Abschließend hat mir die erste Staffel sehr gut gefallen, ich würde meine Bewertung sogar auf die Höchstnote erhöhen.
Ich bin sehr gesapannt, was die zweite kann, man hört ja überall, dass die schon sehr anders sein soll. Ein bisschen Pause brauche ich noch, dann geht es bald weiter.